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Fast 60 Millionen auf der Flucht

18. Juni 2015

Syrien, Irak, Jemen - die Welt ist "im Krieg", so das Flüchtlingshilfswerk der UN. Immer mehr Menschen fliehen aus Angst vor bewaffneten Konflikten aus ihrer Heimat. Mehr als nach dem Zweiten Weltkrieg.

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Flüchtlinge im Grenzgebiet der Türkei und Syrien (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/U. Bektas

Sie fliehen vor Kriegen, Hunger und Leid - 59,5 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr ihre Heimat verlassen. Das sind 8,3 Millionen mehr als im Jahr zuvor, teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in Genf mit. Die Zahl der Flüchtlinge weltweit hat damit einen neuen Höchststand erreicht. Mehr Menschen sind nicht einmal nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Flucht gewesen. Der Bericht zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni trägt den Titel "Welt im Krieg".

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, begründete die immer stärker werdenden Flüchtlingsströme mit den weltweiten Kriegen und Konflikten, darunter die in Syrien, im Südsudan und in der Ukraine. In dem Bericht ist von 15 Konflikten die Rede, die in den vergangenen vier Jahren ausgebrochen oder neu aufgekommen sind.

Immer schlimmer?

Guterres prognostizierte, dass sich die globale Flüchtlingskrise sogar noch weiter verschlimmern könne. Viele Politiker und Warlords, die für die Kriege verantwortlich seien, gingen straffrei aus, beklagte er. Zudem sei die internationale Gemeinschaft völlig unfähig, die Konflikte zu beenden. Guterres forderte von der Staatengemeinschaft mehr Unterstützung für Flüchtlinge. Das UNHCR und andere humanitäre Organisationen hätten mit massiver Geldnot zu kämpfen, kritisierte er.

Von den knapp 60 Millionen Flüchtlingen waren dem Bericht zufolge Ende 2014 etwa ein Drittel aus ihren Ländern geflohen; die Hälfte davon Kinder. Mehr als 38 Millionen Menschen suchten als Binnenflüchtlinge im eigenen Land Schutz. Die Zahl der Asylbewerber beziffert das UNHCR mit 1,8 Millionen.

Flüchtlinge schlafen in Schlafsäcken an der französisch-italienischen Grenze (Foto: Reuters)
Auch die EU bekommt ihr Flüchtlingsproblem nicht in den Griff; 170.000 Flüchtlinge kamen 2014 nach ItalienBild: Reuters/E. Gaillard

Last der Entwicklungsländer

Am schlimmsten ist die Situation in Syrien. Aus dem Bürgerkriegsland flohen im Jahr 2014 rund 3,9 Millionen Menschen. Die meisten von ihnen fand in Nachbarländern Zuflucht. Aus Afghanistan flohen 2,6 Millionen Menschen, aus Somalia etwa 1,1 Millionen.

Unter den Aufnahmeländern liegt derzeit die Türkei an der Spitze. Im vergangenen Jahr beherbergte das Land fast 1,6 Millionen Flüchtlinge. Auch für die europäischen Staaten war das letzte Jahr ein Rekordjahr: 219.000 Menschen, überquerten 2014 das Mittelmeer nach Europa. Doch in der Summe nehmen nach wie vor die Entwicklungsländer die meisten Menschen auf. 86 Prozent aller Flüchtlinge waren das in 2014. Hinter der Türkei folgen Pakistan, der Libanon, der Iran und Äthiopien. "In einem Zeitalter der beispiellosen Massenvertreibung, brauchen wir eine beispiellose humanitäre Antwort und eine neue globale Verpflichtung zu Toleranz und Schutz für Menschen, die vor Konflikt und Verfolgung fliehen", betonte Guterres.

Keine europäische Lösung in Sicht

Zuletzt trafen sich die Innenminister der EU in Luxemburg, um eine Lösung des Flüchtlingsproblems zu finden. Doch eine Einigung scheiterte bisher an einem fairen Verteilungsschlüssel für die Flüchtlinge. Vor allem die nord- und osteuropäischen Länder stellen sich quer. Deutschland und Schweden sind derzeit die beliebtesten Länder für Asylsuchende, heißt es in dem Bericht des UNHCR weiter. Die größte Flüchtlingslast tragen allerdings die Mittelmeer-Anrainer Griechenland und Italien.

nin/se (dpa, epd)