1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Generalsekretär der Muslimischen Gemeinschaft Albaniens erschossen

14. Januar 2003

– Hintergründe bislang unklar – Ermordeter Generalsekretär war Vertreter der liberalen Richtung innerhalb der albanischen Muslime

https://p.dw.com/p/39x6

Köln, 14.1.2003, DW-radio / Albanisch

Der Generalsekretär der Muslimischen Gemeinschaft in Albanien, Salih Tivari, ist gestern in seinem Büro in Tirana einem Attentat zum Opfer gefallen. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand wurde der 58-jährige Tivari von Mitgliedern seiner Glaubensgemeinschaft erschossen. Aus Quellen der muslimischen Gemeinschaft und der Polizei von Tirana hieß es, dass die Mörder in einem extremistischen Flügel der Organisation zu suchen sein könnten. Wie seine Familie und enge Mitarbeiter mitteilen, war Tivari der liberalen Richtung innerhalb der Muslime zuzurechnen.

Tivari hatte Reformen in der Glaubenspraxis gefordert. Zum Beispiel hatte er es nicht für unbedingt erforderlich angesehen, dass Muslime fünf mal am Tag beten, da das moderne Leben dafür zu intensiv sei und auch das Berufsleben den Gebeten häufig im Wege stehe.

Salih Tivari war ein entschiedener Gegner des Terrorismus, der alle Terrorakte gleichermaßen verurteilte, auch die Aktionen von El Kaida. Er befürwortete die Auslieferung mutmaßlicher Terroristen, die im Jahre 1998 in Albanien festgenommen worden waren.

Das Motiv für den Mord könnte auch in seiner Tätigkeit als Generalsekretär der Muslimischen Gemeinschaft zu finden sein. Der Jurist Tivari war innerhalb seiner Organisation für die Vergabe von Hilfsgeldern und Stipendien zuständig und entschied über Auslandsreisen religiöser Funktionsträger und auch über Pilgerreisen nach Mekka. Die Polizei untersucht, ob ein Streit Tivaris mit einer islamischen Wohlfahrtsorganisation in Durres mit dem Mord im Zusammenhang steht. Bisher hat die Polizei 10 Personen verhört. Eine konkrete Spur fehlt jedoch bislang. (MK)