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Politik

Konfrontationskurs

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
24. August 2018

Die neue Runde im amerikanisch-chinesischen Zollkrieg wirft die Frage auf, ob das chinesische Modell des Aufstiegs womöglich in Gefahr geraten könnte, meint Peter Sturm von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Symbolbild Handelskrieg USA und China mit Dollar- und Yuan-Geldschein
Bild: picture-alliance/chromorange/C. Ohde

Für China ist Donald Trump womöglich etwa ein Jahrzehnt zu früh zum amerikanischen Präsidenten gewählt worden. Denn noch sind die Vereinigten Staaten wirtschaftlich und politisch nämlich nicht so schwach, dass China den Kraftmeiereien aus Washington in Handelsfragen einigermaßen entspannt begegnen könnte.

Das Märchen vom größten Entwicklungsland

Wobei man sagen muss, dass Entspanntheit nun ganz sicher nicht zu den Stärken der chinesischen Führung gehört. Diese erzählt bei wirtschaftlichen Streitigkeiten wie jetzt mit den Vereinigten Staaten immer noch gern das Märchen, China sei in Wirklichkeit das größte Entwicklungsland der Welt. Weshalb man ihm im Grunde alles nachsehen müsse - wie unfair das Wettbewerbern in aller Welt auch erscheinen mag.

Sturm Peter Frankenberger Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Sturm ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wenn es aber in den kommenden Monaten oder gar Jahren wirklich schlecht läuft für die Volksrepublik, dann könnte das chinesische Modell des Aufstiegs - erst wirtschaftlich, dann auch politisch-militärisch - ernsthaften Schaden nehmen. Denn der amerikanische Präsident sagt nicht nur, er sei nicht mehr bereit, das chinesische Spiel mitzuspielen, wonach einerseits chinesischen Produkten und Investoren anderswo der rote Teppich ausgerollt werden soll, der chinesische Markt andererseits für Ausländer aber teilweise stark abgeschottet bleibt. Trump handelt auch - in der für ihn charakteristischen Weise, nämlich brachial. Gerade ist wieder eine neue Runde im amerikanisch-chinesischen Zollkrieg entbrannt.

In China gibt es Kritik daran, wie Staats- und Parteichef Xi Jinping, der sich zunehmend als Alleinherrscher stilisiert, mit der Krise umgeht. Eine Lösung ist, zumindest für Außenstehende, nicht in Sicht. Es geht in dieser Frage nicht nur um wirtschaftliche Fragen, sondern auch ums Prestige, um die "Ehre".

Von einer Einbindung Chinas profitiert auch Europa

Eine Lösung des Handelsstreits läge aber im Interesse nicht nur von Chinesen und Amerikanern. Auch Europa, namentlich Deutschland, ist an einem freien, geordneten und fairen Welthandel gelegen. Man muss Donald Trump und seine Methoden nicht mögen. Aber wenn es gelänge, China auf Dauer ins System einzubinden, hätte die Konfrontation am Ende doch etwas gebracht. Wenn nicht, werden viele Menschen in vielen Ländern lange unter den Konsequenzen zu leiden haben. Es steht eine Menge auf dem Spiel. Man muss hoffen, dass dies den politisch unmittelbar Beteiligten hinreichend bewusst ist.