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Friedensnobelpreis für Kofi Annan

12. Oktober 2001

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die Vereinten Nationen und deren Generalsekretär Kofi Annan.

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Kofi AnnanBild: AP

Der Freitag war schon immer Kofi Annans Glückstag. "Kofi" heißt nämlich "Sohn, der an einem Freitag geboren ist". Aber Kofi Annan ist auch ein Glücksfall für die Vereinten Nationen. Seit 1997 im Amt, setzt er sich entschieden für den Kampf gegen Armut und Aids ein. Beharrlich streitet er für den Schutz der Menschenrechte und den Frieden.

Vereinte Nationen als Lebensaufgabe

Annan ist der siebte UN-Generalsekretär und erste Schwarzafrikaner in diesem Amt. Er ist der einzige, dessen Wiederwahl so früh und so einmütig feststand. Bereits im vergangenen Sommer wurde er für eine zweite Amtszeit bis 2006 berufen. Der 63-Jährige verbrachte seine gesamte berufliche Karriere in den Vereinten Nationen und kennt die Organisation wie kein Zweiter. Ihr Erfolg ist ihm Lebensaufgabe.

Aus einer vornehmen Familie im westafrikanischen Ghana stammend, studierte Annan Wirtschaftswissenschaften und Management, unter anderem in Genf und am Massachusetts Institute of Technology. Seine Ausbildung gilt als erstklassig. Seinen ersten UN-Posten bekam er 1962 in der Verwaltung der Weltgesundheitsorganisation in Genf. In der New Yorker UN-Zentrale war er zunächst für Haushaltsplanung und Personalfragen zuständig.

Schuldeneintreiber, Beichtvater und Cheerleader

Trotzdem war Annan nie ein langweiliger Verwaltungstyp. Sein Lachen ist gewinnend, sein Humor feinsinnig und sein Verstand scharf. Über seinen Job als Generalsekretär sagt er selbst, dass er alles Mögliche sein müsste: Manager, Schuldeneintreiber, Beichtvater und auch Cheerleader. Annan gilt als ausgezeichneter Diplomat, der den Ausgleich sucht, sich selbst dafür aber nicht aufgibt. So gelang es ihm vor dem Golfkrieg mit sanfter Beharrlichkeit, Ausländer und UN-Mitarbeiter aus dem Irak und dem besetzten Kuwait herauszuholen.

Vermutlich wurde er auch deshalb 1993 zum Chef der UN-Friedenssicherung berufen. Zu einer Zeit, zu der das Geld immer knapper wurde, friedenserhaltende Einsätze aber immer häufiger. Damit war Annan jedoch mitverantwortlich für einen der größten Misserfolge der UN: Für das Versagen der Vereinten Nationen während des Völkermords in Ruanda 1994 entschuldigte er sich später ausdrücklich.

Gelungene Reform einer verkrusteten Organisation

Sein Amt als UN-Generalsekretär trat er auch mit dem Vorhaben an, die hochverschuldete und verkrustete Organisation zu reformieren. Heute bescheinigen ihm viele, dass die riesige UN-Verwaltung effektiver als manches westliche Ministerium arbeite. Manager Annan scheut sich auch nicht vor der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. "Weil sie als erste von der Globalisierung profitiert", nimmt er sie in die Pflicht. Zum Beispiel bei der Versorgung der Entwicklungsländer mit günstigen Anti-Aids-Medikamenten.

Die Menschenrechte haben durch Annan einen höheren Stellenwert bekommen, und auch der Widerstand gegen eine eigene UN-Friedenstruppe wird geringer. Er machte immer klar, dass er ausschließlich im Dienst der Vereinten Nationen steht und sich von keinem der 189 UN-Mitgliedstaaten vereinnahmen lässt. Auch nicht von den USA. Er kritisierte deren Zahlungsmoral, verurteilte ihre erneuten Luftangriffe auf den Irak, weil sie nicht vom Sicherheitsrat sanktioniert waren.

Jetzt billigt er das Vorgehen der USA gegen Terroristen in Afghanistan, äußert sich aber kritisch zu der Möglichkeit, dass die USA ihren Kampf auf andere Länder ausdehnen könnten. Gleichzeitig beansprucht er für die UN die Führungsrolle bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Selbst hartnäckige Kritiker bescheinigen Annan, dass er die Vereinten Nationen wieder aufgewertet hat.