1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Glutofenhitze bringt Unwetter mit sich

4. Juli 2015

Am heißesten Wochenende des Jahres suchten Hitzegeplagte in Deutschland Abkühlung in Freibädern und an Stränden. Vielen Menschen bescherten die hohen Temperaturen Kreislaufprobleme. Nun drohen Gewitter und Sturmböen.

https://p.dw.com/p/1FsoE
Eine Frau schwimmt im Freibad in Straubing unter dunklen Wolken (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Nicht nur an den Küsten von Nord- und Ostsee herrschte Massenandrang, auch in Schwimmbädern und vor den Eisdielen stauten sich die Kunden. Zeitweise sah es so aus, als könnte das mächtige Hoch "Annelie" einen Temperaturrekord aufstellen. Aber der wurde nicht erreicht. Am heißesten war es im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheimn mit 39,2 Grad. Die bisher höchste in Deutschland gemessene Temperatur betrug 40,2 Grad, sie wurde zuletzt 2003 gemessen.

Freibad in Nürnberg (Foto: dpa)
Nicht nur in diesem Freibad in Nürnberg gab es HochbetriebBild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Erst die Mega-Hitze, dann knallt's: Nach diesem Motto warnen die Wetterkundler vor schweren Gewittern, die die extrem hohen Temperaturen mit sich bringen können. Vor allem der Westhälfte Deutschlands drohten Hagel, schwere Sturmböen und starke Regenfälle. Erste Unwetter zogen bereits am Samstag von Frankreich und den Benelux-Staaten heran, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach erklärte. Noch größer ist das Risiko am Sonntag; sogar Tornados sind laut DWD möglich.

Kuppel des Reichtstags gesperrt

Erste hitzebedingte Zwischenfälle wurden bereits gemeldet. Wegen Verdachts auf Hitzekollaps wurden mindestens sechs Teilnehmer des Deutschen Chorfestivals in Trier ins Krankenhaus gebracht. Die jungen Leute seien etwa bei einer Probe im Trierer Dom zusammengeklappt, sagte ein Feuerwehrsprecher. In Schwagstorf bei Osnabrück kollabierten 25 Erntehelfer auf einem Erdbeerfeld. In Berlin mussten die Kuppel und die Dachterrasse des Reichstagsgebäudes gesperrt werden. Mehrere Menschen hätten dort Kreislaufprobleme bekommen, sagte ein Bundestagssprecher.

Die Polizei bekam mehrere Notrufe, weil Eltern ihre Kinder während des Einkaufs in geparkten Autos zurückgelassen hatten. Auch Hunde mussten aus Fahrzeugen befreit werden. "Das ist unfassbar, so geht das einfach nicht", sagte ein Beamter in Thüringen. Die Fahrzeughalter seien mit Megafonen ausgerufen worden.

Blechkarawanen schoben sich am Samstag zu den Küsten. Die Sperrung der A7 im Norden Hamburgs und viele Ausflügler verursachten lange Staus auf Autobahnen und Landstraßen. Allein auf der A1 von Hamburg in Richtung Ostsee staute sich der Verkehr nach Polizeiangaben zwischen Ahrensburg und Lübeck auf rund 30 Kilometern.

Sendeausfall bei Arte

Hoch "Annelie" legte zeitweise auch den deutsch-französischen Fernsehsender Arte lahm. Ein Brand ließ die Sendungen stundenlang ausfallen. Die Panne in einem elektrischen Schaltraum habe über fünf Stunden ab sieben Uhr morgens gedauert, sagte die Sprecherin des Senders, Claude Savin, in Straßburg. "Die Panne war so schwer, weil auch das Notstromaggregat betroffen war", sagte Savin.

Belebter Strand in den Niederlanden (Foto: picture alliance)
Auch an den Stränden in den Niederlanden suchten Badende AbkühlungBild: picture-alliance/Ton Koene

Die hohen Temperaturen ließen zudem vielerorts die Ozonbelastung steigen. So seien in Hessen an rund einem Drittel der Messstellen am Freitag die Alarmschwelle von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten worden, teilte das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie am Samstag mit. Schon bei über 180 Mikrogramm sollten Aktivitäten im Freien vermieden oder stark reduziert werden. Erhöhte Ozonkonzentrationen können die Atemwege reizen.

Badeunglücke in Nachbarländern

Nicht nur in Deutschland leiden die Menschen unter der Hitze. Die Sommerhitze löste in Tschechien, Polen und der Slowakei mehrere Unglücke aus. In Prag ertrank ein Schwimmer in einem Badesee, wie die Agentur CTK berichtete. Schon am Freitag kamen eine junge Frau in einem See bei Brandys und ein älterer Mann im Stausee Orlik im Süden Tschechiens um Leben. Im benachbarten Polen wurden zwei 13 und 14 Jahre alte Mädchen vermisst, die in der Weichsel gebadet hatten, wie der Sender TVP Info berichtete. Im slowakischen Zilina ging ein 21-jähriger Badender unter und tauchte nicht mehr auf. In Italien gab das Gesundheitsministerium für das Wochenende eine Hitzewarnung für mehrere Städte heraus, darunter Florenz, Bozen, Mailand und Rom.

kle/mak (dpa, afp)