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Forscher ohne Gewissen? - Die Max-Planck-Gesellschaft stellt sich der Vergangenheit

Konzentrationslager als Versuchslabore - KZ-Häftlinge als "Versuchskaninchen". Ob skrupellos oder nur zu feige - viele Wissenschaftler machten mit den Nazis gemeinsame Sache.

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KZ Auschwitz: Kinder hinter StacheldrahtBild: dpa

Durch Menschenversuche wollte die Nationalsozialisten zusammen mit deutschen Wissenschaftlern zum Beispiel Erkenntnisse zur besseren Behandlung von Verwundeten erlangen. Außerdem ging es um die Entwicklung von Impf- oder Kampfstoffen.

Im KZ Ravensbrück wurde mit Organtransplantationen experimentiert, in Buchenwald Fleckfieber- und Hepatitis- tests durchgefürht. Im Konzentrationslager Dachau testete man am "lebenden Objekt", wie der menschliche Organismus auf Unterkühlung reagiert. Dazu wurden Gefangene im Winter mit kaltem Wasser übergossen und ohne Kleidung ins Freie geschickt. Auch in Auschwitz gab es Menschenversuche im großen Stil. Zwergwüchsige und Zwillinge wurden zu Tode gequält. Tausende Frauen kamen bei Sterilisationsversuchen ums Leben.

Von diesen Versuchen profitierte auch die Vorgänger-organisation der Max-Planck-Gesellschaft - die 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Im "Dritten Reich" hatte sie ihre Arbeit in den Dienst von Hitlers Kriegspolitik gestellt. Sie entwickelte Waffentechnik und Giftgas und war beteiligt an den Menschenversuchen, an den grausamen Experimenten an körperlich und geistig Behinderten und an den Häftlingen in den Konzentrationslagern.

Mit ihrem nationalsozialistischen Erbe wollte sich die Max-Planck-Gesellschaft lange nicht befassen. Die Wende kam erst mit dem Wechsel an der Spitze: 1997 setzte der damalige Präsident der Gesellschaft, Hubert Markl, eine unabhängige Kommission ein. Ihr Ziel: die Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus zu erforschen. Eine Sendung von Dörte Hinrichs und Hans Rubinich.