Filmpreis für Johnny Depp löst Protest aus
11. August 2021Vor zwei Tagen hat das renommierte Filmfestival im nordspanischen San Sebastian angekündigt, US-Schauspieler Johnny Depp im September mit dem Ehrenpreis Premio Donostia auszuzeichnen. Doch die Entscheidung ist umstritten. Die Präsidentin des spanischen Verbands der Frauen in Kino und audiovisuellen Medien (CIMA), Cristina Andreu, hält eine Verleihung des Preises für unangemessen, solange sich Depp in einem Prozess befindet. Ihm wird häusliche Gewalt vorgeworfen. Es gelte die Unschuldsvermutung, so Andreu gegenüber der Nachrichtenagentur EFE. "Wir sagen nur, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, ihm einen Preis zu verleihen, bevor wir nicht wirklich wissen, was passiert ist."
Die Leitung des Festivals, das vom 17. bis 25. September 2021 zum 69. Mal stattfindet, hatte angekündigt, den "Fluch der Karibik"-Star als "einen der talentiertesten und vielseitigsten Schauspieler des zeitgenössischen Kinos" in einer Zeremonie am 22. September zu ehren.
Andreu zeigte sich überrascht von der Nachricht. Der Preis stehe für eine Karriere. Für sie läge der Fall anders, wenn etwa ein Film mit Depp in der Hauptrolle den Preis der Jury gewinnen würde. "Aber für eine ganze Karriere, zu diesem Zeitpunkt, halten wir es nicht für angebracht."
Festival-Leiter: Filmkunst soll gewürdigt werden
Dagegen erklärte der Direktor des Internationalen Filmfestivals von San Sebastian, José Luis Rebordinos, gegenüber EFE, die Funktion des Festivals bestehe nicht darin, das Verhalten von Filmschaffenden zu beurteilen, "sondern jene Menschen zu würdigen, die einen außergewöhnlichen Beitrag zur Filmkunst geleistet haben".
Unterdessen erklärte auch das Internationale Filmfestival Karlovy Vary, das vom 20. bis 28. August im böhmischen Karlsbad stattfinden wird, dass neben Michael Caine auch Johnny Depp mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet werde.
Jahrelanger Rechtsstreit
Depp, der dreimal für den Oscar nominiert war, und neben vielen anderen Preisen auch einen Golden Globe gewonnen hat, ist seit Jahren in einen Rechtsstreit mit seiner Ex-Frau, der Schauspielerin Amber Heard, verwickelt. Sie beschuldigt ihn, ihr gegenüber gewalttätig geworden zu sein.
Nachdemdie britische Boulevard-Zeitung "Sun", Depp als "Frauenschläger " bezeichnet hatte, war der 58-Jährige gegen das Blatt wegen Verleumdung vorgegangen. Doch das Gericht befand, dass die in der Zeitung gegen Depp erhobenen Anschuldigungen "im Wesentlichen wahr" seien und dass zwölf der 14 ihm zugeschriebenen Übergriffe "stattgefunden" hätten.
Zuletzt hatte Warner Bros. beschlossen, Depp aus der Besetzung des dritten Teils von "Phantastische Tierwesen" zu streichen. Die Rolle übernahm schließlich der dänische Schauspieler Mads Mikkelsen. Der von "Harry Potter"-Autorin J. K. Rowling geschrieben und produzierte Film soll 2022 in die Kinos kommen.