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G8-Gipfel berät über globale Probleme

8. Juli 2009

Ein Symbol in der Krise: Im vom Erdbeben zerstörten italienischen L'Aquila wollen sich die Staats- und Regierungschefs der größten Wirtschaftsmächte für eine klare Finanzordnung und ein Klimaabkommen stark machen.

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Fünf italienische Soldaten beraten sich vor großem G8-Logo (Foto: AP)
Sicherheitskräfte warten auf die Gipfel-TeilnehmerBild: AP

Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) sind an diesem Mittwoch (08.07.2009) im italienischen L'Aquila zu Beratungen über die wichtigsten globalen Probleme zusammengekommen. Die Tagesordnung der führenden Politiker aus den USA, Deutschland, Italien, Großbritannien, Japan, Kanada, Frankreich und Russland hat es in sich: Weichen sollen gestellt werden beim Klimaschutz, bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise und bei der Entwicklungshilfe. Weitere Themen: Die Lage im Iran, in Nordkorea, in Afghanistan und in Pakistan sowie der Nahost-Konflikt. Erwartet wird allerdings, dass die Zahl der greifbaren Ergebnisse des dreitägigen Gipfels überschaubar sein wird.

Klimaschutz: Auch Schwellenländer sehen Handlungsbedarf

Zwei Bauern auf ihrem ausgetrockneten Feld in China (Foto: AP)
Verheerende Dürre - wie hier in China - ist nur eine von vielen Auswirkungen des KlimawandelsBild: AP

Allerdings zeichnen sich im Ringen um den weltweiten Klimaschutz schon vor Beginn des Gipfeltreffens Fortschritte ab. Nach Medien-Informationen brachten Ministergespräche in Rom wichtige Zugeständnisse der Schwellenländer. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sagte dem ARD-Hörfunkstudio Rom, Staaten wie China, Indien und Brasilien hätten bei Gesprächen in der italienischen Hauptstadt erstmals anerkannt, dass die globale Durchschnittstemperatur nicht über zwei Grad Celsius steigen dürfe. Die Schwellenländer hätten zudem akzeptiert, dass nicht nur die Industrieländer den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren müssten, sondern auch sie selbst. Der deutsche Umweltminister räumte allerdings ein, dass es trotz intensiver Bemühungen der Industrienationen nicht gelungen sei, konkrete Maßnahmen zur Treibhausgas-Reduktion festzuschreiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel will beim G-8-Gipfel auf möglichst ehrgeizige Ziele zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes dringen.

Wirtschaftskrise: Anspruch und Wirklichkeit

Die Kanzlerin will in L'Aquila auch über Strategien zum Ausstieg aus den milliardenschweren Konjunkturprogrammen reden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI., hatte am Dienstag die führenden Wirtschaftsnationen in einer Sozialenzyklika aufgefordert, eine neue von Ethik und Moral geleitete Weltordnung zu schaffen.

Demonstranten mit Plakat mit Kanzlerin Merkel - Text: 'Wir sind alle aus L'Aquila - G8 ist ein Erdbeben'
Demonstration in Rom gegen den G8-GipfelBild: AP

Nach Zusammenstößen bei Protestaktionen gegen den bevorstehenden G-8-Gipfel nahm die italienische Polizei 38 Demonstranten fest. Die maskierten Globalisierungskritiker blockierten am Dienstag mehrere Straßen und Bahngleise in Rom, setzten Mülltonnen in Brand und warfen mit Steinen. Unter den Festgenommenen waren laut Polizei auch zwei Deutsche. Sowohl in L'Aquila als auch in Rom sind in den kommenden Tagen mehrere Protestaktionen gegen den G-8-Gipfel geplant. Die größte Demonstration soll am Freitag in L'Aquila stattfinden.

G8-Teilnehmerkreis deutlich erweitert

Die Zahl der Gipfel-Teilnehmer geht allerdings – zumindest zeitweise - weit über den engen G8-Kreis hinaus. Regelmäßig dabei sind jetzt China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika sowie Vertreter der Europäischen Union. Zudem werden Spitzenpolitiker aus Äthiopien, Algerien, Angola, Libyen, Nigeria und dem Senegal erwartet. Sondergäste sind Dänemark, die Niederlande, Spanien, die Türkei, Australien, Indonesien und Südkorea. Hinzu kommen regelmäßig Vertreter wichtiger internationaler Organisationen.

Das G-8-Treffen von L'Aquila ist das Größte seit Gründung des Verbundes 1975. Ursprünglich sollte es auf der Mittelmeerinsel La Maddalena bei Sardinien stattfinden. Nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. April in den Abruzzen verlegte Ministerpräsident Silvio Berlusconi das Treffen in die Katastrophenregion.

Bundeskanzlerin Merkel hat sich noch vor Beginn des Gipfels ein Bild von den Zerstörungen gemacht. Zusammen mit Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi besuchte sie den Ort Onna. Dort kamen von den rund 300 Einwohnern 41 bei dem Erdbeben ums Leben. Die Beziehungen Deutschlands zu Onna ist historisch belastet. 1944 hatte die Wehrmacht hier ein Massaker verübt und dabei 17 Menschen ermordet. Deutschland hat daher bis zu drei Millionen Euro Aufbauhilfe versprochen. (hp/as/dpa/rtr/AP/afp)