Fußball-Grönland will auf die Weltbühne, mit oder ohne Trump
13. Januar 2025Die Cookinseln, San Marino, Macau, Aruba, Amerikanisch-Samoa und Liechtenstein. All diese Länder, ob von den Vereinten Nationen anerkannt oder nicht, haben die Chance, an Fußball-Weltmeisterschaften teilzunehmen, auch wenn es sportlich noch so unwahrscheinlich ist. Das gilt jedoch nicht für Grönland.
Auf der riesigen Insel leben nur 57.000 Menschen, die Wetterbedingungen gehören zu den extremsten auf der ganzen Welt. Achtzig Prozent der Landmasse sind von einer Eisschicht bedeckt. Diese Bedingungen machen Sportarten im Freien, wie zum Beispiel Fußball, zehn Monate im Jahr unmöglich, selbst auf Kunstrasenplätzen.
Doch trotz der Beliebtheit von Hallensportarten wie Handball, Futsal (Kleinfeld-Hallenfußball) und Badminton, ist der Fußball die Nummer eins. Wintersport ist in Grönland dagegen nicht so verbreitet, wie mancher vielleicht denken mag. Das Klima ist selbst für Skifahren oder andere Schneesportarten die meiste Zeit des Jahres zu rau.
"Das grönländische Sportsystem ist ein Spiegelbild des dänischen Systems, sagt Professor Ramus Storm vom Dänischen Institut für Sportstudien gegenüber der DW. "Sie haben eine Struktur mit Sportverbänden, und die verschiedenen Sportarten erhalten einen hohen Betrag an öffentlichen Zuschüssen aus Dänemark. Sie sind also im Verhältnis zu ihrer Größe recht gut finanziert."
Spitzenfußball scheint unmöglich
Grönland hat seit 1971 einen eigenen Fußballverband. 1980 bestritt die Fußball-Nationalmannschaft der Männer ihr erstes Länderspiel. Allerdings ist der Verband kein FIFA- oder UEFA-Mitglied und nimmt daher nicht an offiziellen Wettbewerben wie der EM- oder WM-Qualifikation teil. Grönlands Fußballer sind daher bislang Mitglied der CONIFA (Confederation of Independent Football Associations), konnten sich aber bislang nicht für eine CONIFA-Welt- oder Europafußballmeisterschaft, die der Verband regelmäßig veranstaltet, qualifizieren.
Das raue Klima und die Schwierigkeit, innerhalb Grönlands zu reisen, machen Fortschritte auf höchster Leistungsebene schwierig bis unmöglich. "Es gibt nur sehr, sehr begrenzte Möglichkeiten, in Grönland eine Elite-Fußballmannschaft aufzubauen“, analysiert Storm, der viel über den Sport in Grönland geschrieben hat und das Land zu Studienzwecken bereist hat.
"Wenn man die besten Spieler nach Dänemark holt und sie an den Turnieren in Dänemark teilnehmen lässt, können sie vielleicht eine kontinuierlichere Trainingssituation entwickeln und sich ein wenig steigern. Aber das ist in Grönland so gut wie ausgeschlossen."
Diejenigen, die in einer Sportart vielversprechend sind, müssen in der Regel nach Dänemark ziehen, um ihr Potenzial auszuschöpfen. Einige wenige in Grönland geborene Fußballer haben es bis in die Spitzenklasse geschafft. Allen voran der ehemalige Chelsea- und Ajax-Spieler Jesper Gronkjaer, der in Grönland zur Welt kam. Noch als er ein Kleinkind war, zog seine Familie weg. Gronkjaer, der von 2005 bis 2006 zwei Jahre lang in der Bundesliga für den VfB Stuttgart spielte, absolvierte achtzig Länderspiele für Dänemark, wobei alle Grönländer automatisch für Dänemark spielberechtigt sind.
Erfolg in anderen Sportarten leichter
Trotz seines derzeitigen Status als autonomes dänisches Territorium hat Grönland auch in einer Reihe anderer Sportarten Nationalmannschaften. Sie haben sich in der Vergangenheit für die Handball-Weltmeisterschaft der Männer und Frauen qualifiziert und nehmen an internationalen Futsal-Turnieren teil. Aber die Wichtigkeit des Fußballs als globale Sportart bedeutet, dass die Aufnahme in die FIFA das große Ziel für Grönland ist.
Grönland ist zwar mit Dänemark verbunden, liegt aber geografisch näher an Nordamerika. Daher bemüht sich das Land um die Anerkennung durch die CONCACAF, den FIFA-Verband für Nord-, Mittelamerika und die Karibik. Dem europäischen Dachverband UEFA kann das Land nicht beitreten, da die UEFA nur Länder aufnimmt, die von der UNO anerkannt sind. Die CONCACAF hat keine solchen Bestimmungen.
"Für mich ist es sehr wichtig, dass die Jugend und die jungen Leute in Grönland etwas haben, worauf sie sich freuen können", betonte Nationalmannschaftsmanager Morten Rutkjaer letztes Jahr gegenüber der BBC. "Sie müssen große Träume haben. Sie können auf uns schauen und sehen, dass es in Grönland möglich ist, auf hohem Niveau Fußball zu spielen."
Unabhängigkeit ein heißes Thema
Der Kampf spielt in die Unabhängigkeitsdebatte in Grönland hinein, die sich verschärft hat, seit Donald Trump vor dem Besuch seines Sohnes Don Jr. Anfang Januar sagte, dass die Menschen in Grönland enorm davon profitieren würden, wenn das Land Teil USA würde.
Der grönländische Premierminister Mute Egede würde es vorziehen, dass sich sein Land selbst regiert, anstatt ein US-Territorium zu werden oder ein dänisches zu bleiben. Nachdem er in einer Neujahrsansprache gesagt hatte, dass Grönland "die Fesseln des Kolonialismus" abwerfen solle, fügte er zuletzt hinzu, dass sich seine Regierung "auf die Kontaktaufnahme" mit der Trump-Regierung freue.
Für Sportwissenschaftler Ramus Storm ist der Wunsch, eine Fußballmannschaft auf der Weltbühne zu haben, eher von "Identität und Nationalstolz" getrieben, als von der Vorstellung, dass Grönland angesichts seiner Bevölkerung und seines Klimas wirklich wettbewerbsfähig sein wird. Das Gleiche gilt aber auch für viele andere Länder wie die Cookinseln, San Marino, Macau, Aruba, Amerikanisch-Samoa und Liechtenstein.