Frau Maqsoodis Gespür für Licht
Die afghanische Künstlerin Mahbuba Maqsoodi gestaltet im ältesten katholischen Kloster Deutschlands, in Tholey (Saarland), die Kirchenfenster neu.
Mahbuba Maqsoodi vor ihrer Kunst
2018 gewinnt Maqsoodi den international ausgeschriebenen Wettbewerb um die Gestaltung der Kirchenfenster in Tholey. Nun bekommt die Abtei im ältesten Kloster Deutschlands 34 Fenster von einer muslimischen Frau.
Maqsoodis Vater
Mahbuba Maqsoodi wächst mit sechs Schwestern im afghanischen Herat auf. Der Vater wünscht sich eine Ausbildung für seine sieben Töchter und gründet für deren Erziehung eine Mädchenschule im Dorf. Mahbuba interessiert sich schon früh für Miniaturmalerei. Ihr Vater unterstützt ihre Ausbildung in persischer Miniaturmalerei.
Maqsoodi im Kloster Tholey
Vor dem Auftrag in Tholey liegt ein bewegtes Leben. Aus Afghanistan musste sie fliehen. Über St. Petersburg kommt sie als Flüchtling nach Deutschland. Bald etabliert sie sich als Künstlerin. Mittlerweile werden ihr große Ausstellungen gewidmet. In Österreich und den USA hat sie mehrere Gotteshäuser mit Fenstern ausgestattet.
Kloster Tholey im gleichnamigen Dorf Tholey im Saarland
Das älteste Kloster In Deutschland stand 2008 fast vor dem Aus. In einem Kraftakt haben es die Benediktinermönche der Abtei geschafft, die Gebäude zu sanieren und die Gartenanlage neu zu gestalten. Um die letzte Hürde zunehmen, hat eine Spende, ein zweistelliger Millionenbetrag, es ermöglicht, auch noch die Kirchenfenster zu erneuern.
Maqsoodi im Atelier
Für 34 Fenster muss die Künstlerin ihre Entwürfe umzusetzen. Jedes Fenster setzt sich aus mehreren Einzelteilen zusammen. Bis zum Einsetzen in Fensterrahmen sind etliche Prozesse nötig. Scheiben schneiden, anpassen, mehrfach bemalen und schließlich chemisch behandeln, um alles zu konservieren. Über zwei Jahre hat es gedauert, bis alle Fenster fertig waren.
Adam und Eva
Maqsoodi hat Motive aus der Bibel und der Kirchengeschichte verarbeitet. Diese aber durchaus auch interpretiert. So auch die alttestamentliche Schlüssel-Szene, die zur Vertreibung aus dem Paradies führt. Dort hat nicht nur Eva, sondern, ganz gleichberechtigt, auch Adam einen Apfel in der Hand.
Höllensturz
Der Höllensturz, auch Engelssturz genannt, ist ein zentrales Motiv der christlichen Kunst. Aber auch im Koran ist die Vorstellung vom abtrünnigen Engel verbreitet. Ob nun die Vertreibung des widersprechenden Engel durch Gott, als personifiziertes Böse, also den Teufel zeigt - oder ob doch der Sieg über den Teufel durch den Engel dargestellt ist, wie in der Apokalypse beschrieben, bleibt offen.
Maqsoodi betreut den Einbau der letzten Fenster
Ein besonders sensibler Akt in der Kette vieler Arbeitsschritte ist der finale Schritt: Das Einsetzen der Fenster in ihre Rahmen. Da muss nicht nur jede Scheibe an ihren vorgesehenen Platz. Es gilt äußerste Vorsicht, um die wertvollen Unikate nicht zu guter letzt noch zu beschädigen.
Richterfenster im Altarraum
Maqsoodi findet sich in Tholey in bester Gesellschaft. Denn der weltweit bekannteste und wohl teuerste noch lebende Künstler, Gerhard Richter, hat drei große Fenster für den Altarraum gespendet. Wie schon zuvor im Kölner Dom hat Richter ältere seiner Skizzen als Vorlage genommen und diese dann digital in Glas umsetzen lassen. Für den bald 90-Jährigen sei dies sein letztes großes Werk, sagt er.
Ermordung des heiligen Kuno
Kurz nachdem Konrad, auch Kuno, im Jahr 1066 zum Bischof von Trier ernannt wurde, ist er ermordet und beim Kloster Tholey begraben worden. Auf Betreiben des damaligen Mainzer Erzbischofs Siegfried wurde Kuno in den Kanon der Heiligen und Märtyrer aufgenommen. Seine Mörder wurden exkommuniziert.
Weihnachtsszene und Pfingstmotiv
Zwei der wichtigsten christlichen Feiertage, die jedes Jahr andächtig begangen werden. Die Geburt Jesu am 24. Dezember und das Pfingstfest, an dem der zur Erde herabkommende heilige Geist geehrt wird. Es ist ein weiteres christliches Hochfest und gleichzeitig der Abschluss der 50 tägigen Osterzeit.
Mahbuba Maqsoodi in ihrem Atelier
Während sich Tholey nun auf den Besucherstrom aus aller Welt vorbereitet und die Mönche ein wenig um ihre Ruhe bangen, hat sich Mahbuba Maqsoodi wieder in ihr Atelier zurückgezogen. Hier entwickelt sie die Arbeiten für Tholey weiter und plant dazu schon ihre nächste große Ausstellung.