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Gaspreise - Angst vor einem teuren Winter

23. September 2022

Die Preise für Gas gehen in Deutschland durch die Decke - und sind doch unterschiedlich hoch. Warum ist das so? Was kann die Politik dagegen tun?

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Hand dreht einen Heizkörperregler
Heizung aus?Bild: Hauke-Christian Dittrich/dpa/picture alliance

Der Brief des lokalen Energieversorgers versetzt eine Familie in Brandenburg in Angst und Schrecken. Wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg berichtet, muss der Kunde für die Gasversorgung seines Einfamilienhauses am Stadtrand von Berlin künftig statt 143 Euro im Monat nun astronomische 1515 Euro zahlen. Schlicht nicht machbar für die Familie. Der Versorger ist ein eher kleines Unternehmen, das lediglich etwa 20.000 Haushalte versorgt und lange Zeit mit billigen Preisen lockte. Und jetzt, in der großen Versorgungskrise, besonders hart getroffen ist. 

Meldungen wie die aus Brandenburg gibt es jetzt, wo es in Deutschland kälter wird und die Heizperiode beginnt, immer häufiger. Die Verbraucherzentralen raten Kunden wie der Familie aus Brandenburg, von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen und sich einen preiswerteren Versorger zu suchen. Aber richtig preiswert wird es nicht mehr. Die erwähnte Familie fand schließlich ein Unternehmen, das sie für rund 700 Euro im Monat mit Gas versorgt. 

Grundversorger sind preiswerter

Noch vergleichsweise gut sind Kunden dran, die von einem Grundversorgungsunternehmen ihr Gas beziehen. In der Hauptstadt Berlin etwa ist das die GASAG, die nach eigenen Aussagen rund 800.000 Kunden in der Hauptstadt hat und größter kommunaler Versorger des Landes ist. Grundversorger ist in einer bestimmten Region immer das größte Unternehmen.

Infografik - Damit heizen private Haushalte in Deutschland 2021
Damit heizen private Haushalte in Deutschland 2021

Grundversorger dürfen neue Kunden nur bei schwerwiegenden wirtschaftlichen Problemen ablehnen. Andere, kleinere Unternehmen, können das sehr wohl. Vom 1.November an dürfen Grundversorger wie die GASAG keine preislichen Unterschiede mehr machen zwischen neuen Kunden und Bestandskunden.  

"Es soll keiner frieren!"

Die GASAG hat seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine zwar auch die Preise drastisch erhöht, aber eben nicht ganz so stark. Für eine Wohnung mit knapp 110 Quadratmetern stiegen die Abschläge im Mai von 139 auf 171 Euro. Ab November sind es dann 260 Euro im Monat.

Ob das so bleibt, beurteilt die GASAG aber auch eher vorsichtig. "Es soll keiner frieren, egal, wie kalt es wird", sagte der Chef des Unternehmens, Georg Friedrichs, dem Berliner "Tagesspiegel".  Aber eine Aussage, wie stark die Preise weiter steigen und wann, wollte er nicht treffen.  

Lindner: "Brücke zur Normalität bauen"

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) kann da auch nicht weiterhelfen, stimmt die Gaskunden aber schon mal auf weiterhin harte Zeiten ein. "Wir gehen davon aus, dass in absehbarer Zeit - 2023 - wir eine Normalisierung erfahren werden, nicht auf dem alten Niveau, aber auf dem Niveau des Weltmarktpreises für Flüssiggas." Denn Liquefied Natural Gas (LNG) kaufen viele Länder, auch Deutschland, nun vermehrt als Ersatz für das billige russische Gas ein, das nicht mehr geliefert wird.

Finanzminister Lindner am Rednerpult
Finanzminister Lindner stimmt die Bürgerinnen und Bürger auf härtere Zeiten einBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Weiter sagte Lindner auf einer Veranstaltung in Berlin, der Gaspreis werde dann "immer noch herausfordernd" sein, aber nicht ruinös. Es gehe jetzt darum, "eine Brücke zu bauen, hin zu einer neuen Normalität gestiegener Energiepreise." Mit anderen Worten: die Menschen müssten sich langfristig daran gewöhnen, dass Energie, also Gas und Strom, teuer bleiben wird. 

Noch ein Preistreiber: Die Gasumlage 

Ein weitere Preistreiber beim Gas ist die staatliche Umlage, die nach viel Streit und Hin und Her nun am 1.Oktober kommt. Damit müssen die Gaskunden die Unternehmen stützen, die sich auf dem Weltmarkt zu sehr hohen Preisen Alternativen zum russischen Gas kaufen müssen. Die Umlage wird, so schätzen Experten, einen Durchschnittshaushalt noch einmal 600 Euro im Jahr kosten.

Firmeneingang von Uniper in Düsseldorf
Mit der Verstaatlichung des Energieversorgers Uniper übernimmt der Staat Schulden in Milliardenhöhe Bild: Ina Fassbender/AFP

Allerdings kann sie auch in der Höhe angepasst werden, wenn die Preise weiter steigen. Noch eine Unsicherheit. Viele Experten rechnen auch damit, dass sich die Strompreise verdoppeln könnten. Demnach kommen die Folgen des russischen Angriffskriegs bei den Deutschen erst in den nächsten Monaten so richtig an.   

Energiesparen ist der einzige Ausweg

Und so bleibt als effektivste Maßnahme, um die Energiekosten zu senken: Sparen, wo es nur geht. Die Stiftung Warentest hat jetzt errechnet, dass eine dreiköpfige Familie mit nur wenigen Maßnahmen rund 970 Euro im Jahr an Strom und Gas sparen kann.

Wichtig ist es etwa, weniger und weniger warm zu duschen und sich einen Energiespar-Duschkopf anzuschaffen. Das allein mindert, so die Warentester, die Kosten um rund 770 Euro. Ein Absenken der Durchschnittstemperatur beim Heizen von 22 auf 20 Grad bringt 151 Euro. Tabu sollten in der nächsten Zeit, wenn immer möglich, stromfressende Wäschetrockner sein.  

CSU für Preisdeckel

Aber wie ein Großteil der Bevölkerung die hohen Preise stemmen soll, ist damit immer noch nicht geklärt. Jeder zweite Haushalt in Deutschland wird mit Gas beheizt. Die CSU hat deshalb jetzt ein Modell für einen Gaspreisdeckel für drei Viertel des jeweiligen privaten Wärmeverbrauchs vorgeschlagen.

CSU-Abgeordneter Alexander Dobrind im Bundestag
Der CSU-Abgeordnete Alexander Dobrindt will den Gaspreis für alle Bürger deckelnBild: Frederic Kern/Geisler-Fotopress/picture alliance

"Für Privathaushalte wäre es denkbar, 75 Prozent des bisherigen Gasbezugs mit einem Bürger-Basispreis zu deckeln", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Augsburger Allgemeinen. "Darüber hinausgehend müsste der volle Gaspreis bezahlt werden", fügte der stellvertretende Unionsfraktionschef hinzu. Problem dabei: Die Kosten dafür müsste der Staat zahlen. Und sich erneut massiv verschulden.