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KonflikteSerbien

Geplanter Lithium-Abbau treibt Serben weiter auf die Straße

11. August 2024

In Serbiens Hauptstadt Belgrad demonstrierten Zehntausende gegen das Vorhaben des australischen Unternehmens Rio Tinto. Der Konzern will im Jadar-Tal im Westen des Landes das für E-Autos wichtige Lithium fördern.

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Blick von vorne auf den langen nächtlichen Protestzug in einer breiten Belgrader Innenstadt-Straße
An dem Protest in der serbischen Hauptstadt nahmen nach Behördenschätzungen mehr als 25.000 Menschen teilBild: Zorana Jevtic/REUTERS

Mehrere zehntausend Menschen haben in der serbischen Hauptstadt Belgrad gegen die Wiederaufnahme des Abbaus von Lithium durch das australische Unternehmen Rio Tinto protestiert. Tausende Demonstranten skandierten in der Belgrader Innenstadt Forderungen wie "Rio Tinto raus aus Serbien" und "Ihr werdet nicht graben". Anschließend zog der Protestzug durch die Stadt.

Einige Demonstranten blockierten zudem Eisenbahnschienen an Belgrads Hauptbahnhof und noch einer weiteren Station. Innenminister Ivica Dacic machte deutlich, dass die "Organisatoren und Anführer von der Polizei sowohl vor als auch während des Protests" vor illegalen Aktionen gewarnt worden seien. Die Blockaden an den Bahnhöfen stellten eine schwere Verletzung der öffentlichen Ordnung und des Friedens dar. Dacic kündigte Anzeigen wegen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten an.

 

Demonstranten mit einer riesigen serbischen Flagge blockieren zwei Gleise des Belgrader Hauptbahnhofs
Demonstranten mit einer riesigen serbischen Flagge blockieren leise des Belgrader HauptbahnhofsBild: Djordje Kojadinovic/REUTERS

Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten auf bis zu 27.000. Für die kommenden Tage hatten einzelne Anführer weitere Verkehrsblockaden in ganz Serbien angekündigt, ohne Details zu nennen.

Riesige Vorkommen westlich der Stadt Loznica

Serbien verfügt in der Nähe der westlich gelegenen Stadt Loznica im Jadar-Tal über riesige Lithium-Vorkommen. Dort wird ein Bergbauprojekt des anglo-australischen Unternehmens Rio Tinto entwickelt, das schon seit Jahren immer wieder für politische Auseinandersetzungen sorgt. Die Lithium-Vorkommen waren 2004 entdeckt worden. Nach wochenlangen Protesten wurde der Abbau 2022 allerdings gestoppt.

Verlassene, fast zerstörte Häuser im Dorf Gornje Nedeljice im westserbischen Jadar-Tal. Davor Schilder mit der Aufschrift "Zutritt für Unbefugte verboten"
Verlassene, fast zerstörte Häuser im Dorf Gornje Nedeljice im westserbischen Jadar-Tal. Die Grundstücke wurden vom Unternehmen Rio Tinto bereits gekauftBild: Darko Vojinovic/AP/dpa/picture alliance

Nach einem entsprechenden Gerichtsurteil vor gut vier Wochen gab die Regierung in Belgrad dann schließlich grünes Licht für den Lithium-Abbau in Loznica. Sie kam damit auch Wünschen aus der EU und insbesondere aus Deutschland nach.

Das Projekt stößt jedoch bei vielen Bürgern in Serbien weiterhin auf Widerstand. In den vergangenen Wochen waren in vielen serbischen Städten Tausende Menschen dagegen auf die Straße gegangen. Sie befürchten, dass durch den Lithium-Abbau das Wasser verschmutzt und die öffentliche Gesundheit gefährdet werden könnte. Sie fordern von der Regierung ein Gesetz, das den Abbau von Lithium und Bor in Serbien dauerhaft verbietet.

Proteste gegen EU-Deal zum Lithium-Abbau in Belgrad

Lithium gilt als entscheidender Baustein für den Übergang Europas zu einer grünen Wirtschaft. Der Rohstoff wird für die Herstellung von Batterien benötigt und gewinnt im Zuge der Antriebswende hin zu E-Autos und deshalb auch für die deutsche Autoindustrie immer mehr an Bedeutung. Bislang ist Europa weitgehend von Importen aus China abhängig.

sti/AR (afp, dpa)