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Handwerkerinnen gesucht!

Mischa Ehrhardt
8. März 2023

Nicht nur bei der Bezahlung klafft noch immer eine Lücke zwischen Männern und Frauen. Im Handwerk aber ist die geschlechterspezifische Arbeitsteilung nach wie vor besonders ausgeprägt.

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Auszubildende mit Lehrmeister in einem Technologiezentrum bei Leipzig
Auszubildende mit Lehrmeister in einem Technologiezentrum bei Leipzig Bild: picture-alliance/dpa/W. Grubitzsch

Bike 5ive ist ein kleiner Fahrradladen mit Werkstatt im Osten Frankfurts. Bettina Karow hat sich hier vor 13 Jahren selbständig gemacht. Und es war kein einfacher Weg. "Es war schon schwierig, eine Ausbildung zu finden. Und danach war es auch nicht einfach, einen Job zu finden. Oft habe ich gehört, es gebe weder Umkleiden noch Toiletten für Frauen, das war ein Problem."

Dennoch ist die 41-Jährige ihren Weg trotz aller Hindernisse weitergegangen. Als Zweiradmechanikerin in einer sonst stark männerdominierten Branche hatte sie allerdings häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. "Vorher hatte ich einen anderen Laden. Der war klein, weil der Vermieter mir den größeren Laden daneben nicht geben wollte. Denn es würden sich ja keine Männer von einer Frau ein Fahrrad reparieren lassen. Das war extrem." Der zweite Laden von Bettina Karow läuft mittlerweile, auch wenn sie nach wie vor mit Problemen zu kämpfen hat. Es sind vor allem die Nachwehen der Pandemie und der Lieferkettenprobleme, die einer kleinen Abnehmerin von Fahrradteilen wie ihr das Leben schwermachen.

Nur 20 Prozent der Auszubildenden sind Frauen

Bettina Karow darf man im Handwerk als so etwas wie eine "Vorzeigefrau" betrachten. Denn bei den Auszubildenden liegt der Frauenanteil in Berufen wie ihrem, dem Bau- oder Ausbaugewerbe oder bei Automechanikern im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich. "Frauen sind nach wie vor im Handwerk immer noch stark unterrepräsentiert", sagt Gabriele Wydra-Somaggio vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. "Da kommt diese geschlechterspezifische Aufteilung des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes sehr deutlich zum Tragen."

Zimmermann und Zimmerfrau auf Wanderschaft
Zimmermann und Zimmerfrau auf WanderschaftBild: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten

Die Frauenquote bei den Auszubildenden liegt bei nur rund 20 Prozent, entsprechend werden auch nur 20 Prozent der Meisterprüfungen von Frauen abgelegt. Geschlechterspezifisch aufgeteilt sind vor allem die unterschiedlichen Bereiche des Handwerks. Es gibt klar frauendominierte Handwerksberufe, etwa das Friseurhandwerk. Auch Berufe wie Konditorin, Schneiderin oder Goldschmiedin sind Bereiche, in denen überwiegend Frauen Fuß fassen.

Image-Kampagne soll helfen

Bei den technischen Berufen sind etwa Zahntechniker oder auch Augenoptiker unter Frauen beliebt. In anderen Bereichen wie dem Bauhandwerk dominieren nach wie vor Männer das Geschehen. "Es ist also noch Luft nach oben", sagt der seit Jahresbeginn amtierende neue Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, der DW.

Die Branche und sein Verband versuchen über verschiedene Projekte und Initiativen wie den Girls-Day, junge Frauen für Handwerksberufe zu interessieren. Eine Image-Kampagne soll helfen, das Handwerk verstärkt als Tätigkeitsfeld für Frauen darzustellen. Maßnahmen, die in Zeiten von Fachkräftemangel die Lage in Zukunft verändern sollen.

Eine Frau arbeitet im Beruf als Metallbauerin in einem Betrieb des Metallbau. Mit dem Winkelschleifer schneidet Sie ein Stück Metall auf Mass.
Eine Metallbauerin bei der ArbeitBild: K. Schmitt/Fotostand/picture alliance

Und diese Maßnahmen zeigen insofern Wirkung, als etwa die Zahl der weiblichen Auszubildenden im Bau- und Ausbaugewerbe in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist - wenn auch auf niedrigem Niveau. So lag der Anteil junger Frauen bei den Azubis im Bauhauptgewerbe im Jahr 2021 beispielsweise bei gerade mal 2,5 Prozent.

Digitalisierung erleichtert die Arbeit

Dabei könnte es sich für Frauen durchaus lohnen, in die Welt der bislang eher männerdominierten Berufe zu gehen. Denn ein Nebeneffekt der geschlechterspezifischen Aufteilung im Handwerk ist eine für Frauen im Durchschnitt schlechtere Bezahlung. Gabriele Wydra-Somaggio: "Frauen üben vor allem kreativere Handwerksberufe aus, die ein deutlich niedrigeres Lohnniveau haben als die technischen Berufe, die vor allem von Männern ausgeübt werden." Das liegt auch daran, dass in diesen Berufsfeldern oft größere Unternehmen agieren, in denen das Lohnniveau tariflich festgelegt wird.

Um in Zukunft den Zuspruch von Frauen für alle Handwerksbereiche zu erhöhen, verweist der Zentralverband des Handwerks darauf, dass sich viele Berufe entwickelt hätten. "Manche Berufe sind körperlich anstrengend. Aber es gibt inzwischen auch viele Erleichterungen, die den Zugang für Frauen erleichtern", so Handwerkspräsident Jörg Dittrich. So würden etwa im Dachdecker-Handwerk Drohnen eingesetzt, doch auch in vielen anderen Gewerken erleichterten der technische Fortschritt und die Digitalisierung die körperliche Arbeit mittlerweile erheblich.