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Politik

Grönland: Gletscherwasser als Geschäftsmodell

17. Februar 2020

Der Klimawandel schafft zwei Wasser-Probleme auf einmal: In weiten Teilen der Welt wird Trinkwasser knapp, in Polarregionen fließt Schmelzwasser in die salzigen Ozeane ab. Grönlands Regierung hat die Marktlücke erkannt.

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Grönland - Flüsse mit Schmelzwasser
In Grönland speist das Schmelzwasser ganze FlüsseBild: Woods Hole Oceanographic Institution/Sarah Das

Grönland begreift die Erderhitzung als Chance für neue Wirtschaftszweige: Die Regierung der teilautonomen Insel, die politisch zu Dänemark gehört, will bis zu 16 kommerziellen Unternehmen erlauben, Schmelzwasser aufzufangen und zu verkaufen. Bisher hielten neun kleinere Projekte solche Lizenzen, sagte Industrie- und Energieminister Jess Svane dem "Tagesspiegel". "Aber wir wollen expandieren und unser Wasser mit dem Rest der Welt teilen."

Eiswasser gegen Dürre

In anderen Teilen besteht hingegen dringender Bedarf an Trinkwasser. Der Klimawandel "sorgt auch dafür, dass die Wasserknappheit auf der Welt zunehmen wird", sagte Svane. Man habe erkannt, "dass wir daraus ein marktfähiges Produkt machen können, das anderswo fehlt".

Zum Beispiel war Kapstadt 2018 die erste Millionenstadt, die nach einer langen Dürre haarscharf am "Day Zero" vorbeigeschrammt war, also dem Tag, an dem die Wasservorräte vollständig aufgebraucht sind. Die Südafrikaner hatten sogar erwogen, einen Eisberg aus der Antarktis ans Kap zu schleppen und Schmelzwasser durch eine Leitung an Land zu bringen. In Kapstadt haben sich die Füllstände der Reservoirs inzwischen wieder erholt.

Grönland Qaanaaq | Schlittenhunden auf dem Grönlandeis
Im Juni 2019 schoss ein Klimaforscher in Grönland dieses Bild von Schlittenhunden im SchmelzwasserBild: picture-alliance/dpa/Danmarks Meteorologiske Institut/S. . M. Olsen

Grönlands Eisschild schmilzt rasant

In Grönland erreicht die Eisschmelze immer größere Ausmaße: Im Dezember erregte eine Studie Aufmerksamkeit, nach der seit 1992 dort mehr als 3,8 Billionen Tonnen Gletschereis verschwunden ist. Das Süßwasser, das in die Ozeane abgeflossen ist, hat laut den Berechnungen der Wissenschaftler einen Anstieg der Weltmeere um mehr als einen Zentimeter verursacht. Jeder zusätzliche Zentimeter, um den die Ozeane steigen, bedroht laut einer Faustformel den Lebensraum von etwa sechs Millionen Menschen. Der Studie zufolge hat sich das Ausmaß der Gletscherschmelze seit den 1990er-Jahren versiebenfacht.

ehl/ww (afp, Tagesspiegel, Capetown.gov.za)