Freunde und Rivalen: Klee und Kandinsky
Beide gelten als Gründungsväter der abstrakten Kunst: Paul Klee und Wassily Kandinsky waren zugleich Freunde und Rivalen. Ein schmaler Grad, wie jetzt eine oppulente Ausstellung im Berner Zentrum Paul Klee verrät.
Farben und Töne
Freunde und Rivalen – Wassily Kandinsky (1866-1944) und Paul Klee (1879-1940) waren beides. So sehr sie sich mochten, so sehr unterschieden sich beide Künstler in Mentalität und Werk. Ihre Karrieren verliefen selten parallel. Das zeigt eine Ausstellung im Berner Zentrum Paul Klee. Kandinskys "Impressionen III (Konzert)" stammt von 1911 und ist im Besitz des Lenbachhauses München.
Improvisation Sintflut
Anfang des 20. Jahrhunderts machen sich beide Maler auf den Weg zur Avantgarde. Kandinsky bedient sich bei Motiven der russischen Volkskunst. Klee entdeckt eigene Kinderzeichnungen. In der Zeit des Blauen Reiters (1910 bis 1914) erklimmt Kandinsky mit abstrakten Großgemälden, etwa den berühmten "Improvisationen", den ersten Höhepunkt seiner Laufbahn. Das Bild zeigt die "Sintflut" von 1913.
Komposition in Blau
Eine fruchtbare Zeit verbringen Klee und Kandinsky zwischen 1922 und 1931 am Bauhaus in Weimar und Dessau. Klees Malerei wirkt immer geometrischer, Kandinsky hingegen lockert sein Bildvokabular auf. So nähern sich die Künstlerfreunde malerisch einander an, ihre Bilder wirken immer ähnlicher. "Im Blau" heißt Kandinskys Komposition von 1925, die der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen gehört.
Verspielt bis geometrisch
Auch Bilder verschiedener Werkphasen versammelt die Ausstellung "Klee und Kandinsky"im Berner Zentrum Paul Klee. So entstand Klees "Föhn im Marc'schen Garten" bereits 1915, als er teils noch auf eigene Kinderzeichnungen zurückgriff. Formalisierter und geometrischer geht es dann schon in "Früchte auf Rot" von 1930 zu, das heute im Besitz der Städtischen Galerie im Münchner Lenbachhaus ist.
Bild einer Ausstellung
Die Machtergreifung der Nazis in Deutschland hat für Klee und Kandinsky weitreichende Folgen: Klee wird als Professor entlassen, Kandinsky sieht sich mit der bevorstehenden Schließung des Bauhauses konfrontiert. Fünf Jahre zuvor, als Kandinskys Guache "Bilder einer Ausstellung: Bild II, Gnomus 1928" entstand, erging sich der Künstler noch in Form- und Farbexperimenten.
Im Exil
Auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten reagieren Klee und Kandinsky auch künstlerisch. Beide verlassen Deutschland noch im Jahr 1933. Klee geht nach Bern, Kandinsky nach Paris. Im Exil müssen sie sich als Künstler neu erfinden: Klee wird zum Maler großformatiger, ausladend farbiger Gemälde. Sein Bild "Vorhaben" von 1938 hängt im Zentrum Paul Klee in Bern/Schweiz.
Schwebende Formen
Ein Kosmos voller Formen und Farben umfängt den Betrachter in dieser späten Arbeit Wassily Kandinskys von 1940: "Autour du cercle" (auf Deutsch: "Um den Kreis herum"). Der Künstler lässt seine Objekte gleichsam schwebend tanzen. Die Komposition wirkt weit verspielter als noch zu Kandinskys Bauhaus-Zeit und ist vom New Yorker Guggenheim Museum für die Schau in Bern ausgeliehen worden.
Zwei Ebenbürtige
Die Arme zum doppelten Händedruck verschränkt - Paul Klee und Wassily Kandinsky in der Pose des berühmten Weimarer Denkmals von Goethe und Schiller. Das Urlaubsfoto von 1929 soll zeigen: Hier treffen sich zwei Ebenbürtige. Schlüsselwerke der Künstlerfreunde sind noch bis zum 27. September im Zentrum Paul Klee in Bern zu sehen.