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Gabriel verzichtet auf Autolobby-Chefposten

5. November 2019

Als spekuliert wurde, dass der frühere Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel die Seiten wechseln und Lobbyist werden könnte, hagelte es Kritik. Jetzt hat Gabriel abgesagt. Beim Autoverband VDA geht die Suche weiter.

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Sigmar Gabriel
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Der frühere Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel (Artikelbild) will nicht Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) werden. Er habe "nach reiflicher Überlegung und aufgrund anderer Aufgaben" entschieden, dass er für diese Aufgabe nicht zur Verfügung stehe, teilte Gabriel dem "Handelsblatt", dem "Spiegel" und dem "Tagesspiegel" mit. Damit bereitete Gabriel Spekulationen ein Ende, die bereits heftige Kritik nach sich gezogen hatten.

Den Berichten zufolge sprach Gabriel von einem "Ausdruck großen Vertrauens, dass Vertreter dieses für Deutschland so wichtigen Industriezweiges mir die Aufgabe als Präsident des VDA zutrauen". Es sei eine spannende und herausfordernde Aufgabe, die Automobilwirtschaft gerade in einer Zeit großer Umbrüche zu begleiten. Gabriel war als Bundeswirtschaftsminister in der Zeit des Dieselbetrugs, aber auch zuvor als Ministerpräsident des VW-Anteilseigners Niedersachsen häufig mit der Automobilindustrie befasst.

VDA sucht weiter

Der VDA sucht einen neuen Präsidenten, seit der frühere Ford-Manager Bernhard Mattes Ende September überraschend seinen Rücktritt zum Jahreswechsel erklärt hatte. Eigentlich hätte seine 2018 begonnene Amtszeit erst Ende 2020 geendet. Neben Gabriel war auch die frühere Staatsministerin im Bundeskanzleramt Hildegard Müller (CDU) im Gespräch.

VDA-Präsident Bernhard Mattes
VDA-Präsident Bernhard Mattes scheidet überraschend zum Jahresende ausBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Der Lobbyverband selbst gibt sich nach Gabriels Rückzug gelassen - das "Handelsblatt" zitierte einen Branchenvertreter: "Die Entscheidung kann auch noch im Januar getroffen werden." Der VDA besitze eine arbeitsfähige Geschäftsführung, weshalb es nicht pünktlich zum Jahreswechsel einen neuen Präsidenten geben müsse.

Der VDA nimmt im Namen einer Schlüsselbranche Einfluss auf deutsche Politik: Die Automobilindustrie beschäftigt 800.000 Arbeitnehmer. Allerdings steht die Branche unter Druck, teils wegen der Nachwirkungen des jahrelangen Dieselbetrugs. Aber auch der als Maßnahme gegen den Klimaschutz angepeilte Wandel der Mobilität hin zu elektrischen Antrieben hält die Konzerne in Atem. Im VDA sind sowohl Hersteller als auch Zulieferer vertreten, sodass sich die Verbandsführung immer wieder um internen Interessenausgleich bemühen muss.

ehl/gri (dpa, rtr, Handelsblatt)