Haftbefehl gegen früheren Ölboss in Mexiko
6. Juli 2019Der ehemalige Chef des staatlichen Ölkonzerns Pemex und Berater von Mexikos Ex-Präsident Enrique Peña Nieto wird offiziell der Korruption beschuldigt. Es lägen Haftbefehle gegen Emilio Lozoya und mehrere Familienangehörige vor, teilte die Staatsanwaltschaft in Mexiko-Stadt mit. Lozoya und seine Frau, eine Schwester und seine Mutter sollen in den Schmiergeldskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht verwickelt sein.
Lozoya, der Pemex von 2012 bis 2016 führte, wird vorgeworfen, er habe mehr als zehn Million US-Dollar (knapp neun Millionen Euro) von Odebrecht angenommen. Die Zahlungen sollen bis 2012 zurückreichen, als der Mexikaner Chef-Stratege im Wahlkampf des späteren Staatschefs Peña Nieto war. Angeblich flossen Teile des Geldes auch in die Wahlkampfkassen. In einem anderen Fall wird Lozoya zudem der Geldwäsche beschuldigt. Der Manager weist alle Vorwürfe zurück und sieht sich als Opfer "medialer Verfolgung".
Ausgeklügeltes System der schwarzen Kassen
Die Korruptionsaffäre um Odebrecht - den größten Baukonzern Lateinamerikas mit Hauptsitz in Brasilien - erschüttert mehrere Staaten des Kontinents. Seit 2014 enttarnten Ermittler ein ausgeklügeltes System zur Zahlung von Schmiergeldern an Politiker, Parteien, Staatsbeamte und Manager. Das Unternehmen gab zu, in zwölf Ländern, darunter auch Mexiko, Hunderte Millionen Dollar gezahlt zu haben, um an Aufträge zu gelangen.
In Brasilien, Peru und Kolumbien wurden in der Folge ehemalige Präsidenten und hochrangige Regierungsvertreter festgenommen und vor Gericht gestellt. In Mexiko hat es bislang keine Festnahmen gegeben.
Die Ermittlungen gegen die mexikanischen Verzweigungen des Odebrecht-Skandals seien "auf verwerfliche Weise für sehr lange Zeit eingefroren gewesen", erklärte die Staatsanwaltschaft nun. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador, der im Dezember die Regierungsgeschäfte von Peña Nieto übernommen hatte, war mit dem Versprechen angetreten, energisch gegen Armut, Korruption und Gewalt im bevölkerungsreichsten spanischsprachigen Land vorzugehen.
jj/ust (dpa, afp)