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Politik

Trump bringt Unsicherheit nach Europa

Busse Nikolas Kommentarbild App PROVISORISCH
Nikolas Busse
12. November 2016

Wenn jemand wie Donald Trump Zweifel an der NATO sät, könnte das für Interessierte eine große Versuchung sein, die Entschlossenheit des Bündnisses zu testen, meint Nikolas Busse von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

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Bild: picture-alliance/dpa/D. Naupold

Nach dem Fall der Berliner Mauer sah es lange so aus, als spiele die Sicherheitsfrage in Europa - mit Ausnahme des Balkans - keine Rolle mehr. Militärische Probleme schienen sich nur noch in fernen Weltgegenden zu stellen. Doch diese Rechnung haben die Europäer ohne die beiden auswärtigen Großmächte gemacht, die seit dem Zweiten Weltkrieg über Krieg und Frieden auf unserem Kontinent entscheiden.

Zuerst stellte Russland mit seinen Beutezügen an der östlichen Peripherie die Nachkriegsordnung in Frage, ohne dass die Europäer viel dagegen hätten tun können. Jetzt kommt in den Vereinigten Staaten ein Mann an die Macht, der im Wahlkampf gesagt hat, er halte die NATO für überholt und werde deren europäische Mitglieder nur schützen, wenn diese selbst genug für ihre Verteidigung ausgäben.

Was bedeutet ein besseres Verhältnis mit Russland?

Es ist fraglich, ob Donald Trump wirklich so handeln wird, wenn er erst einmal vereidigt ist. Trotzdem ist sein Wahlsieg für die europäische Ordnung mit großen Unsicherheiten verbunden. Zum einen hat er angekündigt, dass er ein besseres Verhältnis zu Russland anstrebe. Dagegen ist im Grundsatz nichts einzuwenden. Aus europäischer Sicht ginge es dabei vor allem um die Details einer Annäherung, und da wird es schon schwierig. Moskau will von Trump zweierlei: die Aufhebung der Sanktionen und das Zugeständnis einer Einflusssphäre in Osteuropa. Ein "Deal", der Putin die Ukraine - und womöglich weitere Teile Osteuropas - überließe, würde aber zu einer neuen Spaltung des Kontinents führen. Und wahrscheinlich auch zu noch mehr Instabilität im Osten.

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Nikolas Busse ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Es geht um die Glaubwürdigkeit des Beistands-Versprechens

Ein mindestens so großes Problem stellen Trumps abschätzige Äußerungen über die  NATO dar. Selbst wenn er sie in irgendeiner Form revidieren sollte, hat er schon jetzt Zweifel an der amerikanischen Bündnistreue geweckt. Die Abschreckungswirkung eines Bündnisses beruht nämlich nicht nur auf seiner militärischen Schlagkraft; die Glaubwürdigkeit des Beistands-Versprechens ist mindestens genauso wichtig. Würden die Vereinigten Staaten ein kleines Land wie Estland verteidigen, das weit entfernt vom eigenen Territorium liegt? Wenn die Antwort auf diese Frage nicht "Jawohl" lautet, sondern "Vielleicht", dann steigt der Anreiz für einen interessierten Dritten, es einmal darauf ankommen zu lassen. Eine Lähmung der NATO wäre für Putin wie ein Sechser im Lotto: Sie würde das amerikanische Engagement in Europa grundsätzlich in Frage stellen.

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