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Politik

Global Media Forum: Medien unter Druck

16. Juni 2024

Beim Global Media Forum der Deutschen Welle sprechen Teilnehmer aus aller Welt über Bedrohungen von Journalisten, Desinformation und den Wandel durch Künstliche Intelligenz.

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Saal voller Menschen mit runder Bestuhlung, eine Frau steht in der Mitte und spricht, im Hintergrund der Bundesadler, das deutsche Wappentier
Bundesadler im Hintergrund: Die großen Debatten des GMF finden im früheren Plenarsaal des Bundestages in Bonn stattBild: Philipp Böll/DW

"Sharing solutions" - Lösungen miteinander teilen. So lautet das Motto in diesem Jahr. Rund 1500 Medienschaffende aus mehr als 100 Ländern sind zum DW Global Media Forum am 17. und 18. Juni in Bonn angemeldet, darunter sehr viele aus dem globalen Süden. Es geht um Lösungen für drängende Fragen rund um Journalismus und Medien weltweit.

Benjamin Pargan, Leiter des Bereichs Events bei der DW, zählt die Schwerpunkte auf:  Darunter die Sicherheit der Medienschaffenden,  physisch, psychisch, rechtlich oder wirtschaftlich. Weil 2024 ein weltweites Superwahljahr ist mit Wahlen zum Beispiel in Indien, der EU oder den USA, werde außerdem Wahlberichterstattung im Fokus stehen. Außerdem der Umgang mit Desinformationskampagnen sowie die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und deren Auswirkung auf den journalistischen Arbeitsalltag.

Druck von vielen Seiten

Freie, ausgewogene Medien stehen heute vielfältig unter Druck, erläutert Pargan: "Es gibt staatliche Akteure, die ganz gezielt das Vertrauen in Medien und Journalistinnen und Journalisten beschädigen wollen. Die populistischen und extremistischen Parteien sehen die Qualitätsmedien ebenfalls als Feinde und arbeiten gezielt an einer Zerstörung des Vertrauens." Hinzu kämen die technische Entwicklung, der wirtschaftliche Druck und letztlich auch die ständige Gefahr für Medienschaffende in den Kriegsgebieten. "Das wird alles bei uns in den Diskussionen eine Rolle spielen."

Frau mit Kopftuch hält Plakat hoch mit der Aufschrift "Stop killing journalists", schräg hinter ihr mehrere Männer mit ähnlichen Spruchbändern
Am internationalen Tag der Pressefreiheit wird auch immer wieder auf den Mord an Journalisten aufmerksam gemacht - hier in PakistanBild: Farooq Naeem/AFP/Getty Images

Auch Deutschland ist vor einigen dieser Probleme keineswegs gefeit, sagt Hendrik Wüst, der Ministerpräsident des Gastgeberlandes Nordrhein-Westfalen, in einer vorab aufgezeichneten Grußbotschaft: "Auch hier bekämpfen radikale Kräfte die Freiheit und Unabhängigkeit von Presse und Rundfunk. Die Gegner unserer Demokratie leugnen die Fakten. Sie setzen auf Fake News und Lügen, auf Stimmungsmache, auf Hass und Hetze. Dem müssen wir uns entgegenstellen mit der Kraft des Arguments, mit Mut zum Streit und mit Leidenschaft für Freiheit und Demokratie." Das GMF biete eine perfekte Plattform für den Austausch, sagt der Politiker Wüst.

Viele positive Beispiele

Journalisten klagen aber auch, durch die Flut der Medienangebote entstehe bei einem Teil der Nutzer ein Überdruss an Information, vor allem von negativen Nachrichten. Auch dieses Thema kommt beim GMF zur Sprache. Manche Medienvertreter fühlen sich von der Fülle der Probleme geradezu überwältigt. Doch es gibt viele positive Beispiele, die Menschen aus allen Teilen der Welt beim GMF vorstellen wollen.

Da ist etwa Maria Ressa von den Philippinen. Mit ihrer Online-Nachrichtenorganisation Rappler kämpft sie gegen Desinformation. 2021 erhielt sie den Friedensnobelpreis für ihre "Bemühungen um die Erhaltung der Meinungsfreiheit, die eine Bedingung für Demokratie und dauerhaften Frieden ist". Oder die aus Nigeria stammende Journalistin und Publizistin Moky Makura. Mit ihrer Organisation Africa No Filter versucht sie, schädliche und klischeehafte Narrative über Afrika zu hinterfragen und die Leistungen und Möglichkeiten des Kontinents in den Vordergrund zu rücken. Oder die CNN-Reporterin Nada Bashir, die sich vor allem mit ihren Reportagen vom Krieg im Gaza-Streifen und vom Ukraine-Krieg einen Namen gemacht hat.

Frau lächelt in die Kamera
Die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa kommt auch dieses Jahr nach BonnBild: DW

Die Vorträge und Diskussionen sind vielfältig. In einer Keynote Speech will die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock zu den Teilnehmern sprechen, anschließend gibt es eine Debatte über "Die Macht der Demokratie". Der frühere südafrikanische Verfassungsrichter Albie Sachs spricht über das Thema "Von der Kontroverse zum Kompromiss - die Suche nach Gemeinsamkeiten in polarisierten Zeiten". Oder es geht um das heikle Thema, wie Journalisten angemessen über den Nahostkonflikt berichten.

KI verändert vieles - zum Guten und zum Schlechten

Ein immer wichtigeres Thema gerade im Medienbereich wird Künstliche Intelligenz. KI eröffnet riesige neue Möglichkeiten für Medien, zum Beispiel bei der Recherche, birgt aber auch große Missbrauchsgefahren.

"Diese Entwicklung ist unumkehrbar", sagt Benjamin Pargan. "Die Medienhäuser sollten lieber mitgestalten als dagegenzuhalten, aber gleichzeitig die Chancen und Risiken richtig einschätzen und einordnen. Wir wollen mit unseren Diskussionen, mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt Best-Practice-Beispiele zeigen, wollen einen offenen Austausch, um sowohl die Chancen als auch die Risiken darzustellen."

Smartphone mit dem Text "Hello GPT-4o"
Künstliche Intelligenz ist dabei, auch die Arbeit von Journalisten radikal zu verändernBild: Jaap Arriens/NurPhoto/picture alliance

Der Einsatz von KI spaltet aber auch die Welt. KI habe das Zeug, "unser Mediensystem auf den Kopf zu stellen", heißt es im GMF-Programm: "Es kann Geschäftsmodelle zerstören, Desinformation fördern und das Vertrauen in die Gesellschaft untergraben. Aber KI kann auch für mehr Zugang zu Information und digitaler Teilhabe genutzt werden." Wie Menschen im globalen Süden von den Vorteilen künstlicher Intelligenz profitieren können, auch darum geht es beim GMF.

In einem Video entwirft das Global Media Forum eine Zukunftsvision: "Stell Dir eine Welt der Rede- und Pressefreiheit und des freien Zugangs zu Informationen für alle vor." Und dann heißt es: "Hör auf zu träumen! Lasst uns handeln! Beim Global Media Forum der DW in Bonn. Teilnehmer aus aller Welt wollen ihre Lösung mit uns teilen und den Journalismus von morgen prägen! Mach mit!"

 

Christoph Hasselbach
Christoph Hasselbach Autor, Auslandskorrespondent und Kommentator für internationale Politik