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Forderung nach mehr Toleranz für Muslime

28. September 2001

Ausländerbeauftragte und Zentralrat der Muslime rufen zu mehr Verständigung und Toleranz zwischen den Religionen auf.

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Marie-Luise Beck, Ausländerbeauftragte der BundesregierungBild: Radio Bremen

Auch und gerade nach den verheerenden Terroranschlägen in den Vereinigten Staaten dürfe man sich nicht auseinander dividieren lassen, müssten Misstrauen und Ressentiments zwischen Deutschen und muslimischen Zuwanderern überwunden werden, mahnte die Grünen-Politikerin Beck und plädierte für einen europäischen Islam.

"Der Islam muss eingebürgert werden. Nicht nur eine staatliche, rechtliche Einbürgerung, eine kulturelle Einbürgerung des Islam, damit wir nicht mehr eine Orientierung an den Herkunftsländern haben, sondern eine Orientierung an dieser Gesellschaft mit ihren demokratischen Grundsätzen und Wertvorstellungen."

Dies bedeute einerseits, daß sich die deutsche Gesellschaft für die Anliegen der Muslime öffnen müsse. Es gebe zu wenig Kenntnisse über den Islam und die Diskussion konzentriere sich meist auf symbolische Fragen wie das Kopftuchtragen. Frau Beck sprach sich dafür aus, den Kommunen mehr Hilfen in Alltagsfragen, etwa dem Bau von Moscheen oder islamischen Friedhöfen zukommen zu lassen. Sie plädierte für einen islamischen Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen, dazu bedürfe es aber in Deutschland ausgebildeter Theologen. Andererseits müssten auch die muslimischen Gemeinden selbst für mehr Transparenz und Offenheit sorgen, es sei ein Integrationsprozess von beiden Seiten.

Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime forderte, es sei an der Zeit, daß die 3,2 Millionen Muslime in Deutschland einen angemessenen Platz in der Gesellschaft erhielten. Noch immer habe man mit zahlreichen Schwierigkeiten und Unverständnis in zentralen Fragen zu kämpfen:

"Das ist das Schächten, die Diskriminierung am Arbeitsplatz, die uns immer wieder beschäftigen, das ist der Moscheebau - manchmal haben wir den Eindruck, daß ein Moscheebau so schwierig ist, als würde man ein Atomkraftwerk erbauen."

Nur ein Prozent der Muslime in Deutschland werde als radikal-fundamentalistisch eingestuft, zu ihnen habe der Zentralrat keine Verbindung - doch habe sich nach den terroristischen Anschlägen in den USA die Lage für alle verschlechtert. Islam und Terrorismus würden in einen Topf geworfen.

"Terrorismus kennt keine Religion. Dennoch sehen sich viele muslimische Bürger hier Pöbeleien ausgesetzt, der Zentralrat der Muslime hat zwei Stunden nach dem Anschlag die ersten Bomben- und Morddrohungen bekommen. Und erst nach zwei Tagen ist die Debatte einigermaßen versachlicht worden, doch da war schon eine ganze Menge kaputt gemacht worden."

Es ist fünf vor zwölf, sagte Aiman Mazyek, wir müssen uns zusammenraufen.