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Viehzüchter sperren viele Straßen

23. Juli 2015

Die Zusage einer Nothilfe nützte nichts: Empörte französische Viehzüchter setzen ihre Proteste gegen zu niedrige Preise fort. Mitten in der Ferienzeit blockieren sie viele Straßen. Betroffen war vor allem eine Großstadt.

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Landwirte blockieren die Autobahn 6 bei Lyon (Foto: Reuters)
Landwirte blockieren die Autobahn 6 bei LyonBild: Reuters/R. Pratta

Der millionenschwere Nothilfeplan der französischen Regierung reicht den wütenden Viehzüchtern nicht aus. Nachdem sie in den vergangenen Tagen vor allem in der Normandie mit Straßensperren gegen sinkende Abnahmepreise für ihre Produkte wie Fleisch und Milch protestierten hatten, starteten sie nun neue Blockadeaktionen – mit größerer Durchschlagskraft. Mit Traktoren blockierten sie zahlreiche Straßen und sorgten vor allem um Lyon für ein Verkehrschaos.

Präsident François Hollande bemüht sich, den verhärteten Konflikt zu entschärfen. Nach einem Treffen mit Bauernvertretern in Dijon rief er Schlachter, Verarbeiter und Händler auf, den Rinder- und Schweinezüchtern entgegenzukommen. Diese wollen ihre Blockaden aber fortsetzen. Sie halten die bisher angekündigte Unterstützung der Regierung für zu gering und pochen auf höhere Preise. Der Hilfsplan betreffe nur kurzfristige Maßnahmen, die es erlaubten, die kommenden Wochen zu überstehen, sagte der Chef des Bauerndachverbandes FNSEA, Xavier Beulin, dem Sender Europe 1. Die Landwirte müssten ihre Wut ausdrücken.

Nothilfeprogramm über 600 Millionen Euro

Die Regierung hatte am Mittwoch beschlossen, den Viehzüchtern im Umfang von mehr als 600 Millionen Euro unter die Arme zu greifen. Den Landwirten sollen im Umfang von 100 Millionen Euro Sozialabgaben erlassen werden. Bei den restlichen 500 Millionen Euro handelt es sich um einen Zahlungsaufschub bei Steuern und Abgaben. Zudem sollen verschuldete Bauern Hilfe bei der Umschuldung bekommen und eine staatliche Förderbank soll zusätzliche Kredite bereitstellen. "Wir hören die Sorgen der Viehzüchter", sagte dazu Premierminister Manuel Valls im Elysée-Palast.

Die Bauern beklagen, dass sie bei den derzeitigen Marktpreisen noch nicht einmal kostendeckend wirtschaften könnten. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums sind 20.000 Züchter von der Pleite bedroht. Vor allem bei Rinder- und Schweinezüchtern sowie Milchproduzenten sei die Lage schlimm. Die Zeitung "Le Monde" berichtet, aktuell liege der Kilopreis für Rindfleisch bei 3,70 Euro, die Produktion koste aber 4,50 Euro.

Krise hat viele Ursachen

Die Gründe für die Krise sind vielfältig: Zum einen sinkt der Fleischkonsum in Frankreich, zum anderen sind wichtige Absatzmärkte wie Italien, Griechenland und Russland eingebrochen. Zugleich operiert die Branche mit höheren Kosten als in anderen europäischen Ländern - vor allem in Deutschland.

Im Juni hatten französische Abnehmer den Rind- und Schweinezüchtern zugesagt, die Preise schrittweise anzuheben, nach Angaben der Bauern die Zusagen aber nicht eingehalten. Der Milchbauer Michaël Heron sagte dem Sender BFMTV, wenn es so weitergehe, werde die Hälfte der Milchhersteller verschwinden. "Wir brauchen strukturelle Maßnahmen", betonte er.

kle/cr (dpa, afp)