Glaso - Stimme. Eine Portraitreihe
3. Februar 2021Glaso ist ein Wort auf Romanes und bedeutet Stimme. Unsere Autorin Gilda-Nancy Horvath lässt in dieser Portraitreihe Menschen zu Wort kommen, die sich in unterschiedlichen Kontexten erfolgreich dagegen zur Wehr setzen, auf ihre Herkunft reduziert zu werden. Sie erheben ihre Stimme und lenken den Fokus auf Zeitgeist und Wertewandel in Europa aus der Perspektive von Sinti und Roma.
Gilda-Nancy Horvath ist Journalistin und Aktivistin. Ihre Haltung beschreibt sie als superpositionell: Die Portraits sollen durch selbstbestimmte Narrative der Protagonist*innen für sich sprechen.
"Es wäre gut, wenn wir Roma auch im Bereich der Mode mehr Anerkennung erfahren würden. Viele große Modehäuser haben Symbole unserer Kultur wie zum Beispiel das Rad übernommen, und zwar ohne uns zu erwähnen."
"Ich lehne es ab, Rollen wie die der Roma-Blumenverkäuferin zu spielen. Ich würde gern erreichen, einfach für meinen künstlerischen Wert anerkannt zu werden, unabhängig davon, dass ich Romni bin. Aber dafür ist die Zeit noch nicht gekommen."
"Andere Roma und Sinti zu treffen, die sich aktiv mit ihrer Geschichte und Identität auseinandersetzen, hat mir viel Kraft gegeben. Ich habe das erste Mal eine Form der Gemeinschaft gespürt."
Angela Kocze: Zugang zu akademischer Bildung für Roma ermöglichen
"Dieses Programm soll unseren Roma-Studenten zeigen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind, dass es einen Ort gibt, an dem sie Hilfe erfahren und sich mit anderen, denen es ähnlich geht, austauschen können. Das ist echtes Empowerment."
Romeo Franz - ein deutscher Sinto kämpft für mehr Gerechtigkeit in der Politik
"Ich möchte, dass unsere jungen Menschen wissen, dass die politische Arbeit direkten Einfluss auf unser tägliches Leben hat und darauf, welche Werte wir gemeinsam als wichtig und richtig definieren."
Developer: Laura. Kefaet. Selamet
"Maschinen für sich genommen tun nichts Gutes oder Böses. Wir Menschen hauchen ihnen Leben ein. Daher hängt es von uns Menschen ab, wie wir sie programmieren und verwenden."
Deme. Valencia. Intersektionalität
"Roma werden in Spanien sehr exotisiert. Einerseits denken alle, wir sind arm und stehlen, andererseits denken sie, wir sind Magier und allesamt exzellente Musiker. Beides ist falsch und basiert auf Stereotypen."
"Wenn wir wollen, dass sich gesellschaftlich etwas verändert, dann müssen wir bei den Medien anfangen. Journalismus kann in diesem Kontext viel bewirken, denn er beeinflusst die Wahrnehmung und Werte der Gesellschaft."
"Ich habe nicht die Kunst gewählt - die Kunst hat mich gewählt. Ich wurde als Künstlerin geboren. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ich nicht Künstlerin war. Ich kann nicht leben ohne Kunst. Es ist wie Nahrung, wie die Luft, die ich atme."
"Die Kunst ist, in Harmonie zu leben. Wir sind unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Weltvorstellungen. Wir kümmern uns umeinander. Nicht einer um alle - sondern jeder um jeden. Das ist möglich durch Liebe und Empathie."
Maria. Heidelberg. Repräsentation
"Wir können nicht über 'Gesellschaft' sprechen, ohne 'Identität' zu thematisieren. Das ist der Grund, warum Gesellschaften, die restriktiv und exkludierend handeln, immer scheitern. Wie wollen wir mit Diversität umgehen? Werden wir Menschen, die anders sind, akzeptieren, ablehnen oder schikanieren?"
"Ich bin nicht nur ein Label. Ich bin viele Geschichten, die ich immer noch entdecke. Wir Menschen sind keine abgeschlossenen Dinge. Wir sind auf einem kontinuierlichen Pfad des Wachsens und der Veränderung - und es ist hart, immer auf ein Etikett reduziert zu werden, das auf meiner Stirn haftet."
William. New York. Selbstbewusstsein
"Ich kann die Vielen unterstützen, die progressive Ansichten vertreten. Es ist wichtig anzuerkennen, dass 'die Roma' vielschichtig sind, nicht einheitlich definierbar. Es gibt viele verschiedene Arten von Menschen, Kulturen und politischen Ansichten - auch bei uns."
"Es scheint, wir haben aus der Geschichte nichts gelernt... Zuerst werden Menschen ihrer Menschlichkeit beraubt, ihrer Rechte und ihrer Würde. Meine Großeltern haben mir gezeigt, dass man demütig mit Menschen umgehen muss."
"Die Pandemie ist der perfekte Boden für Desinformation und die gezielte Auslotung moralischer und ethischer Grenzen. Genau an diesem Punkt müssen wir uns fragen, wie stark der Einfluss der Medien auf das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger tatsächlich ist."