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Finanzbetrüger Madoff im Gefängnis gestorben

14. April 2021

Einst zog er die Fäden für den mutmaßlich größten Finanzbetrug der Geschichte. Nun ist Bernard Madoff mit 82 Jahren in einer US-Haftanstalt gestorben.

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Bernard Lawrence Madoff | Bernie | US-amerikanischer Finanz- und Börsenmakler
Der US-Finanzmakler Bernard Madoff (Archivbild von 2009)Bild: Shannon Stapleton/REUTERS

Die US-Justizbehörden bestätigten einheimische Medienberichte, wonach der ehemalige amerikanische Börsenmakler Bernard Madoff tot ist. Der 82-Jährige verstarb demnach in einem Klinikum eines Bundesgefängnisses im US-Bundesstaat North Carolina, wo er seine Strafe verbüßte.

Madoffs Finanzschwindel gilt als einer der größten Anlagebetrugsfälle der Finanzgeschichte und sorgte damals weltweit für Schlagzeilen. Bernard "Bernie" Madoff hatte über Jahre hinweg mit Hilfe eines ausgeklügelten Schneeballsystems und fantastischer Renditeversprechen Anleger um geschätzt bis zu 65 Milliarden Dollar geprellt. Als der Schwindel aufflog, verloren viele ihre ganzen Ersparnisse.

In elf Anklagepunkten schuldig

Madoff wurde im Dezember 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise festgenommen. Er bekannte sich im Jahr danach in elf Anklagepunkten schuldig, darunter Betrug und Geldwäsche. Im Prozess gestand Madoff, die ihm anvertrauten Summen niemals angelegt zu haben. Zu seinen Opfern zählten Banken, Privatleute und Wohltätigkeitsorganisationen aus aller Welt. Im Juni 2009 verurteilte ihn ein Gericht zu 150 Jahren Haft. Seither saß er im Gefängnis.

Madoff hatte bereits im Februar 2020 in einem Interview der "Washington Post" geklagt, "sterbenskrank" zu sein, und in der Corona-Pandemie einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt, dem jedoch nicht stattgegeben worden war. Er habe bereits elf Jahre seiner Strafe abgesessen und dabei durchgehend gelitten. Sein Anwalt hatte damals erklärt, dass Madoff an einer tödlichen Nierenkrankheit leide und wahrscheinlich nur noch weniger als 18 Monate zu leben habe.

Willkommen in der High Society

Madoffs Karriere an der Wall Street hatte in den 1960er Jahren begonnen. Mit Anfang 20 gründete der aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn stammende Finanzmakler kurz nach dem Studium seine eigene Investmentfirma. Mit dem Versprechen hoher Renditen sammelte er fortan viel Geld bei Anlegern ein - Familienmitglieder, Freunde und Bekannte gaben ihr Erspartes. Tatsächlich vermehrte sich das Geld - zumindest auf dem Papier - stetig und Madoff wurde zu einer Größe in Finanzkreisen und einem Mitglied der New Yorker High Society.

Entschädigung für Madoff-Opfer

Erst in der Finanzkrise 2008, als viele Investoren plötzlich ihre Mittel abziehen wollten, flog das Betrugssystem auf. Als Madoffs Firma zusammenbrach, wiesen die Depots der Kunden Werte von 65 Milliarden Dollar aus. Tatsächlich waren aber gerade einmal 300 Millionen Dollar vorhanden. Madoff - eben noch ein gefeierter Finanzstar und bei US-Promis begehrter Geldverwalter - stand nun als Milliardenbetrüger da, der bis zu seinem Lebensende ins Gefängnis gesteckt wurde. Er selbst behauptete später, dass seine Gaunereien nur möglich waren, weil Finanzinstitute wie seine Hausbank JPMorgan gezielt wegschauten.

Für Aufsehen sorgten während seiner Haftzeit Berichte, wonach Madoff im Knast angeblich lebte wie ein Superstar. Im Bundesgefängnis der Kleinstadt Butner in North Carolina war er laut US-Medien eine Berühmtheit, eine Art moderner Robin Hood, wenn auch weniger freigiebig. "Er nahm Leuten das Geld weg, die reich und gierig waren und noch mehr wollten", sagte Shannon Hay, ein verurteilter Drogenhändler und Mithäftling, im Jahr 2010 dem "New York Magazine". Madoffs lieferte Hollywood Stoff für mehrere TV-Serien und Filme.

kle/sti (dpa, afp)