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PolitikIran

Festnahmen im Iran nach Anschlag auf Hamas-Anführer

3. August 2024

Noch immer wird gerätselt, wie der Hamas-Auslandschef in einem gesicherten Gebäude im Iran getötet werden konnte. Ein Zeitungsbericht liefert neue Details. Außerdem gibt es erste Festnahmen.

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Symbolbild I Polizei im Iran
Iranische Polizisten im Einsatz in der Hauptstadt Teheran (Archivbild)Bild: Rouzbeh Fouladi/ZUMA/picture alliance

Im Iran sind nach dem tödlichen Anschlag auf den politischen Anführer der Hamas, Ismael Hanija, in der Hauptstadt Teheran einem Medienbericht zufolge mehr als 20 Personen verhaftet worden. Wie die "New York Times" unter Berufung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Iraner berichtet, befinden sich unter den Festgenommen ranghohe Geheimdienstoffiziere, Militärbeamte und Mitarbeiter eines vom Militär betriebenen Gästehauses in Teheran, in dem Hanija in der Nacht zum Mittwoch einem Anschlag zum Opfer fiel. Die Festnahmen im Iran auf höchster Ebene seien eine Reaktion auf eine große und beschämende Sicherheitslücke, die den Mord ermöglicht habe, zitiert die US-Zeitung ihre Informanten.

Das Gebäude schien perfekt gesichert

Der Politbüro-Chef der Hamas hatte sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran aufgehalten und war in einem bestens gesicherten Gästehaus der iranischen Regierung im Norden der Hauptstadt untergebracht worden. Wie die britische Tageszeitung "The Telegraph" unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtet, soll der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad für den tödlichen Anschlag auf Hanija zwei iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Ursprünglich sei geplant gewesen, Hanija im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi teilnahm.

Wegen der großen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden. Stattdessen hätten die beiden Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, der Elitestreitmacht des Irans, zu platzieren, hieß es. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verließen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter. Die Agenten sollen sich anschließend ins Ausland abgesetzt haben, hätten aber in Kontakt mit einer Quelle vor Ort gestanden.

Wurde die Bombe schon vor Monaten platziert?

Am Mittwoch um 2.00 Uhr nachts hätten sie dann per Fernzündung aus dem Ausland den Sprengstoff in dem Zimmer explodieren lassen, in dem sich Hanija aufhielt. Auch die "New York Times" und das "Wall Street Journal" hatten unter Berufung auf Informanten berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei.

Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein, wie die "New York Times" unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten, schreibt. Die USA, die EU, Japan und mehrere andere Länder haben die Hamas als terroristische Organisation eingestuft. 

Marschflugkörper tötet Hamas-Führer

Unterdessen wächst die Sorge vor einer militärischen Konfrontation im Nahen Osten. Während Israels Armee in höchster Alarmbereitschaft ist, verlegen die USA nach Angaben des Pentagons zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge zur Abschreckung in die Region.

Beide Verbündete bereiteten sich auf die Abwehr eines Angriffs vor, der schon an diesem Wochenende erfolgen könnte, meldet das "Wall Street Journal". Es werde befürchtet, dass ein Angriff diesmal breiter und komplexer sein wird als Irans Attacke auf Israel im April. Damals hatte Teheran den jüdischen Staat mit 330 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen. Allerdings erst, nachdem der Iran sein Vorhaben im Voraus Diplomaten signalisiert und Israel und den USA Zeit zur Vorbereitung gegeben hatte.

Derzeit kein Bundeswehr-Einsatz geplant

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius betonte, eine deutsche Beteiligung an einem Einsatz zum Schutz Israels angesichts der verschärften Spannungen in Nahost sei derzeit kein Thema. Jede Beteiligung deutscher Soldatinnen und Soldaten sei für ihn "gerade völlig unvorstellbar", sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch in Südkorea. Auch wäre dafür ein Mandat des Bundestags erforderlich. Von daher stelle sich die Frage "aktuell überhaupt nicht". Eine entsprechende Anfrage Israels liege ihm auch nicht vor.

haz/kle/jj (dpa, rtr)

Ismail Hanija - wer war der getötete Hamas-Chef?

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.