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Federn sind mächtiger als das Schwert

Dominik Ahrens, Guido Baumhauer15. September 2014

Was hierzulande früher Brieftauben leisteten, leisten in Westeros Raben. Die klugen Tiere transportieren Nachrichten und können Schlachten entscheiden. Das macht sie zur Zielscheibe und ruft Tierschützer auf den Plan.

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Bild: Home Box Office

„Dunkle Schwingen, dunkle Worte“ – im Volksglauben sind die Raben und ihre Nachrichten Vorboten des Todes. Obwohl die Verallgemeinerung den Tieren unrecht tut, steckt wie so oft auch hier ein Quäntchen Wahrheit im Aberglauben: da sich nur der Adel den Unterhalt eines Rabenschlags leisten (und darüber hinaus auch lesen und schreiben) kann, ist der überwiegende Teil der Kommunikation per Raben politischer Natur. Und westerosische Politik ist bekanntlich blutig. In Kriegszeiten ist die Nachrichtenübermittlung besonders sensibel, das Wissen über Schwächen und Aufstellung des Gegners manchmal wichtiger als eine Armee.

Schnell oder sicher

Wer in den sieben Königreichen über lange Strecken kommunizieren will, ist im Dilemma zwischen relativer Schnelligkeit und relativer Sicherheit gefangen. Wer seine Korrespondenz einem Boten anvertraut, braucht Geduld: eine Reise von Winterfell nach Königsmund kann je nach Wetter- und Gefechtslage Wochen bis Monate dauern (Ausnahmen bestätigen die Regel). Trägt dagegen ein Rabe die Nachricht ans Ziel, verkürzt sich der Weg auf wenige Tage. Doch für geübte Bogenschützen und Fallensteller ist es ein Leichtes, die gefiederten Träger abzufangen. Dies bringt Tier- und Datenschützer gleichermaßen in Rage. In Westeros ist das Postgeheimnis immer nur so stark wie die Panzerung des Postboten.

Ob überhaupt jemals so etwas wie ein „Postgeheimnis“ existiert, wird in Expertenkreisen bereits kontrovers diskutiert. Denn in nahezu allen Festungen des Landes fällt die Kommunikation in den Aufgabenbereich des lokalen „Maesters“. Diese Anhänger eines geheimnisvollen Ordens aus Altsass inszenieren sich gerne als unparteiische Gelehrte und sind seit Jahrhunderten als Lehrer und Berater an allen großen Höfen präsent.

Kommt der Klarnamenzwang für Maester?

Nicht genug, dass über die genaue Ausbildung dieser Maester oder die Agenda ihres Ordens praktisch nichts an die Öffentlichkeit dringt. Auch die wahre Identität der Gelehrten liegt oft genug im Dunkeln. Schließlich legen alle Anwärter, die ihre Ausbildung in der Zitadelle von Altsass beginnen, ihren Familiennamen ab. Welchem großen Haus ein Maester einmal angehörte, ist damit nicht mehr nachzuvollziehen – so weiß heute kaum jemand, dass es sich etwa beim greisen Maester Aemon in der schwarzen Festung in Wahrheit um Aemon Targaryen handelt, den Bruder des verstorbenen Königs Aegon V.

Falls Sie diesen Text also per Raben erhalten haben, fragen Sie sich einmal, wie unverfälscht sein Inhalt wohl ist.