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Großfahndung nach Leichenfund in Schlepper-LKW

28. August 2015

Nach ihrer grausigen Entdeckung auf einer Autobahn in Österreich weiß die Polizei noch nicht, wie viele Menschen in dem Laster starben. Die Schleuser sind vermutlich längst außer Landes. Ein Krisenstab ist eingerichtet.

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Schlepper-LKW in Österreich wird untersucht
Bild: picture-alliance/dpa

Die österreichische Polizei hofft, bis Freitag die genaue Zahl der in einem Schlepperfahrzeug zu Tode gekommenen Flüchtlinge zu kennen. Der Kühl-Transporter befindet sich inzwischen in Nickelsdorf nahe der ungarischen Grenze. Dort werde er in einem gekühlten Raum geöffnet, sagte der zuständige Landespolizei-Direktor Hans Peter Doskozil. Ermittler und Gerichtsmediziner müssten nun die bereits leicht verwesten Opfer bergen, untersuchen und möglichst identifizieren. Nach der Bergung würden die Leichen in die Gerichtsmedizin Wien gebracht.

Bis dahin gehe die Polizei weiterhin von mindestens 20 und höchstens 50 Toten aus. Darunter könnten auch Frauen und Kinder sein. Die genaue Zahl lasse sich deshalb so schwer feststellen, weil einige der Leichen bereits verwest seien, sagte Doskozil. Das habe sich gezeigt, als der in einer Autobahn-Pannenbucht abgestellten Kühl-LKW kurz in Augenschein genommen wurde. Aus dem Laster war Verwesungsflüssigkeit ausgetreten.

Ob die Menschen beim Transport erstickt sind, wie verschiedentlich vermutet wurde, könne man noch nicht sagen, so der Landespolizei-Direktor. Die Gerichtsmediziner klärten in jedem einzelnen Fall die Todesursache.

Nachts über die Grenze

Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil (Mitte) vor der Presse (Foto: dpa)
Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil (Mitte) vor der PresseBild: picture-alliance/dpa/H. Punz

Nach ersten Erkenntnissen gehen die Ermittler davon aus, dass die Flüchtlinge nicht in Österreich starben, sondern bereits auf der Reise dorthin, etwa eineinhalb bis zwei Tage vor dem Fundzeitpunkt. Bei dem Schlepperfahrzeug handele es sich um einen in Ungarn zugelassenen Wagen, der östlich von Budapest gestartet sei und wohl in der Nacht die österreichische Grenze überquert habe, sagte Doskozil. Er vermute, dass die Schlepper Österreich inzwischen verlassen hätten.

Die Fahndung nach den Schleusern läuft auf Hochtouren. Dazu wurde auch ein Krisenstab eingerichtet. "Wir werden nichts unversucht lassen, den Fahrer und seine Hintermänner auszuforschen und das Verbrechen aufzuklären", versicherte der leitende Staatsanwalt Johann Fuchs. Dazu habe man bereits Kontakt zu den ungarischen Strafverfolgungsbehörden aufgenommen.

"Keine sanftmütigen Fluchthelfer"

"Diese Tragödie macht uns alle betroffen", betonte Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. "Schlepper sind Kriminelle. Und wer jetzt noch immer meint, dass es sanftmütige Fluchthelfer sind, dem ist nicht zu helfen." Das Drama müsse ein "Signal an die europäische Ebene" sein, so die Ministerin. Es müssten an den EU-Grenzen endlich Außenstellen geschaffen werden, in denen Flüchtlinge sofort Schutz bekommen. Justizminister Wolfgang Brandstetter sagte, die organisierte Schlepperei müsse europaweit konsequent bekämpft werden.

jj/cr (dpa, afp, rtr)