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Habeck zu Flüssiggas-Verhandlungen in Katar

19. März 2022

Deutschland will seine Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren - deshalb ist Wirtschaftsminister Robert Habeck an den Golf gereist. Das Emirat wird für seine Menschenrechtslage kritisiert.

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Bundeswirtschaftsminister Habeck in Katar
Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist zu Gesprächen in Katar eingetroffen, in denen er neue Bezugsquellen für Wasserstoff und verflüssigtes Erdgas (LNG) ausloten will. "Ziel der Reise ist, mittelfristig eine Wasserstoff-Partnerschaft aufzubauen, das heißt es politisch zu flankieren", sagte der Grünen-Politiker vor dem Abflug in Berlin. Mitgereist sind rund 20 Unternehmensvertreter, vor allem aus dem Energiebereich.

Bis Katar LNG nach Deutschland liefert, vergehen Jahre

Bisher deckte Deutschland rund 55 Prozent seines Erdgasbedarfs aus russischen Bezugsquellen. Als Reaktion auf den von Moskau begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine will Berlin diese Abhängigkeit nun reduzieren. Dass Deutschland sich in eine derartige Abhängigkeit von Russland begeben habe, sei "einfach dämlich" gewesen, sagte Habeck vor seiner Reise im "Deutschlandfunk". Die Europäische Union hat insgesamt als Zielmarke ausgegeben, die russischen Gasimporte in alle Mitgliedsländer bis Ende 2022 um zwei Drittel zu reduzieren.

Bundeswirtschaftsminister Habeck reist nach Katar
Habeck im Gespräch mit mitreisenden Journalisten an Bord des A350-RegierungsjetsBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Die erhofften katarischen Lieferungen könnten jedoch erst in mehreren Jahren direkt in Deutschland in Empfang genommen werden, da dazu erst LNG-Terminals an der Nordseeküste errichtet werden müssen. Es gehe darum, dann Lieferverträge zu haben, die dann die zusätzlichen Kapazitäten nach Europa bringen könnten, sagte Habeck. Der Bau der Terminals dauere zwar etwas. Er hoffe aber, dass Katar in der Zeit ein bisschen mehr Gas bereitstellen könne. "Das werden wir dann aber in den Gesprächen klären."

Menschenrechtler kritisieren Katar

Habeck, der auch Vizekanzler in der Bundesregierung aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen ist, will nach eigener Aussage auch die Menschenrechtslage in Katar ansprechen. In Bezug auf die Fußball-Weltmeisterschaft, die im November in dem Emirat ausgetragen wird, waren vor allem die Arbeitsbedingungen meist ausländischer Arbeiter in den Fokus geraten, die teilweise nach dem sogenannten Kafala-System de facto zu Leibeigenen der Unternehmer wurden. Menschenrechtler werfen Katar zudem die Diskriminierung Homosexueller vor.

Katar Ras Abu Aboud Stadion
Auf den Baustellen rund um die neuen WM-Stadien kamen Berichten zufolge viele Arbeiter ums LebenBild: HAMAD I MOHAMMED/Reuters

Habeck verteidigte die Zuwendung zur Golfregion in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" mit der Einschätzung: "Viele Opec-Staaten sind problematisch. Aber zwischen einem nicht demokratsichen Staat, bei dem die Situation der Menschenrechte problematisch ist, und einem autoritären Staat, der einen aggressiven, völkerrechtswidrigen Krieg vor unserer Tür führt, gibt es nochmal einen Unterschied. Wir können nicht alle Länder von Lieferungen ausschließen."

LNG für den deutschen Kohleausstieg

Nach Gesprächen am Sonntag will Habeck in die Vereinigten Arabischen Emirate weiterreisen. Dort ist für Montag ein Treffen mit Ministern geplant. Am Mittwoch hatte der Grünen-Politiker in Norwegen zusätzliche Gaslieferungen vereinbart.

Die Berliner Koalition will im Zuge des Kohleausstiegs moderne Gaskraftwerke zur Stromerzeugung errichten, die in einigen Jahren von LNG auf klimaneutral hergestellten Wasserstoff umsteigen sollen. LNG verursacht pro Kilowattstunde Strom deutlich weniger CO2 als Braun- oder Steinkohle, ist als fossiler Brennstoff jedoch ebenfalls klimaschädlich.

ehl/uh (rtr, dpa)