Feuer im Urlaubsparadies
Kanaren in Flammen
Flammeninferno auf den Kanaren: Mitten in der Hauptsaison erlebt die spanische Inselgruppe eine der schlimmsten Umweltkatastrophen ihrer Geschichte. Allein auf Gran Canaria (Foto) und Teneriffa wüteten die Waldbrände am Dienstag (31. 07.) auf einer Fläche von rund 30.000 Hektar - das entspricht in etwa der Größe einer Stadt wie München. Wo einst riesige Pinienwälder zum Wandern einluden, stehen mancherorts nur noch verkohlte, qualmende Baumstümpfe. Bislang wurden 35.000 Hektar Wald- und Buschland ein Raub der Flammen. "Die Feuerbestie verschlingt alles, was ihr vor die Augen kommt", schrieb eine kanarische Zeitung.
Rauch über Gran Canaria
Die Löschmannschaften auf Gran Canaria führten einen verzweifelten Kampf gegen die an vier Fronten wütenden Waldbrände. Bislang wurden auf der Insel nach offiziellen Angaben 20.000 Hektar Land zerstört. Dies sei mehr als ein Drittel der gesamten Waldfläche, teilte die Waldstiftung Canaries Foresta mit. 60 Häuser brannten nieder, mehr als 5000 Menschen waren vorübergehend evakuiert. Die Feuer zerstörten 65 Prozent des Vogelschutzparks Palmitos, in dem 150 Vogelarten beheimatet sind. Dort musste auch der beliebte Zoo und botanische Garten geräumt werden. Die Feuerwehr brachte rund 600 Besucher in Sicherheit, viele Tiere verbrannten. Mit dem Schrecken davon kamen rund 40 deutsche Urlauber, die aus einem Hotel in den Bergen von San Bartolomé de Tirajana in Sicherheit gebracht wurden. Die Haupttourismusgebiete der Kanaren sind aber bislang nicht betoffen. Ein 37-jähriger Forstarbeiter gestand, ein Feuer aus Verärgerung über seine bevorstehende Entlassung gelegt zu haben. Ihm drohen nun bis zu zehn Jahre Haft.
Zerstörerisches Inferno
Auf Teneriffa brannten 15.000 Hektar Wald nieder. Im Norden der Insel flohen rund 8500 Menschen vor den Flammen, die einige Häuser erfassten. Verletzt wurde aber niemand. Nach den Worten von Inselratspräsident Ricardo Melchior ist vermutlich Brandstiftung die Ursache des Feuers, das in der Gegend um Los Realejos ausgebrochen war. Überdies wurden zwei weitere Waldbrände aus dem Süden Teneriffas gemeldet. Der Vulkan Teide, mit 3718 Metern Spaniens höchster Berg, sei wegen der Rauchentwicklung kaum noch zu sehen gewesen. "Ich hatte Angst, sehr große Angst", erzählte ein Einwohner von Icod de los Vinos. Der Nationalpark rund um den Vulkan Teide blieb von den Flammen verschont.
Löschen mit dem Hubschrauber
Die Löschtrupps kämpften bei mehr als 40 Grad Hitze ununterbrochen gegen die Flammen. Windböen von 65 Kilometern pro Stunde fachten die Brände immer wieder an, das Harz der Pinien wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Weil das Gelände sehr zerklüftet ist, erfolgt die Brandbekämpfung vor allem aus der Luft. Allerdings konnten die Löschhubschrauber nur bei Tageslicht eingesetzt werden. Zwei Soldaten wurden bei den Löscharbeiten verletzt, als ihr Tankwagen umstürzte. Inzwischen hat sich die Lage leicht entspannt. Die Brände auf den spanischen Ferieninseln Teneriffa und Gran Canaria breiteten sich nach Behördenangaben nicht weiter aus. Im Norden von Teneriffa und auf Gran Canaria seien die Brände noch nicht unter Kontrolle, hätten sich aber "stabilisiert", teilten die Behörden mit.
Mörderische Hitze
Seit Tagen herrschen auf den Kanaren Temperaturen über 40 Grad Celsius. Die Hitze erschwert nicht nur die Brandbekämpfung, sie macht auch den Menschen zusätzlich zu schaffen. Drei Rentner starben an den Folgen der hohen Temperaturen, vermutlich an Kreislaufversagen. Drei weitere Rentnerinnen im Alter zwischen 83 und 92 Jahren liegen im Krankenhaus. Zudem erlitten Dutzende Menschen Rauchvergiftungen und Nervenzusammenbrüche, berichtete das Fernsehen.
Blick aus dem Himmel
Der Rauch der Brände auf Teneriffa und Gran Canaria ist sogar auf dem Satellitenbild der NASA zu erkennen. Auf den anderen Kanareninseln loderten ebenfalls Brände; ein Feuer auf La Gomera ist inzwischen gelöscht. Nach Angaben von Inselbewohnern waren zum ersten Mal alle vier Inseln gleichzeitig von Walbränden betroffen. Der kanarische Regierungschef Paulino Rivero sprach von den größten Bränden der vergangenen Jahrzehnte. Umweltschützer und Inselbewohner kritisierten, die Behörden hätten viel zu spät reagiert und nicht genügend Mittel zur Verfügung gestellt.