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Fritzl bekennt sich schuldig - für alles

18. März 2009

Überraschung im Fritzl-Prozess: Der wegen Inzests angeklagte hat sich überraschend in allen Anklagepunkten für schuldig bekannt. Schon am nächsten Verhandlungstag wird das Urteil erwartet.

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Fritzl umringt von Polizisten(Foto: AP)
Sieht sich auch der Slaverei und des Mordes schuldig: Josef FritzlBild: AP

Gleich zu Beginn des dritten Verhandlungstages am Mittwoch (18.03.2009) im Landesgericht St. Pölten gab Josef Fritzl auch die Vorwürfe Mord durch Unterlassen und Sklaverei zu. Der 73-Jährige gestand nach eigenen Worten wegen des Videos mit den Aussagen seiner Tochter, das den Geschworenen am Dienstag gezeigt worden war. Fritzl bedauerte ausdrücklich den Tod eines der im Kellerverlies geborenen Kinder. "Ich weiß nicht, warum ich nicht geholfen habe", sagte der Angeklagte.

Mord, Inzest, Sklavenhaltung

Zu Prozessbeginn hatte Fritzl nur ein Teilgeständnis zu den Anklagepunkten Vergewaltigung, Nötigung, Freiheitsberaubung und Inzest abgelegt. Mord und Sklavenhaltung hatte der Angeklagte bestritten. Nach der Video-Aussage der Tochter Elisabeth am Tag zuvor war die Öffentlichkeit bei der Schwurgerichtsverhandlung am Mittwoch wieder zugelassen.

Psychiaterin: Noch immer eine Gefahr

Die Psychiaterin Adelheid Kastner nannte den Angeklagten in ihrer Aussage vor Gericht zurechnungsfähig, bescheinigte Fritzl aber eine sehr schwere Persönlichkeitsstörung. Er stelle im Fall einer Freilassung immer noch eine Gefahr dar. Die Sachverständige empfahl daher die Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt.

Nach dem überraschenden umfassenden Geständnis des Angeklagten und dem psychiatrischen Gutachten wurde die Verhandlung beendet. Am Donnerstag werden die Plädoyers und am Nachmittag voraussichtlich schon das Urteil erwartet.

24 Jahre im Keller

(Foto: AP)
Einblick in das KellerverliesBild: AP

Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht Fritzl eine lebenslange Haftstrafe. Ihm wird vorgeworfen, im August 1984 seine damals 18-jährige Tochter in den Keller seines Amstettener Mehrfamilienhauses gesperrt zu haben – für 24 Jahre. Während ihrer Gefangenschaft zeugte der Angeklagte mit ihr sieben Kinder, von denen eines kurz nach der Geburt starb. Darauf bezieht sich der Mordvorwurf. Das Baby hätte vielleicht gerettet werden können, wenn Fritzl Hilfe ermöglicht hätte.

Drei der Kinder holte er nach oben und zog sie mit seiner Frau auf, die drei anderen mussten im Verlies leben und sahen nie das Tageslicht. Im April 2008 kam der Fall durch die schwere Erkrankung eines der Kinder an die Öffentlichkeit und machte weltweit Schlagzeilen. (sam/wa/dpa/ap/rtr)