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Grundwasser - die unsichtbare Ressource

Tim Schauenberg
26. August 2024

Nicht nur für die Landwirtschaft ist Grundwasser unersetzlich. Wenn es im Sommer zu wenig regnet, kann der Grundwasserspiegel absinken. Aber was ist Grundwasser eigentlich? Und wie wichtig ist es für uns?

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Wasserloch im Regenwald
Manche Grundwasserspeicher - wie dieses Höhlensystem in Mexiko - sind riesigBild: Hector Vivas/Getty Images

Was genau ist Grundwasser?

Es ist fast überall auf der Erde zu finden, doch meistens unsichtbar. Überirdische Seen und Flüsse machen nur einen kleinen Teil des Süßwassers aus, sehr viel mehr lagert als Grundwasser unter der Erde. Denn rund 99 Prozent aller flüssigen Frischwasservorkommen der Erde sind Grundwasser. 

Es fließt durch die Hohlräume im Gestein, durch Felsspalten und sickert durch den Boden, es verbindet Gebirge mit dem Tiefland und dem Ozean. Manche Grundwasserschichten liegen nur ein paar Meter unter der Oberfläche. Anderes Grundwasser lagert seit Millionen von Jahren in bis zu zwei Kilometern Tiefe in gigantischen Wasserspeichern und verzweigten unterirdischen Netzwerken, die sich unter mehreren Ländern und über hunderttausende Quadratkilometer erstrecken. 

Grundwasser ist das flüssige Bindeglied zwischen einer Vielzahl von Ökosystemen wie Flüssen, Seen, Lagunen, natürlichen Quellen, zwischen Feucht- und Trockengebieten. Es hat eine Schlüsselfunktion für den Wasserkreislauf und damit für alles Leben auf dem Planeten. 

Insgesamt gibt es so viel Grundwasser, dass es ausreichen würde, um die gesamte Landfläche der Erde mit einer 180 Meter dicken Wasserschicht zu bedecken.

Eine grünes Feld in einer trockenen Umgebung wird mit feinen Wassertopfen aus einem rollenden System versorgt
Bewässerungssysteme sind praktisch: Wenn es tagsüber zu heiß ist, können die kühleren Nachtstunden genutzt werden Bild: Menahem Kahana/AFP

Warum ist Grundwasser so wichtig?

Experten vergleichen Grundwasser oft mit einem Sparkonto der Menschheit. Etwa die Hälfte des weltweiten Trinkwassers, 40 Prozent des Wasserbedarfs der Landwirtschaft und 30 Prozent der Industrie werden durch Grundwasser gedeckt. 

Besonders in trockenen Regionen ist das Grundwasser oft die einzige Wasserquelle. Oasen und natürliche Quellen speisen sich ausschließlich aus dem Grundwasser und versorgen Pflanzen und Tiere in der Umgebung.

In einigen Gebieten der Welt sind die Menschen mit starker Wasserknappheit konfrontiert, weil sie das Grundwasser schneller verbrauchen, als es sich auf natürliche Weise wieder auffüllt.  

Frau in Kenia steht in einem Brunnenloch im Boden und schöpft Wasser in Tröge, aus denen Ziegen trinken
Ohne Wasser keine Landwirtschaft: Besonders in trockenen Regionen ist es oft mühsam, Tiere und Menschen ausreichend zu versorgenBild: Thomas Trutschel/photothek/picture alliance

Zu den größte Bedrohungen für die Grundwasservorkommen, damit verbundene Ökosysteme und Milliarden von Menschen gehört neben der Übernutzung die Verschmutzung. Das passiert, wenn Chemikalien, ungeklärte industrielle Abfälle, die Verseuchung durch Dünger aus der Landwirtschaft, undichten Müllhalden oder städtische Abwasser in die Tiefe sickern und ins Grundwasser gelangen.

Laut den Vereinten Nationen ist weltweit das Grundwasser fast überall noch in einem guten Zustand und kann bedenkenlos genutzt werden. Dies ist aber regional sehr unterschiedlich.

So sinken zum Beispiel in Spanien, dem Iran, China und den USA die Wasserspeicher teilweise um zwei Meter pro Jahr ab, dort werden immer tiefere Brunnen gebohrt. Dafür gibt es in in Afrika südlich der Sahara noch mehr als genug Wasser unter der Erde. Gerade dort, wo es häufig zu Dürren kommt, gibt es noch riesiges Potenzial, die gigantischen Grundwasservorräte zur Versorgung der Menschen und für die Landwirtschaft zu nutzen. 

Kinder fahren mit dem Fahrrad auf einem ausgetrocknete Flussbett, nur ein kleine Wasserpfütze ist noch flüssig
Gerade dort, wo es kaum regnet, ist man vor allem auf das Grundwasser angewiesenBild: Chaideer Mahyuddin/AFP/Getty Images

Wie füllen sich Grundwasser-Reservoirs wieder auf?

Grundwasser füllt sich vor allem durch Regen oder auch das Schmelzen von Schnee wieder auf. Durch die Schwerkraft versickert das Wasser im Boden, es nutzt die Spalten und Hohlräume und sammelt sich zu Wasserspeichern an.

Ob der Niederschlag wirklich das Grundwasser wieder auffüllen kann, hängt von der Regenmengen, der Bodenbeschaffenheit und der Jahreszeit ab. Im Sommer regnet es zum Beispiel in Europa in einigen Gebieten eher mehr.

Wegen der höheren Temperaturen verdunstet aber auch mehr Wasser, außerdem sind die Pflanzen im Sommer umso durstiger. Dann kommt nur wenig Wasser im Untergrund an. Im Winter, wenn die Pflanzen nur wenig Wasser brauchen und kaum etwas verdunstet, füllen sich Grundwasserspeicher in der Regel wieder auf.