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FC Bayern: Warum das Sponsoring durch Ruanda umstritten ist

Matt Pearson
4. Februar 2025

Der blutige Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo wirkt sich auch auf die Fußball-Bundesliga aus. Grund ist die Partnerschaft des FC Bayern München mit Ruanda.

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Schriftzug "Visit Rwanda" auf Werbebande in der Münchener Arena
Im August 2023 schloss der FC Bayern einen Vertrag mit dem Sportministerium Ruandas ab und wirbt seitdem für "Visit Rwanda"Bild: Bernd Feil/M.i.S./IMAGO

Was ist in Ostkongo passiert?

Im Osten der Demokratischen Republik Kongo , in der Region Nord-Kivu, die an Uganda und Ruanda grenzt, schwelt seit mehr als zehn Jahren ein blutiger Konflikt. Die Rebellengruppe M23 kämpft gegen die Zentralregierung. Vor wenigen Tagen ist M23 mit der Einnahme der Provinzhauptstadt Goma ein großer militärischer Erfolg gelungen, der die humanitäre Krise in der Region noch verschärft hat. Unter den Todesopfern der Kämpfe um Goma waren auch mehrere UN-Friedenssoldaten.

Offenbar wird M23 von Ruanda unterstützt, was die ruandische Regierung aber bestreitet. Die Vereinten Nationen (UN) haben das Land dennoch wiederholt aufgefordert, seine Truppen aus der Demokratischen Republik Kongo abzuziehen und die Unterstützung für die Gruppe einzustellen.

Was hat das mit dem FC Bayern zu tun?

Der FC Bayern München ist beteiligt, weil er 2023 einen Sponsorenvertrag mit dem Sportministerium Ruandas abschloss und seitdem für "Visit Rwanda", die Tourismusmarke des afrikanischen Landes Werbung macht. Nach dem englischen Verein FC Arsenal und dem französischen Top-Klub Paris Saint-Germain sind die Münchener der dritte Fußballklub, der eine solche Partnerschaft eingegangen ist.

Spieler von Paris St. Germain beim Training mit Schriftzug "Visit Rwanda" auf der Kleidung
Neben dem FC Bayern werben auch Paris St. Germain (Foto) und der FC Arsenal mit dem Slogan "Visit Rwanda"Bild: FRANCK FIFE/AFP/Getty Images

Nun hat die Außenministerin der Demokratischen Republik Kongo, Therese Kayikwamba Wagner, die Bayern in einem Brief, der an alle drei Vereine ging, aufgefordert, den Vertrag zu beenden.

"Unzählige Menschen haben ihr Leben verloren, es kommt zu Vergewaltigungen, Mord und Diebstahl. Ihr Sponsor ist für dieses Elend direkt verantwortlich. Wenn nicht für euer eigenes Gewissen, dann sollten die Vereine es für die Opfer der ruandischen Aggression tun", schrieb sie.

Wie hat der FC Bayern reagiert?

Der Bundesligist hat bisher weder auf eine Anfrage der DW geantwortet noch sich öffentlich zu dem Thema geäußert. Kurz nach der Unterzeichnung des Vertrages im Jahr 2023 verteidigte Jan-Christian Dreesen, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, den Vertrag jedoch.

"Ja, wir nehmen Geld aus Ruanda, aber wir tun auch etwas dafür, indem wir offen darüber reden, Trainer dorthin schicken, eine gemeinsame Jugendakademie aufbauen und so weiter", sagte er der DW. "Wir wollen Teil der Entwicklung Ruandas sein und uns auch für Afrika als einen Kontinent der Möglichkeiten einsetzen."

Wie die Münchener Tageszeitung "TZ" berichtet, nimmt der Klub die Situation ernst. Vertreter des Vereins sollen "schnellstmöglich nach Ruanda reisen", um in der Hauptstadt Kigali Gespräche mit dem dortigen Vertragspartner zu führen.

Gab es früher bereits Kritik an Sponsoren-Partnerschaften des FC Bayern?

Ja, denn der Vertrag mit Ruanda wurde weniger als zwei Monate nach dem Ende eines ähnlichen Abkommens mit dem Wüstenemirat Katar unterzeichnet, das sich ebenfalls als höchst umstritten erwies und einen tiefen Riss zwischen dem Verein und seinen Fans verursachte. Die Haltung der katarischen Regierung gegenüber Andersdenkenden und in Menschenrechtsfragen geriet während der Fußballweltmeisterschaft 2022 ins Rampenlicht.

Die aktive Fangemeinde des FC Bayern war der Meinung, dass die Politik des Landes nicht mit den erklärten Werten des Vereins übereinstimmt. Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins im November 2021 gab es lautstarke Proteste, denen sich der Vereinsvorstand schließlich entzog, indem er die Veranstaltung abbrach, ohne das Katar-Thema mit den Vereinsmitgliedern zu diskutieren.

Wie profitieren der FC Bayern und Ruanda von ihrer Partnerschaft?

Im Falle des Klubs scheint die Antwort zunächst Geld zu sein. Der Fünfjahres-Vertrag soll den Bayern über fünf Millionen Euro pro Jahr (5,15 Millionen Dollar) einbringen. Außerdem will der Verein sein Profil in der Region schärfen.

"Afrika ist ein Kontinent der Möglichkeiten. Für den FC Bayern ist dies der nächste wichtige Schritt in der Internationalisierung", sagte Dreesen bei der Unterzeichnung des Vertrages. Letztlich ginge es auch hier darum, die kommerziellen Einnahmen zu steigern.

Für Ruanda ist das erklärte Ziel, "die Entwicklung des Jugendfußballs für Jungen und Mädchen in Ruanda zu unterstützen", und zwar durch die von Bayern München im Land eingerichtete Akademie, so die damalige Sportministerin Aurore Mimosa Munyangaju.

"Die Ruander haben das Potenzial, sich im Fußball hervorzutun, und diese Partnerschaft bietet eine großartige Plattform für Ruanda, um Spitzenleistungen im Sport anzustreben", sagte sie.

Viele internationale Beobachter sehen das jedoch anders. Ruanda und sein Staatschef Paul Kagame werden zunehmend des Sportswahings beschuldigt - sie nutzen den Sport, um in der Öffentlichkeit ein positives Bild zu vermitteln, das nicht der Realität entspricht.

"Diese Sponsorings haben dazu beigetragen, Ruanda in den Augen der Welt sauber zu machen. Ruanda, das ein sehr armes Land ist, hat beschlossen, sein Geld zur Unterstützung dieser Vereine auszugeben. Es hat Verträge mit der Radsportweltmeisterschaft abgeschlossen und hofft, dass die Formel 1 in Ruanda stattfindet. Das schafft das Image eines modernen, fortschrittlichen, sauberen und sicheren afrikanischen Landes", so die Autorin und Journalistin Michela Wrong gegenüber der DW.

"Aber gleichzeitig interveniert es sehr stark im Nachbarland (DR) Kongo und stiftet Chaos in diesem Land und ist für Tausende von Toten verantwortlich."

Was könnte als nächstes passieren?

Die Situation im Konfliktgebiet ist unbeständig. Laut den Agenturen Reuters und AP soll M23 nach der Einnahme Gomas, die hunderte Todesopfer forderte, einen Waffenstillstand angekündigt haben. Frankreich hat Ruanda zum "sofortigen" Abzug aus dem Land aufgefordert, der britische Außenminister David Lammy sagte, die M23 hätte Goma nicht ohne materielle Unterstützung durch ruandische Verteidigungskräfte einnehmen können, und Deutschland gehört zu den Großmächten, die überlegen, ob sie weiterhin Hilfe nach Ruanda schicken sollen.

Großes Transparent vor der Fankurve des FC Bayern mit Karikaturen des damaligen Vorstandvorsitzenden Oliver Kahn und Bayern-Präsident Herbert Hainer mit dem Schriftzug "Für Geld waschen wir alles rein"
Wird es von Fanseite gegen das Ruanda-Sponsoring ähnliche Protestaktionen geben wie gegen die Partnerschaft mit Katar?Bild: picture alliance/Pressebildagentur ULMER

Welche Auswirkungen es beim FC Bayern geben wird, muss sich zeigen. In Anbetracht der politisch engagierten Fans in Deutschland werden die Bayern wahrscheinlich intern viel stärker unter Druck geraten als PSG oder Arsenal, und wie im Falle Katars muss der Verein entscheiden, ob der PR-Schaden die Einnahmen wert ist.

"Ich glaube nicht, dass sie Geld aus Ruanda annehmen müssen, sie können andere Sponsoren finden", sagt Michaela Wrong. "Ich würde sie ermutigen, dies zu tun."

Die Bayern sind am Freitagabend in der Fußball-Bundesliga Gastgeber von Werder Bremen. Auch im Stadion könnten dann - wie schon beim Katar-Sponsoring - Transparente zu sehen sein oder andere Aktionen erfolgen, mit denen die Fanszene ihren Protesten Gehör verschafft.

Der Text wurde aus dem englischen Original "Bayern Munich and Rwanda: Why is sponsorship controversial?" adaptiert.