Gesichter aus Mosambik: Tete im Kohlerausch
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Coque, Arbeiter
Coque ist 28. Seit vier Jahren arbeitet er für das britische Bergbauunternehmen Beacon Hill in der mosambikanischen Provinz Tete. Er befestigt Schutzplanen an den LKWs, die Kohlelieferungen ins Nachbarland Malawi transportieren. Früher hat Coque Ziegelsteine hergestellt. In seinem neuen Job verdient er besser: Pro LKW bekommt er 800 Meticais, zirka 20 Euro, die er mit einem Schichtkollegen teilt.
Paulo, Betriebsleiter von Vale Mosambik
"Unsere Projekte helfen der Bevölkerung", sagt Paulo Horta vom Bergbaukonzern Vale. Seit 2007 ist das brasilianische Unternehmen in der Provinz Tete aktiv. Etwa 600 junge Menschen habe Vale in dieser Zeit ausgebildet, sagt Horta. Der Konzern selbst profitiert von großzügigen Steuergeschenken der mosambikanischen Regierung.
Gomes António, Gewaltopfer
Gomes António Sopa wurde am 10. Januar 2012 von der Polizei verprügelt und verhaftet. Er war zufällig dabei, als Bürger gegen den Minenbetreiber Vale demonstrierten. Der Konzern hatte Kohle unter einigen Dörfern entdeckt und die Beowhner mit Versprechen wie neuen Häusern und Jobs zur Umsiedlung überredet. Heute noch spürt Gomes António Schmerzen.
Duzéria, Medizinfrau
Durch die Umsiedlung hätten die Bergbauunternehmen alte Traditionen zerstört, kritisieren Einwohner der neuen Siedlung "25. September". Die Medizinfrau zum Beispiel. Die Geister der Verstorbenen seien unruhig, sagt sie, weil ihnen bei der Bauplanung kein eigenes Haus zugeteilt worden sei.
Lória, Dorfchefin
Auch Dorfchefin Lória Macanjo und ihre Gemeinschaft werden wahrscheinlich umgesiedelt. Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto hat unter ihrem Grundstück Kohle gefunden. "Wir gehen hier nicht weg", sagt Lória.
Guta, Geschäftsmann
Guta besitzt ein Bauunternehmen mit Schreinerei. 130 Angestellte arbeiten für ihn. Vom Aufschwung in der Region hat er bisher wenig gespürt. Die Auftragsmengen der Kohle-Konzerne sind für seinen Betrieb zu groß. Einmal, erzählt er, habe Vale bei ihm 5.000 Türen bestellt, die sollte er innerhalb von 60 Tagen liefern. Er musste ablehnen.
Olivia, Friseurin
Olivia (links) ist 29 Jahre alt. 2008 floh sie vor der Inflationskrise in ihrer Heimat Simbabwe. Tete wäre das Land der großen Chancen, hatte sie gehört. Heute arbeitet sie als Friseurin und Nagelkosmetikerin auf dem Zentralmarkt. Am Tag verdient sie zwischen 500 und 1.000 Meticais, das sind 15 bis 25 Euro.
Canelo, Erdnussverkäufer
Canelo sagt, er sei 11 Jahre alt und gehe gerade in die zweite Klasse. Jeden Nachmittag verkauft er Erdnüsse auf den Straßen von Tete. "Um Mama zu helfen, sie hat keinen Job". Der Vater ist auch arbeitslos. Eine kleine Tüte kostet zwei Meticais, zirka fünf Euro-Cent, für die große verlangt er fünf Meticais, ungefähr 12 Cent.
Catequeta, Aktivist
2001 zog Manuel Catequeta nach Tete. Der Menschenrechtler weiß, wie es ist, mit stetig steigender Inflation zu leben. Sein Lohn erlaubt ihm schon lange keinen Luxus mehr. Ein Raum in seiner kleinen Wohnung ist tagsüber Wohnzimmer, abends wird es zum Schlafzimmer. Doch ein Umzug kommt nicht in Frage. Heute kostet ein gutes Haus in Tete zirka 4.000 Euro Miete im Monat.
Júlio, Optimist
Musiker Júlio Calengo sieht gute Geschäftschancen, jetzt, wo so viele neue Unternehmen nach Tete kommen. Sein Ziel ist es, eine Reinigungsfirma zu gründen. Mittlerweile gäbe es genug Büros, Läden und Apartments, die gereinigt werden müssten, sagt er. Dafür braucht er aber noch das nötige Kapital.