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Politik

Frustrierter Diktator

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
1. November 2019

Nordkorea testet unverdrossen seine Raketen. Das Regime hätte gute Gründe, sich mit der Außenwelt gut zu stellen. Aber Atomwaffen sind offenbar wichtiger als das Leiden der Bevölkerung, meint Peter Sturm.

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Nordkorea | Raketentest
Bild: picture-alliance/dpa/AP Photo/KCNA/Korea News Service

Internationale Organisationen haben festgestellt, dass viele Menschen in Nordkorea in diesem Jahr nicht ausreichend zu essen bekommen. Die Regierung des Landes hätte also allen Grund, sich mit der Außenwelt gut zu stellen, denn an der misslichen Lage im Land ist nicht nur die sprichwörtliche sozialistische Misswirtschaft der Herrscherfamilie Kim schuld. Auch natürliche Faktoren wie Trockenheit spielen eine Rolle.

Da aber für Staatsführer Kim Jong Un das Schicksal der einfachen Nordkoreaner noch nie überragend wichtig war, steuert die Führung, steuert vor allem der Führer, unbeirrt auf Konfrontationskurs. Sichtbarster Ausdruck dieser Politik sind die vielen Raketentests in den vergangenen Wochen.

Sturm Peter Frankenberger Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Sturm ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Kim Jong Un zeigt auf diese Weise, dass er enttäuscht ist. Dabei hatte er so große Hoffnungen in die auf persönlicher Ebene offenbar wirklich guten Beziehungen zu US-Präsident Donald Trump gesetzt. Genau hier liegt aber Kims Denkfehler: Zwar hat Trump in Washington Viele und Vieles durcheinandergebracht. Aber es herrscht dort weiterhin kein System wie in Nordkorea, wo ein Wort des Führers genügt, um einen Wechsel in der Politik zu vollziehen.

Weil Kim Jong Un also nicht vorankommt zu seinem Ziel, die von den Vereinten Nationen gegen sein Regime verhängten Sanktionen zu lockern und schließlich aufzuheben, handelt er wieder nach alter Väter Sitte. Vater und Großvater Kim hatten es durch systematisches Ignorieren internationaler Regeln geschafft, Nordkorea in eine Position zu bringen, in der es viele Länder, darunter womöglich sogar die Vereinigten Staaten, mit Atomwaffen bedrohen kann.

Diese Waffen will Kim um keinen Preis aufgeben. Er beruft sich dabei auf eine gewissermaßen höhere Instanz, seinen Vater. Dieser habe ihn entsprechend instruiert, sagt er. Wenn Nordkorea von Amerika also einen "neuen Ansatz" bei den Atomgesprächen fordert, läuft dies auf die alte Forderung nach Anerkennung des Landes als Atommacht hinaus. Dazu ist aber mutmaßlich nicht einmal Donald Trump bereit. Da es kurzfristig für Kim Jong Un keinen Weg aus der Frustration geben wird, muss sich die Welt wohl auf weitere Raketentests Nordkoreas einstellen. Man muss nur hoffen, dass nicht eine dieser Raketen einmal aus Versehen in Südkorea, Japan oder dem Gebiet eines anderen Staates landet.