Geadelte "Blackbox"
22. März 2002Wenn Dinosaurier über die Leinwand stapfen oder wenn Harry Potter und seine Freunde im Kino zaubern, was das Zeug hält, dann sind diese Bilder entweder ganz im Computer entstanden oder sie wurden zumindest digital bearbeitet.
In beiden Fällen stehen die Trickspezialisten vor demselben Problem: sie müssen die Fantasie-Welten, die sie in ihren Rechnern erschaffen haben, irgendwie auf Celluloid bannen. Denn daran hat sich in den über 100 Jahren Kinogeschichte nichts geändert: durch den Projektor läuft am Schluss immer noch ein Film.
Genialische Pixelei
Von außen wirkt der Arri-Laser recht unspektakulär: silbergrau mit einem blauen Streifen und etwa so groß wie zwei nebeneinander gestellte Kühlschränke. In diesem Fall war es nicht das Aussehen, das den Oscar eingebracht hat, entscheidend waren die inneren Werte. Z.B. die drei sogenannten Festkörperlaser, die das Filmmaterial
belichten. Sie erzeugen Lichtstrahlen in den Farben rot, grün und blau. Aus diesen drei Grundfarben lassen sich all die Farbnuancen mischen, die man auf Film bannen möchte.
Dazu muss man jedoch die Helligkeit der einzelnen Laserstrahlen genau steuern. Im Arri-Laser geschieht das mit so genannten akusto-optischen Modulatoren.
Die Farb- und Helligkeitswerte für jeden einzelnen Bildpunkt liefert ein Computer. Pro Bild muss er bis zu 50 Megabyte an Daten übertragen.
Jeder dieser Punkte hat nur wenige tausendstel Millimeter Durchmesser und muss exakt an der richtigen Stelle sitzen. Denn die geringsten Abweichungen wären auf der großen Kinoleinwand sofort zu sehen und würden die Illusion zerstören. Das aber können sich Filme wie "Harry Potter", "Herr der Ringe" oder "Die fabelhafte Welt der Amélie" auf keinen Fall leisten. Sie alle wurden im Computer bearbeitet und mit einem Arri-Laser wieder perfekt auf Celluloid übertragen.
Weil kaum noch eine Kinoproduktion ohne Tricks aus dem Rechner auskommt, reißt sich die Filmindustrie um das High-Tech-Gerät. Für Wolfgang Riedel vom Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik und für Franz Kraus und Johannes Steurer von Arri hat sich die gemeinsame Arbeit also gelohnt. Auch nicht zuletzt deshalb, weil für sie der Traum vom Oscar wahr geworden ist.
Schon fast eine Oscar-Tradition
Bereits zum zehnten Mal gehört die Münchner Filmfirma Arri zu den Oscar-Preisträgern. Die Arnold & Richter Cine Technik (Arri) ist einer der führenden Hersteller von Filmkameras, Lichttechnik und digitalen Systemen.
Das Schwabinger Unternehmen wurde 1917 in München gegründet und ist eigenen Angaben zufolge heute Marktführer auf dem Gebiet der Filmkamera-Anbietern und digitalen Filmbelichtern. Zuletzt bekamm Arri 1999 einen Oscar für das Kamerasystem Arriflex 435.