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Handy statt Laptop

28. Mai 2010

Auf der E-Learning Africa Konferenz in Sambia haben die knapp 1800 Teilnehmer aus rund 80 Ländern einen neuen Trend ausgemacht: nämlich M-Learning, mobiles Lernen.

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Liberianer, der mit dem Bonus von 150 Dollar in der Hand nach der Entwaffnung durch UN-Friedenstruppen mit einem Handy telefoniert. (Foto: dpa)
Ein Handy hat selbst in Afrika fast jeder...Bild: dpa

Der Raum mit dem Namen des berühmtesten sambischen Flusses Sambesi ist bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. Es ist der erste Nachmittag auf der E-Learning Africa Konferenz in Lusaka. Thema der Sitzung, die immerhin mit neun anderen zeitgleichen Runden konkurriert, lautet: Mobiles Lernen. Ein Beispiel dafür stellt Peter Kisare Otieno aus Kenia vor: Ausbildung für Krankenschwestern über das Handy. Derzeit läuft die Pilotphase, aber die Rückmeldungen von den beteiligten Schwestern seien nur positiv, so Peter Otieno. Denn die Schwestern könnten jetzt auch lernen, wenn sie im Minibus oder zu Fuß unterwegs seien. Ein Handy habe schließlich jeder. "Und dass man es einfach aus der Tasche ziehen und lernen kann, das ist ziemlich aufregend."

Die Lösung heißt Handy

Ein Händler repariert auf einem Markt in der nigerianischen Hauptstadt Abuja alte Mobiltelefone (Foto: dpa)
... auch alte Mobiltelefone werden oft für wenig Geld repariert.Bild: picture-alliance / dpa

Das Handy scheint die Lösung genau der Probleme zu sein, die dem E-Learning seit Jahren anhaften, und die es trotz der vielen auf der Konferenz gezeigten Initiativen nicht los wird: hohe Kosten für die Computer, Zugang zum Internet und – meist das größte Problem – Strom. Zumindest fallen diese Hürden beim Handy kleiner aus.

Das treibt mittlerweile auch kommerzielle Firmen an, sich im sogenannten M-Learning zu engagieren. So hat der Handyhersteller Nokia gemeinsam mit der südafrikanischen Regierung ein spielerisches Mathematik-Lernprogramm für Schulkinder auf den Weg gebracht, das ab Mai schon für 200.000 Schüler zur Verfügung stehen soll. Die Kinder lieben diese Handy-Anwendung, mit der sie sich direkt mit ihren Schulkameraden messen können. Und obwohl sie die Aufgaben aus dem Internet abrufen, ist der Preis gering.

Der Preis soll niedrig bleiben

Forum der E-Leraning Konferenz in Lusaka
E-Learning Konferenz in LusakaBild: Maja Braun

Denn, so Riitta Vänskä von Nokia, der Inhalt werde ohne schicke Flash-Animationen gezeigt, es seien nur einfache Grafiken und Text. Aber diese Daten seien in Südafrika sehr günstig herunterzuladen. Ein sehr aktives Kind würde bei ganz normalen Preisen etwa 8 bis 25 Cent pro Monat bezahlen. Und die Betreiberfirmen hätten zugesagt, dass sie die Preise gering halten würden, wenn das Programm für hunderttausende Schüler ausgeweitet würde.

Schon ist das Interesse groß, die Software zu übernehmen – in afrikanischen Ländern, aber auch in Indonesien und Brasilien. Trotzdem bleibt die Finanzierungsfrage. In Südafrika übernimmt die Regierung die Internetgebühren. Der Inhalt wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Das M-Learning Projekt für Krankenschwestern in Kenia wird komplett über Sponsoren finanziert. Das wird, so die Ansicht vieler, auch in der nächsten Zukunft nötig sein. Denn auch wenn das Internet mit dem Handy einfacher zugänglich ist, kann sich der große Teil der Afrikaner auch das M-Learning nicht leisten.

Schüchternheit ist eine Hürde

Äthiopisches Mädchen vor Mobilfunkwerbung (Foto: ap)
Mobiltelefonwerbung in ÄthiopienBild: AP

Für Bischof Tilewa Johnson aus dem westafrikanischen Gambia sind es dennoch nicht nur die technischen Hindernisse, die der effektiven Nutzung der neuen Medien im Weg stehen. Der anglikanische Bischof hat selbst eine Facebook-Gruppe gegründet, in der er online mit jungen Gemeindemitgliedern innerhalb und außerhalb Gambias diskutiert. Er sieht ein großes Problem in der Schüchternheit vieler Jugendlicher.

In Afrika gebe es eine Tendenz, so Bischof Johnson, die Kindern verbiete, sich in die Unterhaltung älterer Leute einzumischen. "Aber damit wir alle Vorteile der Internet-Medien nutzen können, sollten wir offen sein für zwei- und mehrspurige Diskussionen und akzeptieren, das diese ganze Hierarchie-Sache in der Online-Community unwichtiger ist."

Mit diesem Appell stieß Bischof Johnson auf offene Ohren bei den Besuchern der E-Learning Africa Konferenz. Aber er weiß selber, dass es noch Jahre dauern wird, bis sich die Technologie in Afrika durchsetzen kann.

Autorin: Maja Braun

Redaktion: Klaudia Pape