Grönlands Eis schmilzt rasant
25. Dezember 2024Grönlands Eisschild ist von 2010 bis 2022 um durchschnittlich 196 Kubikkilometer pro Jahr geschrumpft. Dabei schwankte die jährliche Schmelzmenge zwischen vier und 464 Kubikkilometern, wie eine Forschergruppe der englischen Universität Leeds im Fachjournal "Geophysical Research Letters" berichtet.
Für die Untersuchung werteten die Wissenschaftler erstmals Höhenmessungen der Satelliten-Missionen "CryoSat-2" der europäischen Weltraum-Organisation ESA und "ICESat-2" der US-Raumfahrtbehörde NASA vergleichend aus. "CryoSat-2" misst die Höhe des Eises auf dem Grönländischen Eisschild mit Radar, "ICE-Sat-2" dagegen per Laser.
Radarstrahlung hat den Vorteil, dass sie durch Wolken dringt, also auch bei bewölktem Himmel eingesetzt werden kann. Allerdings dringen die genutzten Radarfrequenzen bis zu zehn Meter in Schneeoberflächen ein, sodass die Messung relativ ungenau ist und Korrekturrechnungen erfordert. Ein Laser hingegen misst recht präzise die Schnee- und Eisoberfläche - aber nur bei nahezu wolkenlosem Himmel.
Ein großer Verlust
Die Forscher ermittelten aus den Messdaten der beiden Satellitensysteme von 2018 bis 2022 eine durchschnittliche Verringerung der Eishöhe um 11,6 Zentimeter pro Jahr über den gesamten Eisschild. Allerdings war diese Abschmelzung sehr ungleich verteilt: Im großen Innenbereich waren es lediglich 6,3 Zentimeter, in den Randbereichen 54,3 Zentimeter, also rund neunmal so viel.
Für den Zeitraum 2010 bis 2022 errechneten die Wissenschaftler einen durchschnittlichen jährlichen Eisverlust von 79 Kubikkilometern im Innenbereich und 117 Kubikkilometern in den Randbereichen. Diese insgesamt 196 Kubikkilometer pro Jahr ergeben für den ganzen Untersuchungszeitraum einen Volumenverlust um 2352 Kubikkilometern. Dies entspricht fast der Wassermenge des größten afrikanischen Sees, des Victoriasees.
Laut einer Studie von 2023 hat das schmelzende grönländische Eis seit 1992 zu einer Erhöhung des weltweiten Meeresspiegels um 13,6 Millimeter geführt. Nach ESA-Berechnungen würde ein komplettes Abschmelzen dieses Eisschildes den Meeresspiegel um rund sieben Meter steigen lassen.
"Grönland gehört uns"
Grönland verfügt über den zweitgrößten Eispanzer der Erde. Größer ist nur jener der Antarktis. Das dünn besiedelte Grönland ist ein weitgehend autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark. Kürzlich hatte der designierte US-Präsident Donald Trump mit dem Statement für Aufsehen gesorgt, er wolle die größte Insel der Welt den Vereinigten Staaten einverleiben. Grönlands Regierungschef Múte Egede stellte daraufhin klar: "Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf und werden auch nie zum Verkauf stehen."
wa/haz (dpa, afp)