1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Grüne Mode aus Stockholm

Agnes Bührig12. September 2008

Weite Röcke, weiche Stoffe und ein klares Design, das nordische Schlichtheit mit bunten Ethnomustern mischt – das sind die Markenzeichen der Modedesignerin Sjödén. Sie eröffnete ihren „grünsten Laden“ in Stockholm.

https://p.dw.com/p/FGuQ
Södermalmstorg gegen Altstadt mit Deutscher Kirche, Stockholm
In Södermalm in Stockholm hat eine Designerin ihren "grünsten Laden" erföffnetBild: picture-alliance / Bildagentur Huber

Gudrun Sjödén steht in ihrem neu gestalteten Laden auf Södermalm, unweit der Innenstadt von Stockholm. An den Wänden ranken sich stilisierte Blumenmotive auf grünem Grund, im Fenster sprießen Pflanzen aus Blumentöpfen, neben der Kasse wachsen Mohrüben und Lauch aus einem Lehmtöpfchen. Dass es hier um ökologische Waren geht, soll auch optisch vermittelt werden, sagt Gudrun Sjödén und erklärt, was sie mit ökologischer Mode meint:

"Wir benutzen seit einiger Zeit den Begriff nachhaltiges Design. Da geht es darum, wie Fasern hergestellt werden", erklärt sie. "Ökologische Baumwolle bauen wir auf eine altmodische Weise an." Die Baumwolle werde sparsam bewässert, in Wechselwirtschaft angebaut und ohne Schädlingsbekämpfungsmittel. "Beim Färben nutzen wir geschlossene Systeme. Das Wasser wird immer wieder benutzt, an Ort und Stelle gereinigt. Da fließt nichts unkontrolliert in die Natur zurück."

"Gute Kleidung will man lange anziehen"

Baumwolle (10.09.2004/AP)
Gudrun Sjödén legt Wert auf ökologische BaumwolleBild: AP

12.700 Liter Wasser sind nötig, um ein T-Shirt herzustellen, vom Bewässern der Baumwollpflanzen über die Herstellung bis zum Transport zum Verbraucher. Das hat der britische Wissenschaftler John Anthony Allan mit Hilfe seines Konzepts vom virtuellen Wasser ausgerechnet. Doch man könne viel tun, damit dieses T-Shirt lange halte und so zu einem bewussten Umgang mit der Umwelt beitragen, sagt Gudrun Sjödén und streicht sich eine Strähne ihres schlohweißen Haares aus dem Gesicht:

"Gute Kleidung ist etwas, das man lange anziehen will, so lange bis es abgenutzt ist", sagt sie. "Es muss aus gutem Material sein und ordentlich verarbeitet. Und wenn es ein funktionelles Design hat, dann fühlt man sich darin auch wohl."

Sjödéns Design hat auch mit ihrer eigenen Prägung zu tun, 1941 wird sie in eine Bauernfamilie in Östhammar hineingeboren, nördlich von Stockholm. Alle haben damals genäht und gestickt. Nach der Ausbildung an der Mode- und Kunstfachschule in Stockholm begann sie Mitte der 70er Jahre ihre eigenen Kollektionen zu entwerfen, eröffnet 1976 ihren ersten Laden.

Strenge Streifen und Ethnomuster

Der Hang zum Natürlichen spiegelt sich dann auch in ihrer Mode wieder: Es sind vor allem Naturmaterialien, mit denen Gudrun Sjödén arbeitet, Baumwolle, Leinen, Wolle. Die Schnitte sind geradlinig, zwängen den Körper nicht ein. Die Mischung von strengen Streifen und lustigen Ethnomustern gibt ihren Kollektionen den besonderen Pfiff. Die Kollektionen entstehen am Firmensitz in einem Vorort von Stockholm. Dort hat Mitarbeiterin Pia Marklund Martin gerade Musterentwürfe für die neue Frühjahrskollektion an eine Pinnwand geheftet.

"Das sind Gudruns Aquarelle", sagt sie. "Sie sehen aus wie kleine Gemälde. Die scanne ich ein und dann male ich alles virtuell ab, auch die kleinen Erbsen da oben." Dann lege sie die Farben drauf anhand eines Schemas, das für diese Kollektion vorgesehen sei. "Da haben wir schon einige Blumen und Ränder gestaltet, den Rest passen wir an."

Einfacher nordischer Stil

Blick über den Verkehrsknotenpunkt Slussen auf den Stadtteil Södermalm von Stockholm (Februar 2006/dpa)
In Södermalm können die Schweden jetzt Mode und Textilien für den Hausbedarf kaufenBild: Picture-Alliance /dpa

Wenn es fertig ist, wird das Motiv in warmen Farben Kissenbezüge für die Frühjahrskollektion 2009 prägen. Denn neben dem Modegeschäft gestaltet Sjödén inzwischen auch Textilien für den Hausbedarf, vom Küchenhandtuch bis zum Badezimmerteppich. Man muss eben mit der Zeit gehen, sagt die 67-Jährige, die inzwischen auch einen eigenen Internetblogg gestaltet. Genau wie ihre Kollektionen, die Muster aus allen Teilen der Welt aufgreifen, ist die Schwedin ein Kosmopolit. Das Nordische Element bleibt aber immer Teil des Designs.

"Ich halte mich an das Nordische, und das ist wohl auch mein Erfolg", sagt sie. Dass sie nichts kopiere oder nach dem strebe, was alle anderen machten in der modernen Westwelt. "Dieser einfache nordische Stil unterscheidet sich von den urbaneren Kulturen, in Italien oder Frankreich, wo das Stadtleben so dominant ist. Uns prägt das ländliche Leben. Das hat unsere Tradition hier im Norden geprägt, unsere Kultur und wie wir uns ausdrücken."