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Hadern mit dem EZB-Kurs

31. August 2012

EZB-Chef Draghi will den Euro um jeden Preis retten. Das geht Bundesbankpräsident Weidmann zu weit. Im Kampf gegen die EZB-Mehrheit soll Weidmann sogar an Rücktritt gedacht haben.

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Bundesbankpräsident Jens Weidmann (Foto: dpa)
Bundesbankpräsident Jens WeidmannBild: picture-alliance/dpa

Der Präsident der Bundesbank, Jens Weidmann, hat einem Bericht zufolge in den vergangenen Wochen mehrfach ernsthaft seinen Rücktritt erwogen. Wegen der umstrittenen Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB), ein neues Programm für den Kauf von Staatsanleihen kriselnder Euro-Staaten aufzulegen, habe Weidmann seinen möglichen Rücktritt auch mit der Bundesbank-Spitze erörtert, berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise.

Die Bundesbank wollte das nicht kommentieren. Ein Sprecher verwies stattdessen auf eine Aussage Weidmanns vom Beginn dieser Woche. "Ich kann meiner Aufgabe am besten gerecht werden, wenn ich im Amt bleibe", hatte er dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" gesagt.

Wer soll den Euro retten?

EZB-Chef Mario Draghi hatte jüngst angekündigt, im Rahmen seines Mandats alles zum Erhalt des Euro zu tun. Zugleich stellte er ein Anleihekaufprogramm für Schuldenstaaten in Aussicht, die sich unter den Euro-Rettungsschirm begeben und sich im Gegenzug zu Reformen verpflichten. Weidmann hatte den Kurs massiv kritisiert und im "Spiegel" davor gewarnt, dass eine solche Hilfe "wie eine Droge" zur Abhängigkeit der Schuldenländer führen könne. Zugleich sieht der oberste Notenbanker Deutschlands die Gefahr, dass die Retter-Rolle der EZB in der Eurokrise die Zentralbank in Konflikt mit ihrer wichtigsten Aufgabe bringen würde, die Preise stabil zu halten.

Mit dieser Haltung ist Weidmann im EZB-Rat isoliert. Anfang August hatte er als Einziger gegen mögliche Anleihekäufe durch die Notenbank gestimmt, wie EZB-Chef Mario Draghi im Anschluss an die Sitzung mitgeteilt hatte.

Richtungsstreit über die Medien

Draghi wehrte sich diese Woche gegen die Kritik Weidmanns. In einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit" betonte er, dass Angst und Irrationalität an den Kapitalmärkten außergewöhnliche Maßnahmen erforderten.

Bisher hat die EZB Anleihen verschuldeter Euro-Länder im Umfang von 210 Milliarden Euro eingesammelt. Aus Protest gegen diese Käufe legten der ehemalige Bundesbank-Chef Axel Weber und der Chefökonom der EZB Jürgen Stark ihre Ämter nieder.

Im Mai 2011 folgte Jens Weidmann auf Axel Weber und war mit 43 Jahren der jüngste Bundesbank-Präsident.

zdh/uh (Reuters, dpa, AFP)