Greenpeace-Studie sieht großes Einsparpotenzial bei Gas
25. Mai 2022Beim Erdgas könnten die sieben großen Industriestaaten G7 laut einer aktuellen Greenpeace-Studie vom Jahr 2025 an 18 Prozent ihres Verbrauchs einsparen. Das entspräche 264 Milliarden Kubikmetern Gas und wäre demnach mehr als jene 250 Milliarden Kubikmeter, die Russland derzeit pro Jahr per Pipeline oder als Flüssigerdgas in die Welt verkauft, heißt es in dem Papier des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Umweltorganisation.
Ambitionierte Ziele
Der Erdgasverbrauch der G7-Staaten ließe sich um diese 264 Milliarden Kubikmeter pro Jahr senken, ohne auf Atomkraft, Biomasse oder Kohle umzusteigen und ohne die Industrieproduktion zu verringern. Realisieren lässt sich das laut Studie durch den Einsatz von Wärmepumpen, optimierte Heizsysteme, die bessere Dämmung oder bessere Fenster in Gebäuden bei gleichzeitig beschleunigtem Ausbau von Wind- und Solarenergie. Die Senkung der Raumtemperatur in Häusern um durchschnittlich ein Grad soll dazu beitragen, das ehrgeizige Ziel zu erreichen. Allein mit diesen Maßnahmen seien rund 80 Prozent aller Einsparungen möglich.
Viel einsparen lasse sich auch in der Industrie und bei der Stromerzeugung, allerdings brauche das mehr Zeit. Bei industrieller Prozesswärme ginge es um den Umstieg auf große Wärmepumpen und Solarthermie. Die Studie betont auch die Nutzung industrieller Abwärme. "Der Anteil des Energieverbrauchs für Wärmeerzeugung in der EU-Industrie wird auf 70 Prozent geschätzt, und bis zu einem Drittel davon geht als ungenutzte Abwärme verloren", heißt es in dem Papier.
Über die Studie berichtete zuerst die "Süddeutsche Zeitung". Das Papier liegt auch der Deutschen Presse-Agentur vor.
Greenpeace warnt vor neuen Abhängigkeiten
Die für Energie, Klima und Umwelt zuständigen Minister der G7-Staaten treffen sich seit Mittwoch in Berlin. Greenpeace verband die Veröffentlichung der Studie mit dem Appell an die sieben Industriestaaten, sich für eine Initiative zur Senkung des Erdgasverbrauchs zusammenzutun. Zu vermeiden sei hingegen, vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs Gasimporte aus Russland durch Erdgas aus anderen Regionen zu ersetzen, erklärte Greenpeace-Energieexperte Gerald Neubauer. Dabei bestehe die Gefahr, dass neue Erdgasfelder erschlossen und für Jahrzehnte genutzt würden. "Eine dramatische Verschärfung der Klimakrise wäre die Folge", meinte Neubauer.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine werden Wege und Möglichkeiten gesucht, unabhängig von russischen Energielieferungen zu werden. Die Europäische Union will bis spätestens 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen aus Russland sein.
qu/mak (dpa, afp, SZ)