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Fragen zu den Paralympics in Peking

Andreas Sten-Ziemons mit DBS, SID, dpa
3. März 2022

Die Winter-Paralympics in Chinas Hauptstadt werden vom Ukraine-Krieg und der Corona-Pandemie überschattet. Was ist neben den politischen Einflüssen beim Weltfest für Sportler mit Behinderung sportlich wichtig?

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Logo der Paralympics Peking 2022 auf einer Wand
Vom 4. bis zum 20 März werden die Paralympics in Peking ausgetragenBild: Patrick Steiner/GEPA pictures/imago images

Wie groß sind die Winter-Paralympics 2022?

Insgesamt werden in Peking bis zu 736 Sportlerinnen und Sportler aus rund 50 Nationen erwartet. In sechs Sportarten und 78 verschiedenen Wettbewerben kämpfen sie um Medaillen. Die Disziplinen teilen sich auf in Schneesport (Para Ski alpin, Para Snowboard, Para Langlauf und Para-Biathlon) und Eissport (Para Eishockey und Rollstuhlcurling). Für das deutsche Paralympics-Team treten 17 Athletinnen und Athleten sowie fünf Guides an. Jüngste deutsche Teilnehmerin wird die erst 15-jährige Linn Kazmaier (Para Ski nordisch) sein. Als ältester Deutscher geht der 52-jährige Alexander Ehler im Para Langlauf an den Start, erfahrenste Athletin ist Para Ski alpin-Fahrerin Andrea Rothfuss, die in Peking bereits ihre fünften Paralympics erleben wird. Die deutschen Nationalmannschaften Para Eishockey und Rollstuhlcurling haben die Qualifikation für die Paralympics in Peking knapp verpasst. In Pyeongchang umfasste das deutsche Team 2018 noch 20 Personen, in Sotschi waren es 2014 nur 13.

Wer sind die deutschen Medaillenhoffnungen?

Bei den Frauen dürfen sich Monoskifahrerin Anna-Lena Forster sowie Para Biathletin und Para Langläuferin Anja Wicker in der sitzenden Klasse die größten Chancen ausrechnen. Forster hat in ihrer Karriere bereits fünf Paralympics-Medaillen gewonnen, darunter zwei goldene.

Para-Biathletin Anja Wicker beim Training
Die Para-Biathletin und -Langläuferin Anja Wicker ist eine der deutschen MedaillenhoffnungenBild: Ralf Kuckuck/picture alliance

Bei den Männern könnte in der sitzenden Klasse Para-Biathlet Martin Fleig über die 15 Kilometer seinen Paralympics-Sieg von 2018 wiederholen. Einige Medaillengarantinnen der vergangenen Jahre sind in Peking nicht dabei: Andrea Eskau, sechsfache Medaillengewinnerin von 2018, musste wegen körperlicher Probleme absagen. Para-Biathletin Clara Klug fehlt nach einem Sturz. Außerdem hat Anna Schaffelhuber, siebenfache Paralympics-Siegerin im Monoski, ihre erfolgreiche Karriere bereits 2019 beendet.

Welche Corona-Regeln gelten in Peking?

An den Paralympics dürfen - genau wie bei den Olympischen Spielen - ausschließlich vollständig geimpfte Sportlerinnen und Sportler teilnehmen. Nach dem PCR-Text gleich nach der Ankunft, stehen an allen weiteren Tagen ebenfalls PCR-Tests an. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen sich an strenge Hygieneregeln halten und bleiben während ihres Aufenthalts in Chinas Hauptstadt in einer "Bubble".

Inwieweit überschattet der Krieg in der Ukraine die Paralympics?

Dass Para-Sportlerinnen und -Sportler aus Russland und Belarus vom Internationale Paralympische Komitee (IPC) zunächst nicht ausgeschlossen wurden und trotz des Ukraine-Kriegs unter neutraler Flagge an den Start gehen sollten, sorgte bei vielen Nationen für Unverständnis. Erst mit einer Nacht Verspätung erfolgte dann doch der Ausschluss durch das IPC. Ausschlaggebend war offenbar der Druck vieler Mitgliedsverbände, die laut IPC-Präsident Andrew Parsons mit "schwerwiegende Folgen für die Paralympischen Winterspiele 2022 in Peking" drohten. "Mehrere NPCs [Nationale Paralympische Komitees - Anm. d. Red.], von denen einige von ihren Regierungen, Teams und Athleten kontaktiert wurden, drohten damit, nicht anzutreten", sagte Parsons. Auch der Deutsche Behindertensportverband (DBS) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatten ungewohnt heftig reagiert: "Das ist enttäuschend und mutlos", sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher in einer Mitteilung. "Angesichts der täglichen Kriegsgräuel in der Ukraine hätten wir einen solchen Beschluss nicht für möglich gehalten." Russland hat angekündigt gegen diese Entscheidung vor den CAS zu ziehen. 

Andrew Parsons wird bei einer Pressekonferenz von einem Teilnehmer in ukrainischer Teamkleidung befragt
IPC-Präsident Andrew Parsons (r.) muss sich kritischen Fragen stellenBild: Andy Wong/AP Photo/picture alliance

Die Vereinigung "Athleten der Ukraine" hatte nachvollziehbarerweise überhaupt kein Verständnis gezeigt: "Während russische und belarussische Bomben auf Bürger der Ukraine regnen, hat das Internationale Paralympische Komitee heute jedem ukrainischen Athleten einen weiteren Schlag versetzt", hieß es in einem Statement. Als Reaktion auf die Geschehnisse in der Ukraine, hatten die Veranstalter in Peking die Sicherheitsmaßnahmen für die ukrainische Mannschaft zuvor verstärkt. Nach der Ankunft am Flughafen wurde das Team mit einer Polizeieskorte ins paralympische Dorf gebracht.  

Warum steht Gastgeber China in der Kritik?

Die Liste ist lang und nach wie dieselbe wie bei den Olympischen Spielen vor einem Monat: Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren und Tibetern, die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong, Drohungen gegen Taiwan, Einschränkungen der Meinungsfreiheit - auch für die Teilnehmenden während der Paralympics, die Sorge vor Überwachung, dazu die Kritik am Gigantismus beim Bau der neuen Wettkampfstätten, die fehlende Nachhaltigkeit und die Verschwendung von Ressourcen in den Austragungsorten, wo ohnehin bereits Wasserknappheit herrscht. Viele Athletinnen und Athleten fahren daher mit gemischten Gefühlen nach Peking. "China ist unter Berücksichtigung der Menschenrechtslage ein Land, in das Olympische und Paralympische Spiele nicht hätten vergeben werden dürfen", kritisierte DBS-Präsident Beucher. Deutschland nehme an den Wettkämpfen teil, man dürfe aber nicht vergessen und verschweigen, was dort Menschen und Minderheiten zum Teil widerfährt. "Die Entscheidung, die Spiele dorthin zu vergeben, ist nicht mehr umkehrbar. Aber diejenigen, die sie getroffen haben, müssen sich gefallen lassen, dass sie darauf hingewiesen werden."