DFB-Traumduo Musiala und Wirtz: Gut, besser, "Wusiala"
26. Dezember 2024"Wenn beide Lust haben und richtig Gas geben, ist es schwer für den Gegner, das ist außergewöhnlich gut", lobte Bundestrainer Julian Nagelsmann seine beiden Offensivkünstler Florian Wirtz und Jamal Musiala am Rande des Länderspiels gegen Ungarn im November. "Das sind zwei Fußballer - wenn die sich suchen und finden, ist es sehr, sehr gut anzuschauen."
Der Coach der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gerät oft ins Schwärmen, wenn es um seine beiden jungen Offensivspieler geht. Und er ist nicht der Einzige, der bei den Ballzauberern eine Lobeshymne anstimmt.
"Beide sind in ihren jungen Jahren schon Weltklasse", lobte kürzlich auch Ex-Bundestrainer Joachim Löw, der 2014 mit der DFB-Elf Weltmeister wurde. "Sie sind unheimlich kreativ, stark im eins gegen eins, sie sind beide torgefährlich und haben einen unglaublichen Weg gemacht in den letzten Jahren", schwärmte der 64-Jährige. Sie seien aus dem Spiel des DFB-Team nicht mehr wegzudenken, so Löw.
"Wusiala" wird zum Erfolgsfaktor
Das Lob ist berechtigt, schließlich hat das Offensiv-Duo 2024 wesentlich dazu beigetragen, dass die Nationalmannschaft wieder zu einem der besten Teams der Welt zählt. Nach mehr als sechs Jahren hat die DFB-Elf wieder den Sprung unter die Top Ten der FIFA-Weltrangliste geschafft.
Mit der Rückkehr in die Fußball-Weltelite krönt die Elf von Nagelsmann ein erfolgreiches Länderspieljahr. In 15 Spielen verlor Deutschland nur einmal - ausgerechnet im EM-Viertelfinale gegen den späteren Europameister Spanien - feierte zehn Siege und spielte vier Mal Unentschieden. Zudem zog das DFB-Team zum ersten Mal in der Geschichte ins Viertelfinale der UEFA Nations League ein. Die Treffsicherheit, aber vor allem Kreativität und Entschlossenheit ist unter Nagelsmann zurück in der DFB-Elf.
Von den insgesamt 35 Toren der Nationalelf gehen sechs Treffer auf das Konto von Wirtz, der außerdem drei Vorlagen gegeben hat. Sein Kumpel Musiala kommt auf fünf Tore und fünf direkte Tor-Vorbereitungen. Damit ist das neue Traumduo, das von den Medien "Wusiala" getauft wurde, an mehr als der Hälfte aller Treffer beteiligt gewesen.
"Wir sind nicht leicht auszurechnen, sondern haben viele Lösungen parat, egal wie der Gegner steht", erklärte Wirtz und ergänzte: "Jamal und ich sind Spieler, die immer Lösungen suchen, wir sind nicht leicht ausrechenbar." "Mit Flo zu spielen, macht immer Spaß. Wenn wir im Rhythmus sind und Selbstbewusstsein haben, können wir den ganzen Abend rumzocken", gab Musiala das Lob zurück.
Füllkrug: "Das ist ein Geschenk"
Beide Spieler wissen was sie können, und bringen mit ihrem unbekümmerten und oft unvorhersehbaren Spiel die Gegner an den Rand der Verzweiflung. Denn wenn "Wusiala" auf dem Platz steht, wird es fast immer spektakulär. Zuletzt sorgten die beiden beim 7:0-Kantersieg in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina (16.11.2024) für Begeisterung bei den Fans, aber auch bei den eigenen Mitspielern.
"Das sind brutal gute Spieler, wie sie Dinge auf engem Raum lösen, mit Dribblings, mit Übersicht, das ist sehr besonders, da schon so weit zu sein", sagte Stürmer Tim Kleindienst. "Da wird einem erstmal wieder bewusst, wie alt man selber ist, wenn man die Jungspunde da rumlaufen sieht. Was die in den jungen Jahren schon leisten und auch schon erlebt haben, ist etwas Besonderes."
Auch Sturmkollege Niclas Füllkrug zeigte sich begeistert und lobte: "Wir sind echt glücklich, die beiden in der Truppe zu haben, das ist ein Geschenk. Da werden alle deutschen Zuschauer die nächsten Jahre sehr, sehr viel Spaß dran haben."
Marktwerte gehen durch die Decke
Die Begeisterung für Musiala und Wirtz lässt sich auch an den Marktwerten der beiden Jungstars belegen. Laut "Transfermarkt.de" beträgt das Preisschild aktuell 130 Millionen Euro - pro Spieler. Damit zählen die deutschen Nationalspieler zu den wertvollsten Kickern weltweit. Aber trotz des großen Hypes, kommen "Wusiala" angenehm normal daher: keine extravaganten Klamotten, keine Skandale, keine übertrieben genutzten Social-Media-Plattformen.
Musiala habe ein "super Umfeld, mit seinem Management, mit seiner Familie. Das ist wichtig, um trotz aller Lobeshymnen auf dem Boden zu bleiben", erklärte Rekordnationalspieler und TV-Experte Lothar Matthäus, der Musiala bereits mit Superstars wie Lionel Messi und Diego Maradona verglich.
Gleiches gilt auch für Wirtz, dem jüngsten von zehn Kindern einer sportbegeisterten Familie. Vater Hans-Joachim Wirtz ist als engster Berater für die Verträge seines Sohnes zuständig und achtet darauf, dass die Karriere in der richtigen Geschwindigkeit vorangeht.
Kompany: "Jamal wie Zidane oder Ronaldinho"
In ihren jeweiligen Vereinen gelten die beiden Mittelfeldspieler längst als unverzichtbar. Trotz ihres jungen Alters von 21 Jahren haben beide jeweils weit über 150 Profispiele in Bundesliga, DFB-Pokal und Europapokal absolviert.
Jamal Musiala, der den FC Bayern in der Saison 2022/23 mit seinem entscheidenden Tor gegen Köln zum letzten Meistertitel schoss, ist eine der Stützen im Mannschaftsgerüst: als kreativer Ideengeber, Spieler und mittlerweile auch regelmäßiger Torschütze.
"Er macht die richtigen Schritte, auch körperlich. Er bringt viel Freude in die Mannschaft", erklärte sein Vereinstrainer Vincent Kompany. Der FCB-Coach verglich Musiala bereits mit Superstars wie Zinédine Zidane oder auch den Brasilianer Ronaldinho. "Jamal kann einer dieser Spieler werden."
Xabi Alonso: "Wirtz ist ein Unterschiedsspieler"
Ähnliches gilt für den gleichaltrigen Florian Wirtz, der beim aktuellen Deutschen Meister Bayer Leverkusen unter Vertrag steht. "Wir wissen, er ist ein Unterschiedsspieler für uns", lobte Werkself-Trainer Xabi Alonso nach Wirtz' Gala mit zwei Toren in der Königsklasse gegen RB Salzburg Ende November. "Wir sehen, dass dieser Wettbewerb für ihn gemacht ist. Er ist ein Champions-League-Spieler", so Alonso. "Er hat den Wunsch und Willen, große Spiele zu machen. Je größer, umso besser für ihn."
Allerdings ist Wirtz nicht nur in der Offensive ein Erfolgsfaktor für Leverkusen. Mit über zehn Kilometern pro Spiel ist er der fleißigste Werkself-Profi. Er arbeitet viel nach hinten mit, gewinnt zahlreiche Bälle, leitet den Angriff ein und ist dann am Ende auch vorne im gegnerischen Strafraum mit dabei, um den Torabschluss zu suchen.
Mit 'Wusiala' zum WM-Titel 2026?
Deutschland hat mit Musiala und Wirtz seit Jahren wieder ein Duo, das auf und neben dem Platz begeistert. Wenig verwunderlich also, dass Bundestrainer Nagelsmann nach dem unglücklichen Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM gegen Spanien den WM-Titel 2026 als Ziel ausgegeben hat.
Dennoch sind die Schultern, auf denen die Hoffnungen einer ganzen Fußball-Nation ruhen, noch erstaunlich schmal, aber trotzdem schon sehr belastbar. Doch mit dem Spielwitz, der Kreativität, Treffsicherheit und Unbekümmertheit, die Musiala und Wirtz mitbringen, dürfte für das DFB-Team in den kommenden Jahren vieles möglich sein.