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Chance für Belarus?

Andrej Alechnowitsch8. Januar 2009

Belarus könnte als Gewinner aus dem ukrainisch-russischen Gasstreit hervorgehen. Experten sehen das Land nun in einer strategisch günstigen Lage zwischen der EU und Russland.

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Karte bestehender und geplanter Gaspipelines in Europa. Stand Januar 2006

Nach dem Lieferstopp für Erdgas durch die Ukraine hat der russische Ergaskonzern Gasprom den Transit von Gas Richtung Westen durch belarussische Leitungen um 25 Prozent erhöht. Die finanziellen Vorteile, die Belarus daraus ziehen kann, seien nicht besonders groß, meinen Experten. Dem unabhängigen belarussischen Ökonomen Leonid Slotnikow zufolge fallen die zusätzlichen Einnahmen von etwa 170.000 bis 190.000 Dollar pro Tag gering aus. Mit dem Geld könnten die Wirtschaftsprobleme des Landes nicht angepackt werden.

Langfristige strategische Auswirkungen

Politisch und strategisch könnte das Land allerdings profitieren, meint der belarussische Politikwissenschaftler Jurij Schewzow. 80 Prozent des russischen Erdgasexports nach Westeuropa fließe durch die Ukraine, der Rest durch Belarus. "Belarus kann, auch wenn es seine Kapazitäten voll ausschöpft, das Problem des Erdgastransits nicht lösen", sagte Schewzow. Dennoch entstehe durch den Konflikt zwischen Kiew und Moskau eine vorteilhafte Situation für Minsk, insbesondere im Verhältnis zur Europäischen Union.

Dies könnte nach Meinung des Politologen für Belarus langfristig positive Auswirkungen haben: "Die strategische Bedeutung von Belarus ist gewachsen, und ich glaube, für lange Zeit. Die Krise wird sich hinziehen, unabhängig davon, wie die Probleme in den russisch-ukrainischen Beziehungen zum jetzigen Zeitpunkt gelöst werden. Deswegen wird die Bedeutung des belarussischen Transits sowohl für die EU als auch für Russland zunehmen", so Schewzow. Belarus könne deshalb zu einem wichtigen Gesprächspartner für die Länder der Europäischen Union werden.

Vorteile auch beim Gaspreis?

Im Unterschied zur Ukraine genießt Belarus seit langem einen Vorzugspreis bei russischen Gaslieferungen. Der belarussische Präsident und langjährige Kremlverbündete Aleksandr Lukaschenko darf im Gegensatz zur prowestlichen Führung der Ukraine bei den Verhandlungen auch weiterhin auf das Wohlwollen der russischen Seite bauen. Minsk rechnet deshalb nur mit einer geringfügigen Anhebung des Gaspreises.

Der belarussische Wirtschaftsexperte Slotnikow macht darauf aufmerksam, dass mit dem russisch-ukrainischen Gasstreit keineswegs das Problem des Gaspreises für Belarus gelöst sei. Diese Frage würde Russland derzeit aufgrund des Streits mit der Ukraine nur aufschieben. Zurzeit stehe Belarus nicht ganz oben auf der Tagesordnung von Gasprom. Allerdings könnte Moskau nach Slotnikows Ansicht zu Zugeständnissen gegenüber Belarus bereit sein, falls wieder über den Gaspreis verhandelt wird,. "Wir haben mal wieder Glück gehabt", sagte Slotnikow.