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Gewalt überschattet Präsidentenwahl

10. Mai 2010

Auf den Philippinen ist ein neuer Präsident gewählt worden. Die große Frage ist: Wurde Benigno Aquino seiner Favoritenrolle gerecht? Überschattet wurde der Wahltag von Gewalt - und von technischen Problemen.

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Polizeiabsperrung (Foto: AP)
Bild: AP

Im Süden der Philippinen wurden mehrere Anhänger rivalisierender Kandidaten erschossen, wie die Polizei am Montag (10.05.2010) mitteilte. In einigen Orten explodierten Bomben oder schlugen Granaten ein. Die Gewalt am Wahltag kam nicht überraschend - schließlich leben Herausforderer von Politikern auf den Philippinen gefährlich: Ämter werden oft über Generationen hinweg von Mitgliedern eines Familienclans besetzt.

Auch technische Pannen hatten Skeptiker schon vorausgesehen - und bereits zwei Stunden nach der Öffnung der Wahllokale traten sie dann auch ein, die ersten Probleme mit den neuen Wahlmaschinen. Ein Scanner in Tarlac City, rund 75 Kilometer südlich von Manila, verweigerte den Dienst und las die Wahlzettel nicht mehr ein. Mehrere hundert Menschen mussten in der Sommerhitze ausharren. Betroffen war auch der klare Favorit für das Präsidentenamt, Benigno "Noynoy" Aquino.

Favorit mit berühmten Eltern

Benigno Aquino (Foto: AP)
Im Wahlkampf zeigte sich Benigno Aquino zuversichtlichBild: AP

Aquino lag bei den letzten Umfragen mehr als 20 Prozentpunkte vor seinen Rivalen, dem Senator Manny Villar und dem früheren Präsidenten Joseph Estrada, der nach seinem Sturz 2001 wegen Korruption ins Gefängnis musste. Beide kamen bei Umfragen auf etwa 20 Prozent. Präsidentin Gloria Arroyo durfte laut Verfassung nach fast zehn Amtsjahren nicht mehr antreten.

Nach Ansicht von Beobachtern verdankt Aquino seine Popularität vor allem seiner Mutter Corazon Aquino, die von 1986 an sechs Jahre lang Präsidentin der Philippinen war. Im Wahlkampf setzte er vor allem auf die Ankündigung, die Korruption zu bekämpfen. Der 50-jährige Senator hat außerdem einen berühmten Vater: Es ist der Oppositionspolitiker Benigno Aquino senior, der 1983 bei der Rückkehr aus dem Exil auf dem Flughafen von Manila ermordet wurde. Er und seine Frau Corazon Aquino gelten als Ikonen der philippinischen Demokratiebewegung.

Ein Wahlmarathon

Gloria Macapagal Arroyo (Foto: AP)
Scheidet aus dem Präsidentenamt: Gloria Macapagal ArroyoBild: AP

Außer dem Präsidenten, seinem Stellvertreter sowie dem nationalen Parlament standen Kandidaten für rund 18.000 Ämter auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zur Wahl. Erstmals wurde bei dem Wahlmarathon elektronisch abgestimmt. Die Wahlmaschinen sollen Betrügereien verhindern. Doch warnten Experten, durch Stromausfälle und Funklöcher könnten Stimmabgabe und Übermittlung der Ergebnisse behindert werden. Insgesamt wurden Wahlmaschinen in mehr als 70.000 Wahllokalen aufgestellt.

Autor: Reinhard Kleber (dpa, rtr, apn, epd)
Redaktion: Susanne Eickenfonder