Gefährliche Flugzeugpanne verzögert Merkels G20-Besuch
30. November 2018Nach nur einer Stunde Flug in Richtung G20-Treffen in Argentinien kehrte der in Berlin gestartete Regierungs-Airbus mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an Bord über den Niederlanden um. Der A340 "Konrad Adenauer" landete eine weitere Stunde später gegen 21 Uhr MEZ auf dem Köln/Bonner-Flughafen. Auf dem Airport erwarteten Feuerlösch-Fahrzeuge das Flugzeug. Es gab eine harte Landung, da beim kurzen Flug nach Köln zu wenig Kerosin aus der vollbetankten Maschine abgelassen werden konnte.
"Gefährlicher Notfall" - Komplettausfall des Kommunikationssystems
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ist das komplette Kommunikationssystem des Airbus mit den Kontrollstellen am Boden ausgefallen. Ein solcher Komplettausfall der Anlage, die durch mehrere Ersatzsysteme abgesichert sei, gilt laut "Spiegel" in der Luftfahrt als gefährlicher Notfall. Deswegen hätten sich die Piloten sofort entschlossen, den Flug abzubrechen. Das Magazin schreibt weiter, nur mit dem Satellitentelefon an Bord sei es der Crew gelungen, Kontakt zur Flugleitstelle aufzunehmen und die Landung auf dem Flughafen in Köln/Bonn zu planen.
Die Lage war dem "Spiegel" zufolge so brenzlig, dass Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sofort nach Bekanntwerden der Schwierigkeiten in der Luft informiert worden sei. Die Flugbereitschaft ist ein militärischer Verband der Luftwaffe, der auch im politisch-parlamentarischen Bereich genutzt wird.
Auch die Deutsche Presse-Agentur berichtet, ihr lägen Informationen vor, dass weite Teile eines für den Flugbetrieb dringend benötigten Elektroniksystems ausgefallen seien. Es sei teilweise die Frage gewesen, ob überhaupt eine Landung möglich sei.
Kanzlerin bestätigt - "ernsthafte Störung"
Die Kanzlerin bestätigte, dass es sich bei dem technischen Defekt an ihrem Regierungsflugzeug um ein größeres Problem gehandelt hat. Nach den Ereignissen könne sie sagen: "Es war eine ernsthafte Störung", sagte Merkel am frühen Freitagmorgen. Ausgesprochen lobend äußerte sie sich über den Flugkapitän und sein Team: Sie habe "eine sehr, sehr exzellente Crew gehabt". Das Kommando habe "der erfahrenste Kapitän der Flugbereitschaft" gehabt.
Mit deutlicher Verspätung zum G20-Gipfel
Klar ist, die deutsche Delegation, zu der auch Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz gehört, wird mit erheblicher Verspätung zum zweitägigen Gipfel der wichtigsten Industriestaaten der Welt -G20- in Buenos Aires eintreffen.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte vor mitreisenden Journalisten, ein direkter Weiterflug mit einem Ersatz-Airbus sei nicht möglich. Dies liege unter anderem an den Dienstzeiten und Verfügbarkeiten von Besatzungen und Flugkapitänen. Merkel, Scholz und ein sehr kleiner Teil der Delegation würden nach einer Übernachtung in Köln mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe zunächst nach Madrid und dann per Linienflug weiter nach Buenos Aires fliegen. Die Kanzlerin wolle versuchen, zum Abendprogramm und zum Abendessen der Staats- und Regierungschefs einzutreffen. Vor Ort solle dann alles weitere geklärt werden, wie etwa das Nachholen bilateraler Treffen.
Regierungs-Flugzeuge vom Pech verfolgt
Die Regierungs-Flugzeuge haben zuletzt immer wieder Probleme bereitet. Jüngst war es auch bei einer Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Verzögerungen wegen eines technischen Defekts an seiner Maschine gekommen. Vizekanzler Scholz musste Mitte Oktober von der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf Bali mit einem Linienflug nach Deutschland zurückkehren. An dem auf einem indonesischen Flughafen geparkten Regierungs-Airbus "Konrad Adenauer " hatten Nagetiere wichtige Kabel angeknabbert.
qu/se (dpa, rtr afp)