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Filmbuch des Jahres: Film Noir. 100 All-Time Favorites

Jochen Kürten27. November 2014

Ein prächtiger Band über die Klassiker des Film Noir, der auch in die heutige Kinoepoche schaut. 100 Meilensteine des Films von "Dr. Caligari" bis "Drive".

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Buch Film Noir. 100 All-Time Favorites "Drive" (Foto: Taschen Verlag)
Bild: TASCHEN

Dass ausgerechnet ein dänischer Regisseur für den kultigsten Film-Noir-Film der jüngeren Zeit verantwortlich zeichnet, mag manchen überraschen. Nicolas Winding Refn drehte vor drei Jahren seinen Film "Drive" mit Ryan Gosling in den USA. Dem gebürtigen Dänen mit Hang zu Hollywood gelang dabei eine interessante Noir-Variante in Neon-Optik und mit melancholischer Grundierung.

Klassiker und Überraschendes

Schließt "Drive" die 100 Filme des Bandes ab, so steht der expressionistische Klassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari" aus Deutschland am Anfang. Dazwischen findet man all die Werke, vornehmlich aus Hollywood, die man normalerweise mit dem Begriff Film Noir verbindet, also zum Beispiel "Frau ohne Gewissen" von Billy Wilder, "Gilda" von Charles Vidor oder "Mord, mein Liebling" von Edward Dmytryk. Dass unter den einhundert Werken neben all den Schwarz-Weiß-Klassikern auch viele Farbfilme zu finden sind, gehört zu den Überraschungen in dem Band. Schließlich dürfte zur gebräuchlichsten Definition des Film Noir eben jene scharf konturierte Schwarz-Weiß-Ästhetik der Bilder sein.

Buch Film Noir. 100 All-Time Favorites Murder, My Sweet (Foto: Taschen Verlag)
Spiel mit dem Feuer: "Murder, My Sweet", zu Deutsch: "Mord, mein Liebling".Bild: TASCHEN

In einem klugen Vorwort versucht Drehbuchautor und Regisseur Paul Schrader ("Taxi Driver"/"American Gigolo") den Film Noir stilistisch und thematisch einzugrenzen. Schrader befasst sich auch mit dem Umgang europäischer und US-amerikanischer Kritiker mit den oft düster-pessimistischen Filmen: Die amerikanische Kritik habe sich überraschenderweise lange Zeit nicht dem Film Noir gewidmet, weil, so Schrader, amerikanische Kritiker, was die visuelle Ästhetik betreffe, schon immer ein Brett vor dem Kopf gehabt hätten. Eine erstaunliche Aussage!

Zwei weitere Essays ergänzen die Aufzählung der 100 Filme. Die beiden deutschen Herausgeber konzentrieren sich dabei vor allem auf Orson Welles Spätwerk "Lady from Shanghai", der US-Publizist Douglas Keesey nimmt Filme der letzten Kinodekaden in den Fokus. Insgesamt ist "100 All-Time-Favorites" ein prächtiger Band über eine besonders faszinierende Spielart des Kinos, die Lust auf ebenjene Filme macht - vor allem mit hunderten, grandiosen Schwarz/Weiß- und Farbfotos.

Paul Duncan und Jürgen Müller: Film Noir - 100 All Time Favorites, Taschen Verlag 2014, 688 Seiten, ISBN 978-3836543538.