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Führer der Aserbaidschaner im Iran erhebt in Baku Vorwürfe gegen Teheran

28. März 2002

– Nationalbewegung der Südaserbaidschaner fordert Sprachenrechte und Selbstverwaltung

https://p.dw.com/p/22TI

Baku, 27.3.2002, SERKALO, russ.

Der Führer der Nationalbewegung Wiedergeburt der Aserbaidschaner im Iran, Dr. Mahmudali Tschehraganly, hält sich zu einem Besuch in Aserbaidschan auf. Gestern hielt er im Presseklub in Baku anlässlich eines Runden Tisches, der auf Initiative der Aserbaidschanischen Nationalstiftung für Demokratie organisiert wurde, einen Vortrag zum Thema "Südaserbaidschan und die Nationalbewegung". Die Eröffnungsansprache hielt der Leiter der Stiftung Ulwi Hakimow, der hervorhob, es sei Dr. Mahmudali Tschehraganly zu verdanken, dass die Probleme der Südaserbaidschaner in Europa und den USA Aufmerksamkeit fänden und der internationalen Gemeinschaft bekannt würden. Er schätzte die Tätigkeit des angesehenen Gastes hoch ein und äußerte die Überzeugung, dass Mahmudali Tschehraganly seine aktive Tätigkeit fortsetzen wird und dass sie in die Geschichte des aserbaidschanischen Volkes eingehen wird. Danach erhielt Mahmudali Tschehraganly das Wort, der über die Geschichte und den heutigen Kampf für Gleichberechtigung der Aserbaidschaner im Iran sprach. (...)

"Nach dem Sieg der Revolution forderten wir die Freiheit, unsere Muttersprache zu sprechen und in ihr unterrichtet zu werden, sowie das Recht, uns selbst zu verwalten. Der iranisch-irakische Krieg zwang uns jedoch für lange Zeit, unsere Forderungen zu vergessen und zusammen mit den Persern gegen den gemeinsamen Feind zu kämpfen", sagte Mahmudali Tschehraganly. Er sagte ferner, dass auch nach Ende des Krieges die chauvinistischen Perser, die die Führung des Landes an sich gerissen hätten, die aserbaidschanischen Türken weiterhin als Menschen zweiter Klasse betrachtet hätten. Mahmudali Tschehraganly zufolge sind mehr als die Hälfte der 60 Millionen Einwohner Aserbaidschaner. Jedoch sende keiner der neun staatlichen Fernsehkanäle und keiner der über 100 Radiosender in aserbaidschanischer Sprache. "Im sogenannten Regionalfernsehen werden täglich drei bis vier Stunden für Sendungen in aserbaidschanischer Sprache zur Verfügung gestellt. Jedoch beträgt der Anteil der aserbaidschanischen Sprache in diesen Sendungen nicht mehr als zehn Prozent. Die iranische Führung unternimmt alles, damit wir unsere Sprache vergessen und uns mit den anderen Nationalitäten assimilieren", unterstrich Mahmudali Tschehraganly. Außerdem entstellen ihm zufolge iranische "Wissenschaftler" bewusst die Geschichte. "Von 200 Millionen Buchbänden wurde kein einziger in aserbaidschanischer Sprache herausgegeben. Mahmudali Tschehraganly betonte außerdem, dass heute aserbaidschanische Gebiete aktiv von Kurden besiedelt würden. Das habe solch große Ausmaße angenommen, dass ursprüngliche aserbaidschanische Ortsnamen nun durch kurdische ersetzt würden.

Über die Ziele der Nationalbewegung der Südaserbaidschaner sagte Mahmudali Tschehraganly: "Wir verlangen für uns keine Privilegien. Wir fordern für alle Völker im Iran Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. Wir wollen Hausherr in unserer Heimat sein und nicht Menschen zweiter Klasse." Er unterstrich, dass die Nationalbewegung der iranischen Aserbaidschaner an Kraft gewinne und dass der Kampf 2004 - 2005 zu konkreten Ergebnissen führen werde. (...) (MO)