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Fiasko statt spanischer Fiesta

27. Juli 2012

Spanien im Sommer: Urlaubsland. Aber auch: Euro-Krisengebiet. Die Arbeitslosigkeit hat im zweiten Quartal den höchsten Stand seit 1976 erreicht. Und die Aussichten sind trübe. Auch der IWF schlägt Alarm.

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Arbeitslosenamt in Spanien (Foto: dapd)
Arbeitslosigkeit SpanienBild: dapd

Ende Juni waren in Spanien fast 5,7 Millionen Menschen ohne Arbeit, das ist ein Anteil von 24,6 Prozent, wie die Statistikbehörde in Madrid mittteilte. Ende März hatte der Anteil noch leicht darunter bei 24,4 Prozent gelegen. Damit hat Spanien die höchste Arbeitslosenquote in der Eurozone.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht Spanien immer tiefer in die Rezession schlittern. Die Wirtschaft schrumpfe sogar noch stärker als bisher befürchtet, heißt es im IWF-Jahresbericht zu Spanien. Der Druck der Märkte auf Spanien könne "negative Auswirkungen für den Rest Europas" haben. "Das Vertrauen der Märkte bleibt schwach und die Aussichten sind sehr schwierig."

Noch vor zehn Tagen hatten die IWF-Experten Spaniens Entwicklung nicht ganz so schwarz gesehen: Sie hatten lediglich mit einem Wachstums-Minus von 1,5 für dieses Jahr gerechnet. Für das nächste Jahr war ein Minus von 0,6 Prozent erwartet worden.

Spanien: Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau

Jugendliche ohne Perspektive

Vor allem Jugendlichen fehlt die Perspektive. Fast jeder zweite hat keinen Job. Bei Jugendlichen unter 25 Jahren erhöht sich die Quote sogar auf 53,3 Prozent.

Es ist ein weiterer Schritt Spaniens in der Rezession. Erst sorgte das abrupte Ende des Immobilienbooms 2008 für einen Konjunktureinbruch, inzwischen leidet das südeuropäische Land unter der Schuldenkrise und dem mangelnden Vertrauen der Finanzmärkte. Für den angeschlagenen Bankensektor bekam Spanien von seinen Euro-Partnern bereits Finanzhilfen in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die hohen Kosten der Staatsfinanzierung lassen aber befürchten, dass das Land als Ganzes unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Die Spekulationen darüber reißen nicht ab.

Mit allen Mitteln

Ministerpräsident Mariano Rajoy stemmt sich dagegen - mit einem drastischen Sparprogramm im Umfang von mehr als 65 Milliarden Euro. Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen sollen mittelfristig die Hauhalte entlasten.

Der IWF lobte zwar die bisherigen Spar- und Reformschritte in Spanien. Doch auch die EU müsse weiter Hilfe leisten. "Spanien muss seine Reformen jetzt umsetzen. Aber auch Europa muss Spanien helfen", sagte der IWF-Spanienexperte James Daniel.

Kurzfristig gehen Beobachter davon aus, dass sich die Wirtschaftskrise in Spanien noch verschärfen könnte. Urlaubszeit hin, Urlaubszeit her.

ml/nis/se (dpa, rtr, dapd, AFP)