Frauen in Simbabwe: Der Traum vom weißen Hochzeitskleid

In einem kleinen, rostigen Caravan vor dem Standesamt in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, findet so manch eine Braut das passende Kleid. Eine elegant gekleidete Frau in ihren Dreißigern, Daphne Siwardi, betreibt dort einen Verleih für Brautmode. Ob für die spontane Hochzeit oder das schmale Portemonnaie - bei Daphne wird eine Braut schnell fündig.

Grün und mit einem weißen Dach steht der alte Anhänger mit Siwardis Brautmode-Verleih auf dem staubigen Vorplatz der Behörde. In dem unscheinbaren Caravan bietet sie auch Blumenbouquets, Dekorationen sowie Frisuren und Make-up für ihre Kundinnen an. Etwa sechs Frauen kleidet die geschäftige Unternehmerin pro Tag für die Hochzeit in ein prachtvolles, weißes Brautkleid - "made in China".

Nach der Zeremonie wird das Brautkleid gereinigt. Simbabwe ist eines der ärmsten Länder der Welt mit hoher Arbeitslosigkeit, niedrigem Bruttosozialprodukt und enormer Inflation, 98,5 Prozent im Jahr 2021, sogar mehr als 500 Prozent im Vorjahr. Ein teures Kleid für eine Hochzeit, die nur wenige Stunden dauert, neu kaufen? Das kann sich kaum ein Paar leisten.

Elegant gekleidet und frisiert warten die Brautjungfern, bis die Braut für ihre Hochzeit gestylt ist. Ein Drittel der 20- bis 49-jährigen Frauen in Simbabwe heirateten bereits vor ihrem 18. Lebensjahr, heißt es bei UNICEF. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen warnt vor Kinderehen im Land: Fünf Prozent der Mädchen werden verheiratet, bevor sie 15 Jahre alt sind.

Ob dieses Kleid wohl das passende ist? Martha Gutsu sucht "ihr" Brautkleid in der Auswahl an der Kleiderstange. "Jung und Alt kommen hierher", sagt Daphne Siwardi. Eine andere Kundin hat bereits ein Outfit gefunden. Es sei "anständig" und "billig", so die 45-Jährige, und "wenn ich verhandle, geben sie es mir vielleicht für 50 Dollar", fügt sie mit einem Seitenblick auf Siwardi hinzu.

Siwardi hat inzwischen schon einige Hochzeiten gesehen. Die Braut kommt in der Regel als erstes, um sich auf ihren großen Tag vorzubereiten. Frisur, Make-up, Kleid und Bouquet, alles soll perfekt sein. Auf dem Platz vor dem Standesamt haben sich inzwischen Freunde und Familie versammelt. Der Bräutigam wartet vor Daphnes Caravan auf seine zukünftige Frau und gemeinsam gehen sie zur Eheschließung.

Die 37-jährige Unternehmerin ist verwitwet und war Lehrerin, bevor sie in der Millionenstadt Harare im Norden Simbabwes den Verleih für Brautmode eröffnete. Sie beschäftigt zwei Assistentinnen; gemeinsam kümmern sie sich um ihre Kundinnen und die Pflege der Kleider. Mit den weißen, reich bestickten Kleidern erfüllen sich viele Frauen einen Traum, der sonst in weiter Ferne liegen würde.

Eine junge Braut lacht glücklich, als sie nach der Hochzeit den Caravan verlässt. Jedes Brautpaar hat seine ganz eigene Geschichte, berichtet Daphne. Für einige Frauen wird sie zur Vertrauten in den Stunden vor der Eheschließung - und fügt kichernd hinzu: "Manche rufen vielleicht schon in einem Monat wieder an und sagen: 'Ich will mich scheiden lassen.'"