Grenzenlose Energie in Südosteuropa
24. März 2005Am Dienstag (22. März) haben Vertreter der EU-Kommission und der Ministerien für Energie aus Bulgarien und weiteren sieben Balkanländern in Brüssel den Vertragsentwurf für eine Energiegemeinschaft in Südosteuropa unterzeichnet. Im Rahmen der Energiegemeinschaft Südosteuropa soll der Aufbau eines gemeinsamen Regionalmarktes für Elektroenergie und Erdgas vorangetrieben werden. Die Idee stammt aus der Zeit der Verabschiedung des Stabilitätspaktes für Südosteuropa vor über 5 Jahren. Der endgültige Vertrag muss bis Ende dieses Jahres von den Energieministern der Länder Südosteuropas unterschrieben werden.
Vorbild ist der EU-Energiemarkt
Der neue Regionalmarkt wird nach den Regeln des gemeinsamen EU-Energiemarktes funktionieren. Zölle und Kontingentierungen für Import und Export von Strom und Erdgas werden abgeschafft. Vorgesehen ist auch ein Abkommen der Balkanländer, wonach die Energieimporte nicht mehr zu versteuern sein sollen. Alle Mitglieder der südosteuropäischen Energiegemeinschaft verpflichten sich, die Verordnungen über umweltfreundliche Energieproduktion und -transfer einzuhalten. Das ist eine wichtige Bedingung zur Verhinderung von unlauterem Wettbewerb.
Türkei lehnt Vertragsentwurf ab
Bulgarien ist der Ansicht, dass die neuen Regeln des Regionalhandels sehr vorteilhaft für die Energieerzeuger und -exporteure sein werden, denn diese Regeln begünstigen eine Ausweitung der Märkte für die bulgarische Energieüberproduktion. Gegen diese Regeln hat sich bis jetzt nur die Türkei gewendet, die es deshalb abgelehnt hat, den Vertragsentwurf für die Südosteuropa-Energiegemeinschaft zu unterschreiben.
Investitionsbedarf in Milliardenhöhe
Die Energiegemeinschaft soll nicht nur den Wettbewerb im Energiegeschäft fördern, sondern auch einen größeren Investitionsfluss in die Energieinfrastruktur der Länder Südosteuropas ermöglichen. Einer Studie der Weltbank zufolge sind in der Region Investitionen von fünf Milliarden Dollar allein für den Ausbau und die Wiederherstellung der Hochspannungsnetze und für den Aufbau von Vorratskapazitäten notwendig.
Chance für die Verbraucher
Auch die Strom- und Gaskonsumenten sollen von der Marktliberalisierung profitieren. Denn sie werden künftig zwischen den Stromanbietern wählen können und so nicht mehr den Monopolpreisen einzelner Energieunternehmen ausgesetzt sein.
Nikolay Tsekov
DW-RADIO/Bulgarisch, 23.3.2005, Fokus Ost-Südost