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Global Player der Feldpost

Karl Zawadzky 31. Juli 2003

Auf dem Weg zum Global Player scheint die Deutsche Post AG gut unterwegs zum sein: Im Geschäftsbericht für das erste Halbjahr 2003 wurde nun sogar die Gewinnprognose angehoben.

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Gut zu tun - die Deutsche Post AGBild: AP

Die Deutsche Post kommt bei der Internationalisierung gut voran. Wie Vorstandschef Klaus Zumwinkel bei der Vorlage des Ergebnisses für das erste Halbjahr am Mittwoch (30.7.03) in Bonn mitteilte, wurde jenseits der deutschen Grenzen im wesentlichen mit Fracht- und Logistikleistungen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein Umsatz von 7,8 Milliarden Euro erzielt. Damit stammten 40,5 Prozent des Umsatzes von insgesamt mehr als 19 Milliarden Euro aus dem Ausland - nach 39,9 Prozent in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres.

Zufriedenheit trotz Rückgang

19,2 Milliarden Euro hat die Deutsche Post im ersten Halbjahr an Umsatz erzielt - und damit einen Ertrag vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von knapp 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das operative Ergebnis lag damit zwar um 6,6 Prozent unter dem aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahres, aber das beruht nach Angaben von Vorstandchef Klaus Zumwinkel vor allem auf Einmaleffekte, zum Beispiel auf der von der Regulierungsbehörde angeordneten Senkung des Briefportos. Zumwinkel erklärte sich mit Umsatz und Ergebnis im ersten Halbjahr 2003 durchaus zufrieden. Trotz der allgemeinen Wirtschaftsschwäche ist der Postchef daher für die zweite Jahreshälfte optimistisch und erhöhte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr um 100 Millionen Euro auf 2,9 Milliarden Euro.

Analysten sprachen in ersten Reaktionen angesichts der angehobenen Prognose von einer "positiven Nachricht". "Die Zahlen werden die Stimmung für die Aktie verbessern, die Anleger sehen, dass die Post ihre Hausaufgaben angeht. Das wird für Phantasie bei der Aktie sorgen, insbesondere wenn man bedenkt, wie gut die Post die Portosenkung weggesteckt hat", sagte Robert Czerwemsky von der Vereins- und Westbank. Die "Aktie Gelb" lag bis zum frühen Nachmittag allerdings mit 0,7 Prozent leicht im Minus bei rund 12,70 Euro, während der Gesamtmarkt unverändert tendierte.

Briefe nicht mehr Hauptumsatzträger

Der klassische Briefverkehr ist mit 5,7 Milliarden Euro Umsatz im ersten Halbjahr auf den zweiten Platz der Umsatzträger der Post AG zurückgefallen. Mit knapp acht Milliarden Euro Umsatz ist der Bereich Kurier, Express und Pakete an die erste Stelle gerückt. Es wurden in allen Geschäftsfeldern - also auch in den Bereichen Postbank und Logistik - Umsatz- und Gewinnzuwächse verzeichnet.

Besonders hoch sind die zum Teil durch Zukäufe erreichten Umsatzsteigerungen im Ausland. Denn wo sich der Post Gelegenheiten bieten, greift sie zu. Derzeit werden die Privatisierungen von Postdienstleistungen in Dänemark und Österreich aufmerksam beobachtet. In Großbritannien und den Niederlanden hat die Deutsche Post sich bereits in den Briefdiensten engagiert, in einer ganzen Reihe von Ländern - von Polen bis Italien - ist sie im Paketdienst aktiv.

"Wenn sich eine reale Option für eine gute Investition bietet, werden wir diese natürlich prüfen" erklärte Postchef Zumwinkel.

Die Post der GIs

So hat die Deutsche Post mit ihrer Express-Tochter DHL vom amerikanischen Verteidigungsministerium die Aufträge für den Feldposttransport des amerikanischen Militärs errungen. "Das machen wir im Irak und schon seit längerer Zeit in Afghanistan; das sind sehr, sehr große Mengen, die wird dort fliegen", sagte Zumwinkel. Zudem wickelt die Post Logistik von humanitären Organisationen im Irak ab. "Das Dritte, was langsam kommt, sind Sendungen zwischen Behörden, internationalen Organisationen wie der UNO, Botschaften, zunehmend auch Sendungen von Banken und Unternehmen, die wir in den Irak bringen", so der Postchef.

Nach Afghanistan ist jeden Tag ein Frachtflugzeug der Posttochter DHL unterwegs. Nach Bagdad unterhält DHL pro Tag sechs Flugverbindungen; dreimal wöchentlich werden die Strecken von Bagdad nach Kirkuk, Mosul, Talil und zurück bedient. Zusätzlich gibt es LKW-Transporte von Kuwait-City nach Basra und von Jordanien in den Nord-Irak. DHL ist darauf vorbereitet, sehr schnell und in größerem Umfang humanitäre Hilfe in den Irak zu liefern. Erfahrungen sind vorhanden. So hat das Tochterunternehmen der Deutschen Post nach dem Ende der Kämpfe in Afghanistan 1000 Tonnen Weizen aus den USA nach Kabul transportiert.

"Müssen mit uns rechnen"

Derzeit ist die Posttochter DHL mit 150.000 Mitarbeitern in mehr als 220 Ländern aktiv. Neben Deutschland und dem übrigen Europa sind vor allem die Märkte in Nord- und Südamerika sowie in Asien für die Express-, Fracht- und Logostikleistungen von Interesse. In China hat sich DHL am Unternehmen Sinotrans beteiligt und errichtet derzeit ein Frachtdrehkreuz am Flughafen Hongkong. Besonders in den USA wird das DHL-Geschäft zügig ausgebaut, obwohl die beiden wichtigsten Konkurrenten UPS und Fedex mit aller Macht versuchen, die Posttochter vom amerikanischen Markt fernzuhalten. Die Posttochter DHL bedient als drittstärkster Anbieter bereits 15 Prozent des amerikanischen Marktes weiter überdurchschnittlich wachsen "Unsere großen Wettbewerber müssen auch auf ihrem Heimatmarkt mit uns rechnen", sagte der Postchef. "Das gilt ja bekanntlich vice versa in Deutschland und Europa schon seit langem."